Die politische Klimawissenschaft: „Illi omnia experti“

Von Uli Weber

Bereits im Januar 2019 war hier auf KalteSonne unter dem Titel „Faktenwäsche?“ eine sehr eigenartige wissenschaftliche Veröffentlichung zur angeblich zunehmenden Gletscherschmelze thematisiert worden, und zwar mit dem völlig gegenteiligen

Ergebnis: Aus den Diagrammen A bis D von Bevis et al. (2019) lässt sich ableiten, dass sich der Masseverlust des Grönlandeises entgegen dem vorausberechneten Trend seit 2013 erheblich vermindert hat.“

Dort war nämlich ein eigenartiger Sprung in der Zeitachse von Diagramm „D“ zur Stützung der betreffenden alarmistischen Aussage aufgefallen, Zitat:

In Diagramm „D“ fällt weiterhin auf, dass die Residuen auf einer verkürzten Zeitskala lediglich bis Mitte 2014 dargestellt werden, anstatt dort den vollständigen Datensatz bis Mitte 2015 abzubilden.

Die fragwürdige Abbildung sieht folgendermaßen aus, man achte insbesondere auf die schwarzen Pfeile zwischen den Abbildungen (B) und (D) im Bereich der Zeitachse von (B):

 

Abbildung: Diagramme B bis D aus Fig. 1 von Bevis et al. (2019). Quelle: Michael Bevis et al.: Accelerating changes in ice mass within Greenland, and the ice sheet’s sensitivity to atmospheric forcing, PNAS published ahead of print January 22, 2019 https://doi.org/10.1073/pnas.1806562116 (Open access article distributed under Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives License 4.0 (CC BY-NC-ND))

 

Weiter hatten wir damals festgestellt: „Bei den Residuen in Diagramm „D“ fehlt also ein ganzes Jahr, obwohl die entsprechenden Daten für den Zeitraum von Mitte 2014 bis Mitte 2015 ja bereits in Diagramm „B“ abgebildet worden sind. Dieser Umstand wurde dadurch ausgeglichen, dass die Zeitachse in Diagramm „D“ auf die Zeitachse von Diagramm „B“ gestreckt und der Zeitsprung zwischen beiden Diagrammen von etwa einem Jahr durch schwarze Pfeile gekennzeichnet wurde.“

Es ist schon eine sehr eigenartige Situation, wenn eine fehlerhafte und höchst manipulative Abbildung zwar zur nichtkommerziellen Wiedergabe freigegeben ist, daran aber keine Veränderungen erlaubt sind, um sie korrekt darzustellen. Allerdings bietet moderne Software heute Funktionalitäten an, mit denen solche Probleme überwunden werden können, beispielsweise mit einem eigenen Overlay über der unveränderten Originalabbildung.

Wenn man nun einmal die Zeitskala der Residuen (D) auf die der Enteisungskurve (B) skaliert und die dort fehlenden Daten in einem separaten Overlay ergänzt, ergibt sich für den Zeitraum 2013/2014 keine „Pause“, sondern vielmehr seit 2013 eine eindeutige Massenzunahme für das angeblich immer stärker abschmelzende Gletschereis:

 

Abbildung: Overlay des Autors plus Originaldiagramm (D) aus Fig. 1 von Bevis et al. (2019) https://doi.org/10.1073/pnas.1806562116 (Merely changing the format never creates a derivative). Anmerkung: Das rote umrandete Overlay ist eine eigene Arbeit des Autors, die die fehlenden Daten aus Diagramm (B) von Bevis et al. (2019) lediglich graphisch wiedergeben

 

Die willkürliche Verkürzung einer vergleichenden Zeitreihe bei gleichzeitiger Dehnung der betreffenden Zeitskala, aus der dann eine entscheidende argumentative Schlussfolgerung abgeleitet wird, stellt kein zufälliges fachliches Versehen dar. Es konnte hier also eindeutig eine zielgerichtete Datenmanipulation zur Stützung einer alarmierenden Aussage nachgewiesen werden, die sich bei korrekter Darstellung der zugrunde liegenden Daten in ihr genaues Gegenteil verkehrt. Dem abschließenden Ergebnis aus „‚Faktenwäsche‘?“ ist demnach nichts hinzuzufügen:

Entwarnung, die Eisschmelze auf Grönland hat sich seit 2013 deutlich verlangsamt.“

Fazit: Das bekannte „illi omnia experti“ aus Caesars „De bello Gallico” bedeutet nicht etwa, dass die dort Genannten alle Experten gewesen wären, sondern vielmehr, dass jene lediglich alles versucht hatten. Und genau so ist das auch mit den klimapolitischen „Experti“, denn sie versuchen alles, um einer globalen Klimareligion zum Durchbruch zu verhelfen. Es handelt sich also gar nicht um Klimawissenschaftler, sondern um klimareligiöse Missionare – und sie missbrauchen die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft geschickt als Vehikel zur Verbreitung ihrer Klimaideologie. Denn ausgerechnet die modernen Naturwissenschaften waren einstmals ein wesentliches Instrument der Aufklärung, die uns schließlich von einem streng religiös geprägten Absolutismus befreit hatte…

 

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