Dunkelflaute: Deutschlands teurer Energie-Irrweg

Die Energiewende läuft nicht rund. Daniel Wetzel zog Ende Juli 2017 in der Welt eine ernüchternde Zwischenbilanz:

Kurzschluss bei der Energiewende
Die Energiewende verändert Natur und Landschaft, verteilt Milliarden um und verheißt Rettung vor dem Klimawandel. Doch ein Blick auf das bislang Erreichte ernüchtert: Die zentralen Versprechungen der Ökostrom-Revolution wurden noch nicht eingelöst. Die Politik ist ratlos. Eine Zwischenbilanz.

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Bereits Mitte Mai 2017 warnte Otto Schily in der Basler Zeitung, es den Deutschen nachzutun:

«Energiepolitischer Fehler»

Otto Schily, der frühere deutsche Innenminister, warnt vor ökologischen und sozialen Folgen des Energiegesetzes.

Der Mann ist eigentlich ein Grüner. 1980 war Otto Schily einer der Gründer dieser neuen Partei in Deutschland. Später trat er in die SPD über und wurde deutscher Innenminister – und zwar genau dann, als Deutschland den Weg einschlug, über den in der Schweiz am Sonntag abgestimmt wird.

Umso erstaunlicher die Sätze, mit denen Schily nun in einem Brief an Christoph Blocher die deutsche Energiepolitik kritisiert. Die Energiewende hält er «sowohl unter wirtschaftlichen, finanziellen, ökologischen, sozialen und klimapolitischen Vorzeichen für ein Desaster». Er würde es bedauern, wenn die Schweiz am kommenden Sonntag für ein ähnliches Modell entscheiden würde.

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Kritik am naiven hemischen Energieaktionismus auch am 26. Juni 2017 in der FAZ von Justus Haucap:

Deutschlands teurer Energie-Irrweg

Die milliardenschwere Förderung „grünen“ Stroms in Deutschland hat praktisch null Klimaschutzwirkung, führt aber zu einem gefährlich steigenden Strompreis.

Deutschland geht international einen energiepolitischen Sonderweg. Neben dem doch sehr abrupten Ausstieg aus der Kernenergie, den die Merkel-Regierung im Juni 2011 beschloss, wird der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind in einem Ausmaß finanziell gefördert wie in keinem anderen Land der Erde. Das reine Subventionsvolumen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beträgt mittlerweile mehr als 25 Milliarden Euro im Jahr, also mehr als 300 Euro je Bürger jährlich.

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Das Ausland beobachtet das deutsche Energieexperiment zunehmend amüsiert. Die Financial Times nennt das Grundproblem der Erneuerbaren Energien, nämlich die geringe Produktivität. Wenn man tausend Murmeln einen Berg hinaufbringen möchte, kann man sie entweder alle einzeln hinauftragen, oder sie in einem großen Eimer mit dem Auto hochfahren. Man hat stets die Wahl. Hier der FT-Artikel vom 9. Juli 2017:

A green economy is possible, but at what cost?
The problem with renewables lies not in capability, but in low productivity

Some US scientists have recently been conducting a rather heated argument about whether it is possible to have an economy that is powered 100 per cent by renewable (or non-fossil) energy sources. The answer, obviously, is yes. Such economies have previously existed, and not so very long ago. Go back to 17th century Europe, and pretty much all energy production centred on the cultivation of fields, management of woodland and animal husbandry. It meant that a great deal of physical land was needed to support a population a fraction of today’s global billions. The question is not so much whether you could recreate that sort of society. It is really whether you would want to, and that comes down to the issue of acceptable cost.

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Im Juni 2017 erschien von Frank Hennig ein neues Buch zur Energiewende: Dunkelflaute: oder Warum Energie sich nicht wenden lässt. Aus der Buchbeschreibung:

Täglich werden wir mit Begriffen konfrontiert, die im Ergebnis einer als alternativlos gepriesenen Energiewende verwendet werden oder durch sie erst entstanden sind. Zunehmend gehen Bezeichnungen der allgemeinen Vergrünung in den Alltagsgebrauch über. Wissen wir immer, wie und worüber wir eigentlich reden? Wissen und Glauben bilden Denken und Meinung. Der Trend geht zum Glauben.

Frank Hennig greift Bezeichnungen auf und kommentiert – in nichtalphabetischer Reihenfolge. Locker lesbar, zuweilen zugespitzt und – zum Verdruss der Anhänger der Energiewendeprosa – angereichert und gut durchgeschüttelt mit Fakten, Daten und Zahlen. Eine kritische Auseinandersetzung mit oberflächlichem Schwarz-Weiß-Denken, unhaltbaren Visionen und Klimapopulismus. Technischphysikalisch fundiert nimmt er die Begriffe beim Wort und deckt auf, dass sie oft mehr verbergen als erklären – denn es geht längst nicht mehr um die Erzeugung alternativer, sanfter Energie, sondern um Wege, an die öffentlichen Subventionstöpfe und schließlich an die Portemonnaies der Verbraucher zu gelangen. Eine Anregung für mündige Bürger zum Mit- und Weiterdenken, für Energieinteressierte, aber auch alle anderen. Mit einem Beitrag des international renommierten Dirigenten und glühenden Umweltschützers Enoch zu Guttenberg.

 

Im Juni 2017 veröffentlichte die Denkfabrik ‚Agora Energiewende‘ eine Studie zur Zukunft der Energiewende. Die Studie wurde in der Presse vielfach zitiert.Björn Peters befasste sich in seiner wöchentlichen Kolumne für den Deutschen Arbeitgeberverband mit der Studie. Dabei stellt er fest:

„dass viele grundlegende naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge sowie verfassungsrechtliche Problematiken weder erwähnt noch berücksichtigt werden.  Wir hätten uns von so renommierten Autoren mehr Mut gewünscht, die Voraussetzungen der Energiewende gründlicher zu hinterfragen und zu durchdenken.  Insofern ist die Agora-Studie als politischer Wegweiser gefährlich, kann sie doch trotz zahlreicher korrekter Beobachtungen und zielführender Einzelmaßnahmen insgesamt in die Irre führen.“

Björn Peters kompletten Beitrag können Sie hier lesen.

Peta Credlin holte die Träumer am 17. Juni 2017 in The Daily Telegraph auf den Boden der Wirklichkeit zurück: Erneuerbare Energie ist nicht billig, hier sollte man sich keine Illusionen machen:

Climate change zealots need to get real
WELL, now we know. The biggest deniers in the whole climate change debate are those who think we can have affordable power, lower emissions and a reliable network. We can’t.

Weiterlesen in The Daily Telegraph. Siehe auch Beitrag auf WUWT.

Deutschland spielt eine wichtige Rolle in der Welt. Trotzdem stellen wir nur 1% der Weltbevölkerung und sogar lediglich 2 Promille der Landoberfläche. Insofer ist es gewagt, die Probleme der Erde mit deutschen Alleingängen lösen zu wollen. Beispiel Kohlekraftwerke. Hier wird in Deutschland um jedes einzelne heftig gerungen. Wird der Planet wirklich besser, wenn wir ein weiteres Kraftwerk zuhause einstampfen, unter enormen Anstrengungen? Dazu sollten wir auf den weltweiten Kontext schauen. Derzeit befinden sich weltweit momentan 1600 Kohlekraftwerke im Bau oder in Planung. Die deutsche Kohlediskussion ist somit ein Tropfen auf den heißen Stein. Ein bisschen mehr Realismus und weniger Größenwahn könnten hier nicht schaden.

In den USA ist man sich der Probleme bewusst. Eine Studie der University of California San Diego erinnerte jetzt die Planer daran, dass eine Vollversorgung durch Erneuerbare Energien auf eine Vielzahl von Energieträger verteilt werden muss. Wind, Sonne und Wasser allein werden es nicht schaffen. Hier die Pressemitteilung der Uni vom 19. Juni 2017:

Fighting Global Warming and Climate Change Requires a Broad Energy Portfolio

Can the continental United States make a rapid, reliable and low-cost transition to an energy system that relies almost exclusively on wind, solar and hydroelectric power? While there is growing excitement for this vision, a new study in the Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) by 21 of the nation’s leading energy experts, including David G. Victor and George R. Tynan from the University of California San Diego, describes a more complicated reality.

These researchers argue that achieving net-zero carbon emissions requires the incorporation of a much broader suite of energy sources and approaches.

The paper published by PNAS the week of June 19, 2017, with Christopher Clack as first author, provides a rigorous analysis that corrects a 2015 research roadmap indicating that the continental U.S. could be reliably powered at low cost, in as little as 35 to 40 years, relying on just solar, wind, and hydroelectric power. The researchers write that the conclusions in the 2015 paper are not supported by adequate and realistic analysis and do not provide a reliable guide to whether and at what cost such a transition might be achieved.

“Wind, solar and hydroelectric power can, and will, be important parts of any moves to decarbonize our energy system and therefore combat climate change, but given today’s technical challenges and infrastructure realities, renewables won’t be the only solution,” said Victor, an energy expert at the UC San Diego School of Global Policy and Strategy.

Victor and fellow co-author Tynan, who is associate dean of the UC San Diego Jacobs School of Engineering, are co-directors of the Deep Decarbonization Initiative at UC San Diego, which they launched to tackle the interrelated policy and technology challenges that must be addressed to get to zero global carbon emissions.

“We need a broad portfolio of clean energy technologies in order to achieve an affordable transition to a low-carbon-emission energy system,” said Tynan, a professor in the Department of Mechanical and Aerospace Engineering at the Jacobs School and a member of the UC San Diego Center for Energy Research.

The new work references a number of analyses, meta-analyses and assessments, including those performed by the Intergovernmental Panel on Climate Change, the National Oceanic and Atmospheric Administration, the National Renewable Energy Laboratory, and the International Energy Agency, that have concluded that deployment of a diverse portfolio of clean energy technologies makes a transition to a low-carbon-emission energy system both more feasible and less costly than other pathways.

“A policy prescription that overpromises on the benefits of relying on a narrower portfolio of technologies options could be counterproductive, seriously impeding the move to a cost effective decarbonized energy system,” the authors write in the PNAS paper.

This discussion is particularly timely because proposals for rapid shifts to all or nearly all renewables are gaining increased attention from policy makers, politicians and the general public.

“Getting to 80 percent reduction in carbon emission rates is going to be tough, and decarbonizing beyond 80 percent will be even more challenging. That’s why it’s important to be as rigorous as possible in laying out a pathway to this goal,” Tynan said.

“When we talk about reducing the amount of carbon in the atmosphere — decarbonization — there is an increased recognition that a diversity of approaches is not only smart, but necessary,” said Victor, who is also co-director of the Laboratory for International Law and Regulation at UC San Diego and co-chairs the Energy Security and Climate Initiative at the Brookings Institution.

This kind of broad energy portfolio is likely to include bioenergy, wind, solar, hydroelectric, nuclear energy and carbon capture, the authors say. “We are focused on helping governments, communities, companies and societies cut emissions of warming gases given the very real technological, economic and political constraints that exist,” Tynan said. “It’s important for policy makers and the public to understand we still have significant progress to make before we are have a realistic chance of achieving the required emissions reductions reliably and cost effectively.”

For the PNAS study, the authors identify many technical challenges to moving toward an energy system built solely on wind, solar and hydroelectric power. The authors also argue for deploying new technologies and innovation, such as cutting-edge energy storage and new control systems. With experience, they say, a much greater role for renewable energy may be feasible.

“Ultimately we’re talking about getting to zero — getting our global carbon emissions to levels that will combat climate change immediately. This is deep decarbonization in the real world, cutting global emissions at scale while still meeting the energy needs of a growing, global population,” said Victor.

“Evaluation of a proposal for reliable low-cost grid power with 100% wind, water, and solar,” by Christopher T. M. Clack et al, published in PNAS the week of June 19, 2017.

 

 

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