Der Glaube versetzt Berge

Manchmal macht der Glaube das tatsächlich, aber sehr oft weigern sich die Berge beharrlich selbst nach intensivem Wunsch versetzt zu werden. Solche Berge sind die Arten der Stromerzeugung, aktuell für Deutschland. Es wehte vom 16.06.2020 – 17.06.2020 nämlich kaum ein Lüftchen im Land. Electricity Map ermittelt am 17.06.2020 14:30 eine Einspeisung von 1,01 GW in Deutschland durch Windkraft. Das entspricht 1,66% der installierten Windenergie-Leistung und 1,47% der gesamten Elektrizität in Deutschland.

Etwas günstiger sieht es für Solar aus, bewusst um die Mittagszeit gewählt, kommt die Sonne etwa 45% der installierten Leistung und so auf einen Anteil von ca. 32% an der gesamten Erzeugung. Auch ein Blick auf ein Chart von Agora sieht kaum besser aus. Man sieht förmlich, wie der Wind ab dem 15.06.2020 einschlief und sich Solar in Peaks bewegt, logisch, denn Nachts scheint keine Sonne.

Konventionelle Kraftwerke mussten die Versorgung übernehmen. Sehr deutlich am Emissionsfaktor zu sehen, der ab dem 15.06.2020 nach oben geht. Besonders hoch war der Anteil jeweils zur Nachtzeit, weil neben dem Wind dann auch Solar ausfällt, auch wenn der Strombedarf in der Nacht insgesamt zurückgeht.

Man kann mit einen einfachen Dreisatz rechnen, wie viele Kapazitäten im Windenergie- Bereich verfügbar sein müssten, damit auch in einer windarmen Zeit wie Mitte Juni 2020 noch Strom aus Wind entsteht. Geht man von 50% der installierten Leistung aus (wären etwa 30,35 GW bei Wind), ist es rechnerisch ein Faktor von 18,3, der nötig wäre – bei vergleichbaren Windverhältnissen. Geht man weiterhin davon aus, dass der Mix der Anlagen in etwa so bestehen bleibt wie bisher, dann entspräche das 640.000 Windkraftanlagen für Deutschland, die man bräuchte, um auch in windarmen Zeiten noch Strom aus Windkraft zu haben. Das ist natürlich eine absurde Rechnung, weil sie nämlich bedeuten würde, dass bei sehr kräftigem Wind das Stromnetz umgehend zusammenbricht. Ganz abgesehen davon, dass in Deutschland rechnerisch pro Quadratkilometer 2 Anlagen stehen müssten.

Aber die Rechnung und die Charts zeigen etwas anderes sehr gut: Deutschland wird in Ermangelung von Speichern nicht ohne konventionelle Stromproduktion bestehen können. Jede neue Solaranlage oder Windkraftanlage bedeutet immer, dass eine Schattenkapazität vorhanden sein muss. Deshalb mutet der Kampf gegen sämtliche fossile Energien auch so eigentümlich an. Wenn sich Personen wie Professor Claudia Kemfert so vehement gegen Erdgas stemmen, dann möge sie doch einfach mal erklären, wer nach dem Wegfall von Kohle und Kernenergie denn die Lücken schließen soll, die zum Beispiel eine windarme Zeit verursacht? Oder fällt das komplett aus, weil Frau Kemfert die Grundlast als etwas aus der Zeit gefallen oder als Mythos ansieht? 100% Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sind möglich, sagte die Expertin der Augsburger Zeitung in 2018. Man müsse das nur alles dezentral ausrichten:

„Wenn man sie dezentral ausbaut und als virtuelle Kraftwerke intelligent steuert, sind die erneuerbaren Energien genauso versorgungssicher wie konventionelle Energien. Das flexible Stromangebot und die schwankende Nachfrage können mittels digitaler Technik ohne Weiteres zu jedem Zeitpunkt ausgeglichen werden. Je mehr wir die erneuerbaren Energien ausbauen, wird es deutlich mehr Phasen mit viel Strom als mit zu wenig geben. Daher wird das System auch in einer vollständig aus erneuerbaren Energien basierenden Energieversorgung funktionieren: Offshore-Wind, Biomasse, Wasserenergie und entsprechende Speicher werden die Energieversorgung auch in den maximal zwei Wochen im Jahr, in denen die Sonne wenig scheint und der Wind an Land wenig weht, problemlos sicherstellen!“

Sie mag das glauben, auch an virtuelle Kraftwerke und digitale Technik, aber es versetzt weder den Berg, noch schließt es die Lücke. Die Realität widerlegt die Aussagen der Expertin leider komplett. Man muss gar nicht das große Rad schlagen und auf die Wissenschaft verweisen, manchmal reichen schon einfache Gedanken und ein wenig Mathematik.

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Die Waldbrandstatistik für 2019 ist da! Sie bestätigt sehr gut, was in diesem Blog schon im Dezember 2019 geschrieben wurde. Das trockene Jahr 2019 hat Waldbrände sehr stark begünstigt. Das ist eigentlich eine Binse. Die verbrannte Waldfläche betrug 2019 ca. 2.700 ha und war damit größer als 2018, ebenfalls ein trockenes Jahr. In 2018 brannten ca. 2.350 ha Wald in Deutschland. Die Flächen sind aber kein Superlativ. Im Jahr 1992 verbrannte fast doppelt so viel Fläche in Deutschland.

Es lohnt sich die Zahlen für 2019 etwas genauer anzusehen. Die Brände konzentrierten sich nämlich auf zwei Bundesländer und das waren Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Beinahe 2.400 ha brannten in den beiden Bundesländern und somit 88% der gesamten Brandfläche von Deutschland. Das ist auch erklärbar. In beiden Bundesländern gibt es vergleichsweise sandigen Boden, der keine gute Wasserspeicherkapazität besitzt und zudem auch noch dafür sorgt, dass in erster Linie Nadelbäume wachsen. Die brennen – wenn es brennt – wie Zunder, weil das Harz wie ein Brandbeschleuniger wirkt. Mischwälder brennen nicht so gut wie Nadelwälder, auch eine Binse.

Aber selbst innerhalb der beiden Bundesländer gibt es eine Konzentration auf zwei bzw. drei Bandherde. Von den 990 ha, die in Mecklenburg brannten, waren allein 944 ha der ehemalige Truppenübungsplatz in Lübtheen. In Brandenburg konzentrierten sich die Brände nicht ganz so extrem, von 1.400 ha kam der ehemalige Truppenübungsplatz Jüterbog bei zwei Bränden auf 870 ha. Umliegende Wälder brannten also bei gleichen Bedingungen weniger als die ehemaligen Militärgelände oder konnten besser gelöscht werden.

Solche Übungs-Areale haben eine Besonderheit. Sie sind durch Jahrzehnte der militärischen Nutzung oft stark verwüstet. Wenn, dann wachsen dort hauptschlich Nadelbäume. Zudem befinden sich im Boden Munitionsreste, die es für Feuerwehren extrem gefährlich machen, dort zu löschen. Wer will schon durch einen explodierten Blindgänger sterben, der bei Hitze detoniert? In Lübtheen musste die Feuerwehr fast kampflos zusehen, wie die Flammen sich immer weiter ausbreiteten. Erst beschaffte Munitionskarten und Räumpanzer der Bundeswehr machten die Löscharbeiten überhaupt möglich.

Es ist keine Frage, dass der Wald in Deutschland nach 2 Jahren Trockenheit leidet. Auch die beiden regenreichen Monate Januar und Februar 2020 haben das Wasser-Defizit nicht aufholen können. Im Juni 2020 gab es in Deutschland zum Teil beachtliche Niederschläge, aber nur stellenweise. Starkregen ist aber nicht unbedingt das, was ein trockener Boden braucht. Die Wassermassen fließen oft weg, ohne in den Boden eingedrungen zu sein. Insgesamt sieht es aber für den Sommer 2020 nach einem feuchteren Sommer als die letzten beiden Jahre aus. Für den Wald aber auch die Landwirtschaft wäre es ein Segen.

Die Statistik gibt auch Aufschluss über die Brandursachen. Den Klimawandel findet man in der Statistik nicht. Selbst hohe Temperaturen zünden keine Wälder an, auch wenn das immer wieder suggeriert wird. Nach wie vor führend in der Statistik ist der Mensch, entweder durch Vorsatz oder Fahrlässigkeit. Der Mensch zusammen mit Trockenheit ist der entscheidende Faktor bei Waldbränden. Und das Zusammentreffen von Sommer, Trockenheit und mehr Menschen im und am Wald sind gute Voraussetzungen, dass es brennt.

Wie sich das Jahr 2020 in Sachen Waldbrand entwickelt, ist noch nicht abzusehen, im Frühjahr hat es in Brandenburg bereits gebrannt, und das bei Temperaturen zwischen 0 und 5 Grad – für viele Klima-Alarmisten immer noch ein Wunder. Sollte der Sommer tatsächlich überdurchschnittlich feucht werden, dann wird sich das auch auf die Statistik im Jahr 2020 auswirken. Noch eine Binse – aber eine echte und keine wie der konstruierte Zusammenhang von Temperatur und Bränden.

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