Die Geister, die ich rief

Robert Habeck kann einem tatsächlich etwas leidtun. In Zeiten der Opposition war die Deutsche Umwelthilfe DUH vermutlich ein guter Freund des Grünen. Jetzt droht diese Freundschaft zu kippen. Kaum hatte das von Habeck geführte Wirtschaftsministerium verkündet in Wilhelmshaven mit dem Bau eines LNG-Terminals zu beginnen, legt die DUH Widerspruch dagegen ein. Das berichtet n-tv. Niedersachsens Olaf Lies – SPD- äußerte sich ebenfalls laut n-tv.

Niedersachsens Energieminister Olaf Lies bezeichnete den Widerspruch der Umwelthilfe indes als „bemerkenswert unangemessen“. „Es arbeiten sehr viele Menschen Tag und Nacht unter Hochdruck daran, dass Deutschland möglichst schnell aus der russischen Umklammerung herauskommen kann beim Thema Gas“, sagte der SPD-Politiker. „Die Übergangslösung mit schwimmenden LNG-Terminals ist dafür eine elementare Säule.“

Die ersten Arbeiten für das Terminal in Wilhelmshaven sollen noch in dieser Woche beginnen, wie Niedersachsens Energieministerium angekündigt hatte. Am Donnerstag wird Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Hooksiel bei Wilhelmshaven erwartet, um eine Absichtserklärung zu unterzeichnen, den Standort „zu einer Drehscheibe für saubere Energie für Deutschland“ auszubauen. Spätestens Anfang 2023 soll der LNG-Import beginnen.

Vermutlich hat sich Constantin Zerger von der DUH das auch anders vorgestellt als er das Unterfangen der DUH bei Twitter stolz verkündete. Er erntete größtenteils Kopfschütteln, harsche Kritik und nur wenig Applaus.

Sehr interessant sind die Bedenken der DUH im Hinblick auf die Gefährdung von Schweinswalen durch die Bauarbeiten an dem LNG-Terminal. Offenbar möchte man den Tieren nicht den Lärm der Rammarbeiten zumuten. Das ist einerseits löblich, aber bei Rammarbeiten für Offshore-Windkraftanlagen hat man andererseits von der DUH bisher wenig dazu gehört. Was denn nun? Sind Rammarbeiten immer nur dann gefährlich für Schweinswale, wenn das Vorhaben nicht mit dem eigenen Narrativ übereinstimmt? Immerhin hat sich die DUH mit Robert Habeck, den nach eigenen Worten größten Schweinswalfan in der aktuellen Bundesregierung, als Gegner gesucht, glaubt man dem Spiegel.

“Die Umwelthilfe hatte den geforderten Baustopp unter anderem damit begründet, dass Schweinswale geschützt werden müssten, durch den Bau jedoch gefährdet würden. Vor diesem Hintergrund verwies Habeck auf seine norddeutsche Herkunft. Schon in Schleswig-Holstein habe er zusammen mit der Fischerei große Anstrengungen unternommen, die Wale zu schützen. »Ich liebe Schweinswale, ich komme von der Küste«, so Habeck: »Ich bin der größte Schweinswal-Fan in der Bundesregierung”

Für alle, die nicht von der Küste kommen: Schweinswale sind seltene und scheue Tiere, selbst passionierte Segler, die oft auf dem Wasser sind, sehen die Tiere selten bis nie. Von der Küste aus welche zu entdecken, dürfte so selten sein, wie ein großer Gewinn im Lotto. Es wird geschätzt, dass in der Ostsee (da liegt Habecks Heimat Flensburg) zwischen 200-600 Tiere leben.

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In Niedersachsen entdecken Tierschützer immer mehr schwer verletzte oder tote Störche. Ein Grund könnten Windkraftanlagen sein, wie der NDR berichtet.

“15 tote oder schwer verletzte Störche seien bereits entdeckt worden, sagt Udo Hilfers von der Storchenpflegestation Wesermarsch. Im gesamten vergangenen Jahr seien es fünf gewesen. Zudem würden aktuell fünf weitere Tiere vermisst. Eine klare Zuordnung der Todesursache gebe es nicht. „Wir wissen nicht, warum es in diesem Jahr so viele getötete Störche gegeben hat. Plötzlich fehlt ein Partner und das haben wir jetzt mehrfach hintereinander gehabt“, sagt Hilfers.”
Für Windkraftanlagen als Verursacher spreche die Art der Verletzungen. Häufig würde es vorkommen, dass bei den Tieren Gliedmaßen abgetrennt seien, etwa das ein Bein oder ein Teil des Schnabels fehlt. Die Verletzungen seien nicht immer direkt tödlich, so dass der Vogel selten direkt am Windrad liegen würde, so Hilfers.”

Wir warten auf die ersten Studien, die belegen, dass die Tiere Selbstmord verübt haben oder einfach ungeschickte Flieger waren.

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Es hört sich so schön an, man ersetzt einfach Erdgas durch Wasserstoff in Gaskraftwerken. Die Sache hat einige Haken wie der Spiegel berichtet.

“Doch es gibt auf dem Markt längst noch keine Gasturbinen, die sich mit Wasserstoff betreiben lassen. »Wir haben im Rahmen von Gesprächen mit Kraftwerksherstellern die Rückmeldung bekommen, dass wasserstofffähige Gaskraftwerke etwa bis 2030 marktreif sein sollen«, erklärt Johannes Wagner vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität Köln (EWI).”

Die Umstellung wird die Betreiber zudem sehr viel Geld kosten, am Ende des Tages darf es dann der Stromkunde bezahlen. Wir bleiben beim Thema Wasserstoff. Die Tagesschau vermeldet, dass das Unternehmen Bosch eine halbe Milliarden Euro in die Produktion von Teilen für die Wasserstoffproduktion stecken möchte. Später sollen es dann sogar 3 Milliarden Euro sein.

““Der Klimaschutz kann nicht warten“, begründet Bosch-Chef Stefan Hartung das neue Geschäftsfeld. „Wir werden künftig das Kernstück der Wasserstoffelektrolyse liefern.“ Bosch möchte europaweit in die Produktion von sogenannten Elektolyseuren einsteigen, also Geräten, die Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufspalten – durch Strom. Bereits 2025 soll Markteinführung sein. „Wirtschaft und Gesellschaft sollen unabhängiger von fossilen Energieträgern werden“, heißt es seitens des Stiftungskonzerns.

In den nächsten drei Jahren sollen dafür gut drei Milliarden Euro in klimaneutrale Techniken fließen. Damit hat Bosch einen Fuß in der Tür bei der Massenproduktion von grünem Wasserstoff und macht sich auch ein Stück unabhängiger vom weltweiten Energiemarkt. Die Elektrolyseure mit Bosch-Teilen sollen in der Stahl- und Chemieindustrie eingesetzt werden, im Schwerlastverkehr, aber auch in privaten Gebäuden. Geht es nach Bosch, hat das Haus der Zukunft neben einem Bosch-Geschirrspüler auch eine Bosch-Brennstoffzelle, die die Heizung antreibt.””

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Großbritannien will seine Kernkraft-Kapazitäten bis 2050 verdreifachen. Dazu finden laut Bloomberg gerade Gespräche mit Südkorea statt. Gleichzeitig wird berichtet, dass auch die Windkraft im Vereinigten Königreich ausgebaut werden soll.

“The U.K. is planning a huge push into renewable energy, particularly offshore wind, with a target to add 50 gigawatts to the current 14 gigawatts by 2050. That will need stable backup generation for days when it’s not windy and the government wants low-carbon nuclear to take that role. That leaves a sizable shortfall, with all but one of the U.K.’s existing 11 reactors due to close by the end of the decade.”

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Sind Japans Autobauer schlauer? In jedem Fall geht man dort andere Wege und gibt dem Verbrennungsmotor noch nicht auf. Mazda stellt einen neuen Dieselmotor vor, der herausragende Wirkungsgrade haben soll. Möglicherweise haben die Japaner einfach bedacht, dass große Teile der Welt noch sehr lange brauchen werden, bis diese elektrifiziert sind. Diese Märkte fehlen Herstellern, die komplett auf Elektro setzen. Die FAZ berichtet.

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Tesla plant laut RBB in Grünheide weiter Land zu kaufen und zu expandieren. Die Rede ist von 100 Hektar, die Tesla erwerben möchte.

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Wollen und machen müssen nicht identisch sein. Ausgerechnet das seit Jahren grün-regierte Baden-Württemberg hat sich von dem Plan verabschiedet 1.000 neue Windkraftanlagen zu errichten. Der Artikel ist dazu in der FAZ erschienen.

“Dieses Ziel galt von Anfang an als sehr ehrgeizig, in der Regierung war die Formulierung dann abschwächend so interpretiert worden, dass Voraussetzungen zu schaffen, nicht zwingend bedeute, dass die Windräder 2026 fertig gebaut sein müssen. 2021 hatte die Landesregierung gerade mal 28 Anlagen bauen lassen, in den ersten vier Monaten dieses Jahres waren lediglich drei neue Anlagen genehmigt worden.

Kretschmann hatte schon in den vergangenen Wochen immer wieder über das geringe Tempo beim Windenergieausbau geklagt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel hatte sogar gefordert, die Zeit von der Planung bis zum Baubeginn auf ein Jahr zu verkürzen, derzeit dauert es durchschnittlich sieben Jahre, bis eine neue Windkraftanlage realisiert ist. Kretschmann sagte nun, es müsse das Ziel sein, etwa hundert Windräder pro Jahr zu bauen. Das sei „einigermaßen realistisch.“”

Ein Hektar entspricht einer Fläche von 100 x 100 Metern, also 10.000 m2. 370 Hektar Wald sollen nun nach Angaben des rbb für einen Solarpark gerodet werden. Es klingt wie ein Schildbürgerstreich: Die Natur zerstören, um das Klima zu schützen.

“Förster Martin Krüger sieht das anders. Durch seine Unberührtheit sei der Wald zum Rückzugsgebiet verschiedener Wildtiere geworden, wie dem Uhu, dem Schwarzstorch oder dem Seeadler. Außerdem entwickele sich der Wald bereits von selbst zu einem nachhaltigen Mischwald. “So wie wir es eigentlich alle wollten“, sagt der 52-Jährige.

Der Förster warnt davor, dass das Roden der Waldfläche zum Artensterben führen und massiv das lokale Klima stören könnte. „Dieser Waldkeil, der hier in die Landschaft reingeht, kühlt das Klima vor allem in den Sommermonaten. Das ist unheimlich wichtig für die Bevölkerung. Die Hohensaatener werden das schon spüren.“”

Nun gut, wird man vielleicht denken, dafür werden an anderer Stelle Aufforstungen vorgenommen. Abgesehen davon, dass Bäume sehr langsam wachsen, kam der Betreiber des geplanten Solarparks der Anlage solcher Ausgleichsflächen offenbar in der Vergangenheit nicht nach.

“Im Internet präsentiert sich Lindhorst als nachhaltiger Landwirtschaftsbetrieb und betont, wie wichtig Wälder für den Erhalt der biologischen Vielfalt sind. Zudem setzt sich der Konzern nach eigenen Angaben verstärkt für die Aufforstung ein. Die Versprechen aus dem Internet scheint Lindhorst aber nicht immer einzuhalten. Nach Informationen von „Correctiv“ sollen bei bereits existierenden Solar-Projekten auf Lindhorst-Flächen Bäume teilweise ohne Absprache gefällt und die Auflage von Ausgleichsmaßnahmen nicht erfüllt worden sein. Auf die Anfrage von rbb und dem Recherche-Netzwerk „Correctiv“ zu diesen Vorwürfen und über das Vorhaben in Hohensaaten zu sprechen, haben weder Lindhorst noch das beauftrage Planungsbüro reagiert.”

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