Durchgefallen mit Pauken und Trompeten: Arktische Datenloch-Theorie zur Erwärmungspause in der Fachwelt gescheitert

Bereits seit längerem sucht die Fachwelt händeringend nach Erklärungen zur Erwärmungspause. Am 15. November 2013 erklärte Christopher Schrader in der Süddeutschen Zeitung, die Lösung wäre nun gefunden. Es gäbe nämlich gar keinen Hiatus, es würden nur Messdaten in der Arktis fehlen:

Klimawandel ohne Pause
Der bisherigen Datenlage zufolge hat sich die Erde in den vergangenen Jahren nicht erwärmt. Doch dieses Bild hängt womöglich mit fehlenden Daten aus der Arktis zusammen. Und dort scheint die Temperatur sogar deutlich stärker zu steigen als im globalen Durchschnitt.[…] Diese [Temperatur-] Messungen haben große Lücken: Insgesamt ein Sechstel der Welt ist nicht abgedeckt. Vor allem in der Arktis gibt es nicht genügend Thermometer, sie erwärmt sich aber allen Anzeichen zufolge deutlich schneller als der Rest des Planeten. Ein englischer und ein kanadischer Forscher zeigen jetzt, wie diese Lücke mit geschätzten Werten geschlossen werden kann – und dass die angebliche Erwärmungspause dann fast verschwindet. Kevin Cowtan von der Universität York und Robert Way von der University of Ottawa berufen sich auf Satellitendaten. […] So kamen Cowtan und Way am Ende zum Ergebnis, dass sich die Arktis achtmal so schnell erwärmt wie der Rest des Planeten; bisher hatte man eher von einem dreifachen Überschuss gesprochen.

Leider verpasst es Schrader in seinem Artikel zu erwähnen, dass es sich bei den beiden Autoren um Klimaaktivisten der IPCC-nahen Internetplattform Skeptical Science handelt. Ein paar kritische Worte zu den beiden Autoren kann sich jedoch auch Schrader nicht verkneifen:

Das Verfahren ist allerdings zu kompliziert, um sofort überall Anerkennung zu finden. Zweifel werden bei vielen wohl dadurch geweckt, dass die beiden Autoren keine Namen in der Klimaforschung haben. Kevin Cowtan ist theoretischer Physiker und Computerspezialist im Chemie-Department seiner Universität. Robert Way sitzt noch an seiner Doktorarbeit.

Ein gutes Jahr ist seit dem Erscheinen der fragwürdigen und von Stefan Rahmstorf heiß geliebten Arbeit von Cowtan and Way ins Land gegangen. Wie hat die Fachwelt das Erklärungsmodell aufgenommen? Am 29. Januar 2015 konnte man nun in den Geophysical Research Letters die Antwort der Kollegen lesen: Das windige Arktismodell wird von grundauf abgelehnt und ist mit Pauken und Trompeten durchgefallen! Die wahre Antwort läge nicht in der Arktis, wie von Cowtan und Way vermutete, sondern vielmehr in den niederen geographischen Breiten, wie ein Forscherteam des Danish Meteorological Institute in Kopenhagen um Hans Gleisner in der neuen Publikation berichtete. Im Folgenden die Kurzfassung der Arbeit:

Recent global warming hiatus dominated by low-latitude temperature trends in surface and troposphere data
Over the last 15 years, global mean surface temperatures exhibit only weak trends. Recent studies have attempted to attribute this so called temperature hiatus to several causes, amongst them incomplete sampling of the rapidly warming Arctic region. We here examine zonal mean temperature trends in satellite-based tropospheric data sets (based on data from (Advanced) Microwave Sounding Unit and Global Navigation Satellite System Radio Occultation instruments) and in global surface temperatures (HadCRUT4). Omission of successively larger polar regions from the global mean temperature calculations, in both tropospheric and surface data sets, shows that data gaps at high latitudes cannot explain the observed differences between the hiatus and the prehiatus period. Instead, the dominating causes of the global temperature hiatus are found at low latitudes. The combined use of several independent data sets, representing completely different measurement techniques and sampling characteristics, strengthens the conclusions.

 

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