Brauchen wir Atomenergie, um den Klimawandel zu stoppen?

Markus Schär im Nebelspalter:

Die Forscher verstehen das frühere Klima noch kaum. Klimageschichte, Teil I

Fast täglich schlagen Klimawissenschaftler Alarm. Sie warnen vor der stärksten Erwärmung, dem schnellsten Anstieg des Meeresspiegels und den heftigsten Naturkatastrophen, die es je gab. Dabei können die Forscher die Entwicklung des Klimas vor der Industrialisierung noch kaum erklären.

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Youtube:

Brauchen wir Atomenergie, um den Klimawandel zu stoppen?

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Norbert Bolz hat ein grandioses Buch geschrieben:

Die Avantgarde der Angst

Sebastian Lüning hat es gelesen:

Ich habe das Buch verschlungen. Eine überzeugende Analyse, weshalb unsere Gesellschaft vom Klimakatastrophismus in den Bann gezogen wird. Norbert Bolz beleuchtet die psychologischen, philosophischen und ersatz-religiösen Hintergründe. Viele der Kapitel lesen sich locker flüssig. Man kommt aus dem zustimmenden Nicken gar nicht mehr heraus. Einige andere Kapitel sind eher etwas für die Freunde der klassischen Philosophie. Auch interessant, aber nur mit vollster Konzentration für Normalleser zu bewältigen. Trotzdem: Das Buch öffnet die Augen, zeigt logische Querverbindungen auf, die so einiges erklären, was heute um uns herum passiert. Absolute Leseempfehlung.

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Finanz und Wirtschaft:

Der Irrtum des Klimafinanzrisikos

Die Klimafinanzregulierung wird dem Klima nicht helfen, sondern die Zentralbanken weiter politisieren und ihre kostbare Unabhängigkeit zerstören. Ein Kommentar von John H. Cochrane.

In den USA bereiten sich das Fed, die Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission und das Finanzministerium darauf vor, die Klimapolitik in die Finanzregulierung zu integrieren. Dabei folgen sie den ambitionierteren Massnahmen der EU. Dies rechtfertigen sie damit, dass «Klimarisiken» angeblich gefährlich für das Finanzsystem sind. Doch diese Behauptung ist absurd. So wird die Finanzregulierung dazu verwendet, eine Klimapolitik einzuschmuggeln, die andernfalls als unpopulär oder unwirksam abgelehnt würde.

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Wenn überhaupt Gefahren drohen, dann eher durch die Klimaregulierung selbst: Umwelt-Regulierungsbehörden könnten sich als so inkompetent erweisen, dass sie die Volkswirtschaft derart beschädigen, dass sie einen systemischen Zusammenbruch erleidet

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Focus am 21.8.2021:

Während sich alles um CO2 dreht, verbietet Deutschland eine andere wichtige Maßnahme

Klimaschutz, so scheint es, heißt vor allem, CO2-Emissionen zu reduzieren. Doch das ist gerade mal die halbe Miete. Der Ausstoß anderer Schadstoffe müsste auch verringert werden. Doch darüber, wie auch über die sogenannte CO2-Endlagerung, wird viel zu wenig diskutiert.

Im Herbst sind Bundestagswahlen und das Thema Klimawandel steht nicht erst seit den verheerenden Hochwasserfluten in Teilen Deutschlands ganz oben auf der Agenda der allermeisten Parteien. Ihr Ziel ist mehr oder weniger identisch: Deutschland soll klimaneutral werden. Das erst im Juni verabschiedete Klimaschutzgesetzt schreibt vor, dass Deutschland im Jahr 2045 nur noch so viel Treibhausgas ausgestoßen soll, wie von der Natur wieder aufgenommen werden kann. Mit diesem Vorhaben steht Deutschland nicht allein da. Die EU und die USA wollen bis 2050 die Klimaneutralität erreichen, China bis 2060.

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Welt am 12.8.2021:

Die Ära der reinen Vermeidung geht zu Ende – das ist der neue Klima-Plan der EU

Die Erderwärmung lässt sich nicht mehr aufhalten, sondern nur noch abbremsen, macht der IPCC-Bericht deutlich. Die EU arbeitet schon länger an einer weitgehend unbeachteten Strategie. Der Plan soll Wohlstand sichern, für mehr Gerechtigkeit sorgen und eine Nord-Süd-Kluft verhindern. 82

Der jüngste Bericht des Weltklimarats (IPCC) hatte vor allem eine Botschaft: Der Klimawandel lässt sich nicht mehr aufhalten, die Welt kann ihn durch Klimaschutzmaßnahmen nur noch abmildern. Die ernüchternde Botschaft des UN-Gremiums enthielt denn auch einen Doppel-Auftrag an die Politik. Sie darf sich nicht mehr nur darauf konzentrieren, den Klimawandel zu verhindern, zu verzögern oder abzumildern. Die Welt muss sich auch entschiedener als bisher auf das neue Klima und eine starke Zahl von Extremwetterereignissen einstellen.

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Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn:

500 Millionen Messwerte zu Folgen des Klimawandels: wie arktisch-alpine Pflanzen auf die Globale Erwärmung reagieren

Es ist die bislang umfassendste Studie ihrer Art: Forschende der Universität Bonn und der University of South-Eastern Norway haben untersucht, wie zwei charakteristische arktisch-alpine Pflanzenarten auf die Globale Erwärmung reagieren. Dazu haben sie fast 500 Millionen eigene Messdaten aus der Gebirgsregion Norwegens ausgewertet. Die Analysen zeigen, dass mögliche Konsequenzen des Klimawandels extrem stark von dem individuellen Standort der Pflanzen abhängen und vor allem laubwerfende Arten von einer Erwärmung profitieren werden. Als Folge würde sich der Trend zur Vergrünung der arktisch-alpinen Regionen weiter verstärken. Die Studie erscheint in der Fachzeitschrift Ecosphere.

Die norwegischen Gebirge können in den kalten Monaten verdammt unwirtlich sein. Dennoch gibt es Pflanzen, die mit den beißenden Temperaturen hervorragend zurechtkommen. Zu ihnen zählen die Zwergbirke Betula nana und die Schwarze Krähenbeere Empetrum hermaphroditum. Beide fühlen sich unter arktisch-alpinen Bedingungen besonders wohl; sie sind daher typische Vertreter der Tundrenvegetation.

Unklar war bislang dagegen, wie das Wachstum von Zwergbirke und Krähenbeere von den konkreten Umweltbedingungen gesteuert wird. Um das zu ändern, läuft seit 30 Jahren in der Gebirgswelt Norwegens ein Projekt. „Wir haben einen Teil der Pflanzen hier verkabelt und mit sogenannten Daten-Loggern versehen, die die Messwerte aufzeichnen“, erklärt Prof. Dr. Jörg Löffler vom Geographischen Institut der Universität Bonn. So erfasst ein stiftartiger Sensor den Stammdurchmesser – und das Minute für Minute, 365 Tage im Jahr, auf weniger als einen Tausendstel Millimeter genau. Parallel dazu messen die Forscher die Sonneneinstrahlung, die Temperatur im Wurzelbereich und knapp über der Erdoberfläche sowie die Bodenfeuchte.

Schrumpfung gegen Frostschäden

In der aktuellen Studie haben die Wissenschaftler fast 500 Millionen Messdaten von 40 Pflanzen zwischen 2015 und 2019 analysiert. „Wir haben vor allem untersucht, wie sich das Mikroklima – also die Bedingungen, mit denen sich die individuelle Pflanze konfrontiert sieht – auf ihr Wachstum auswirkt“, sagt Svenja Dobbert, die in der Arbeitsgruppe von Prof. Löffler promoviert. Dabei zeigte sich sowohl bei der Zwergbirke als auch bei der Krähenbeere eine auffallende Rhythmik: In den kalten Monaten schrumpfte ihr Stammdurchmesser jeweils signifikant – ein Prozess, der sich im Frühjahr umkehrte. Doch erst im Spätsommer waren die Defizite dann soweit ausgeglichen, dass ein tatsächliches Wachstum einsetzte.

„In den kalten Monaten ist aufgrund der niedrigen Temperaturen in der Umgebung der Pflanzen kaum flüssiges Wasser vorhanden“, erklärt Dobbert den Befund. „Sie verringern ihren Stammdurchmesser zudem, indem sie den Wassergehalt ihrer Zellen sogar aktiv reduzieren, um Frostschäden zu vermeiden.“ Wie wichtig diese Strategie für das Gedeihen beider Arten ist, zeigt eine weitere Beobachtung: Pflanzen, die im Winter nur wenig schrumpften, zeigten oft im darauffolgenden Sommer kaum oder gar kein Wachstum.

Ein zweiter wichtiger Befund: Die laubwerfenden Zwergbirken wuchsen nach einem milden Winter meist besser. Sie scheinen also von einer Wintererwärmung tendenziell zu profitieren. Bei den immergrünen Krähenbeeren war es genau andersherum. „In kalten Wintern fällt in der Regel weniger Schnee“, sagt Löffler. „Für immergrüne Arten könnte das ein Vorteil sein, weil sie dann länger Photosynthese treiben können und daher im Frühjahr schneller in die Wachstumsphase übergehen.“ Möglicherweise sorgt der Klimawandel also für eine zunehmende Verbreitung laubwerfender und eine damit einhergehende Verdrängung immergrüner Arten. Da die Blätter laubwerfender Pflanzen eine vergleichsweise große Fläche haben (bei immergrünen Arten sind sie dagegen in der Regel nadelartig), könnte dieser Effekt zur weiteren Vergrünung der arktisch-alpinen Regionen beitragen.

Das Mikroklima ist entscheidend

„Allerdings zeigen unsere Ergebnisse auch, dass die mikroklimatischen Bedingungen je nach Standort extrem unterschiedlich sein können“, erklärt Löffler. So ist an exponierten, dem Wind ausgesetzten Lagen die Schneedecke in der Regel sehr dünn. Die laubwerfende Zwergbirke ist aber im Winter auf eine genügend dicke isolierende Schneeschicht angewiesen. Sie muss dann weniger Ressourcen aufwenden, um sich vor Frost zu schützen. Wenn diese wärmende Decke fehlt, hat die Zwergbirke es dagegen schwer. Die immergrüne Krähenbeere profitiert hingegen in solchen schneefreien Zeiten von der zusätzlichen Sonneneinstrahlung. „Insgesamt belegen unsere Messungen, dass globale Klimadaten kaum valide Rückschlüsse auf lokale Vegetations-Effekte zulassen“, betont der Geograph. „Studien wie unsere können möglicherweise dazu beitragen, solche komplexen Effekte besser zu modellieren und so die Effekte des Klimawandels auf die Pflanzenwelt besser vorherzusagen.“

Paper: Svenja Dobbert, Roland Pape & Jörg Löffler: Contrasting growth response of evergreen and deciduous arctic-alpine shrub species to climate variability. Ecosphere, https://doi.org/10.1002/ecs2.3688

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UnHerd auf Youtube:

Wikipedia co-founder: I no longer trust the website I created

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Alex Reichmuth im Nebelspalter am 16.9.2021:

Das neue «Desertec»: Jetzt soll Nordafrika Wasserstoff liefern

Vor einigen Jahren scheiterte das Wüstenstromprojekt «Desertec». Doch nun gibt es eine Neuauflage: Mit Hilfe von Sonnenstrom sollen afrikanische Länder Wasserstoff produzieren, der dann nach Europa gebracht wird. Doch es gibt Kritik an den Plänen.

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RMS.com 2019:

European Floods and the Relationship with the North Atlantic Oscillation

Stefano Zanardo, Principal Modeler, RMS

Ludovico Nicotina, Senior Director – Modeling, RMS

Arno Hilberts, Vice President, Model Development, RMS

Steve Jewson, Scientific Research Consultant, RMS

The North Atlantic Oscillation (NAO) describes the fluctuations in the difference of atmospheric pressure at sea level between two semi-permanent centers of low and high pressure in the North Atlantic: the Icelandic Low and the Azores High. Fluctuations between these centers control the strength and direction of westerly winds and location of storm tracks across the North Atlantic.

Why is this important? The NAO signal is Europe’s dominant mode of climate variability and correlates highly with European precipitation patterns. Typically, when the NAO is positive – characterized by a higher than average pressure difference between low and high latitudes of the Northern Hemisphere, Northern Europe experiences strong westerly winds. This causes stormier and wetter than usual conditions in Northern Europe, while Southern Europe is drier and colder than usual.

In contrast, when the NAO is negative, Southern Europe experiences westerly winds and the meteorological pattern is somewhat opposite, with Southern Europe being generally wetter than average. The NAO is significantly stronger in winter than in the other seasons, therefore, most studies on the NAO focus on winter months, when the influence of the NAO on surface temperature and precipitation is highest.

When climate patterns result in changing prevailing conditions, such as increased storm activity and rainfall, it is important to understand their effect in relation to the severity of flood events – responsible for significant property damage, business disruption and loss of life in Europe. And there is a need to understand its ongoing impact as the climate and the distribution of exposures change over time.

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Der Geologe Marc Krecher hat ein neues Buch geschrieben, in dem es auch um den Klimawandel geht. Manuscriptum brachte dazu ein Interview.

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