Kleine Dürregeschichte der USA der vergangenen 10.000 Jahre: Schon die Indianer mussten immer wieder unter Trockenheit leiden

Dürren kommen und Dürren gehen. Ein steter Wechsel von trockenen und feuchten Bedingungen. Dies gilt auch für die USA. In den letzten beiden Blog-Beiträgen haben wir in die Dürrgeschichte Nordamerikas für die vergangenen 100 und 1000 Jahre geschaut. Heute geht es noch weiter in der Zeit zurück. Wie sah es in den letzten 10.000 Jahren aus?

Zunächst ist hier die Studie von Kirsten Menking und Kollegen von 2012, die in Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology erschien, die anhand von Pollen und anderen organischen Resten in Seesedimenten die Dürregeschichte der letzten 10.000 Jahre im Bundesstaat New York untersuchte. Das Forscherteam fand drei Feucht-Trocken-Zyklen, wobei in der Zeit von 5700-4100 Jahre vor heute eine lange Dürreperiode herrschte. Hier die Kurzfassung des Papers:

Sediment cores from Lakes Minnewaska and Mohonk in the Shawangunk Mountains of southeastern New York were analyzed for pollen, plant macrofossils, macroscopic charcoal, organic carbon content, carbon isotopic composition, carbon/nitrogen ratio, and lithologic changes to determine the vegetation and landscape history of the greater Catskill Mountain region since deglaciation. Pollen stratigraphy generally matches the New England pollen zones identified by Deevey (1939) and Davis (1969), with boreal genera (Picea, Abies) present during the late Pleistocene yielding to a mixed Pinus, Quercus and Tsuga forest in the early Holocene. Lake Minnewaska sediments record the Younger Dryas and possibly the 8.2 cal kyr BP climatic events in pollen and sediment chemistry along with an ~ 1400 cal yr interval of wet conditions (increasing Tsuga and declining Quercus) centered about 6400 cal yr BP. Both Minnewaska and Mohonk reveal a protracted drought interval in the middle Holocene, ~ 57004100 cal yr BP, during which Pinus rigida colonized the watershed, lake levels fell, and frequent fires led to enhanced hillslope erosion. Together, the records show at least three wet–dry cycles throughout the Holocene and both similarities and differences to climate records in New England and central New York. Drought intervals raise concerns for water resources in the New York City metropolitan area and may reflect a combination of enhanced La Niña, negative phase NAO, and positive phase PNA climatic patterns and/or northward shifts of storm tracks.

Bereits vor einiger Zeit hatte Henri Grissino-Mayer von der University of Tennessee die Dürreentwicklung in New Mexico für die letzten 2000 Jahre untersucht. Auch diese Studie fand eine bedeutende Zyklik in den Niederschlägen, wobei in vorindustrieller Zeit immer wieder Dürren auftraten, die jene aus dem 20. Jahrhundert in ihrer Intensität in den Schatten stellen. Zuletzt kam es während der Kleinen Eiszeit in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einer solchen Mega-Dürre. Lesen Sie, was die NOAA zu dieser Studie schreibt:

The 1950s drought was the most severe drought 20th century drought in this region, but when viewed in the context of the past three centuries, it appears to be a fairly typical drought. However, when the 1950s drought is compared to droughts for the entire reconstruction, back to 136 BC (bottom graph), it is clear that the 1950s drought is minor relative to many past droughts. A number of the severe droughts of the past spanned several decades, the most recent occurring in the second half of the 16th century.

Tian et al. 2006 schauten sich die letzten 3000 Jahre im Zentralbereich des nordamerikanischen Kontinents in Minnesota an. Die Studie erschien in den Geophysical Research Letters. Interessanterweise traten in den vergangenen 3000 Jahren immer wieder schwere Dürren auf die in ihrer Intensität und Dauer jene des 20. Jahrhunderts bei weitem übertrafen. Das Auftreten der Dürren wurde nach Interpretation der Autoren durch den Ozeanzyklus der Pazifisch Dekadischen Oszillation (PDO) sowie Sonnenaktivitätsschwankungen gesteuert. Hier die Kurzfassung des Papers:

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Tausend Jahre Dürregeschichte der USA: Am schlimmsten war es in der Kleinen Eiszeit. Aber auch während der Mittelalterlichen Wärmeperiode gab es heftige Mega-Dürren

Wie haben sich die Dürren in Nordamerika in den letzten 1000 Jahren entwickelt? Sind sie häufiger oder seltener geworden? Gibt es vielleicht natürliche Zyklen? Wie sind die letzten Jahrzehnte im Vergleich zum letzten Jahrtausend einzuordnen? Wir begeben uns auf paläoklimatologische Spurensuche.

Im Sommer 2012 schlug in den USA eine heftige Dürre zu. Der Focus griff das Thema damals auf und sprach mit dem Greenpeace-„Experten“ Karsten Smid über die Dürre. Der Untertitel des Beitrags gibt zunächst Hoffnung:

Dürren gab es schon immer in den USA oder Südeuropa.

Sollte Greenpeace wirklich seine Hausaufgaben gemacht haben und den historischen Dürrekontext endlich in die Argumentation aufgenommen haben? Leider nein. Gleich im ersten Satz des Beitrags enttäuschen der Focus und Greenpeace:

Dürren gab es schon immer in den USA oder Südeuropa. Nicht aber so oft.

Das ist nachweislich falsch. Im gestrigen Beitrag analysierten wir die US-Dürregeschichte der letzten 100 Jahre, in der kein Anstieg der Dürrehäufigkeit zu erkennen ist. Focus und Greenpeace liegen falsch. Vermutlich wissen sie dies sogar und hoffen, dass es die Leser nicht merken. Dazu passt auch die klimareligiöse Wortwahl im Haupttitel des Beitrags:

,,Die Prophezeiungen bewahrheiten sich“

Was sagt die seriöse Wissenschaft dazu? Als das US-Dürrejahr 2012 vorbei war, veröffentlichten Cook et al. im Journal auf Climate eine Studie, die man dem Focus gerne als Lektüre empfehlen würde. Die Forscher zeigen in ihrem Artikel, dass es während der Mittelalterlichen Wärmeperiode in den südlichen USA gehäuft zu Mega-Dürren gekommen ist, die sich über mehrere Jahrzehnte hinzogen. Hier die Kurzfassung:

Regional droughts are common in North America, but pan-continental droughts extending across multiple regions, including the 2012 event, are rare relative to single-region events. Here, the tree-ring-derived North American Drought Atlas is used to investigate drought variability in four regions over the last millennium, focusing on pan-continental droughts. During the Medieval Climate Anomaly (MCA), the central plains (CP), Southwest (SW), and Southeast (SE) regions experienced drier conditions and increased occurrence of droughts and the Northwest (NW) experienced several extended pluvials. Enhanced MCA aridity in the SW and CP manifested as multidecadal megadroughts. Notably, megadroughts in these regions differed in their timing and persistence, suggesting that they represent regional events influenced by local dynamics rather than a unified, continental-scale phenomena. There is no trend in pan-continental drought occurrence, defined as synchronous droughts in three or more regions. SW, CP, and SE (SW+CP+SE) droughts are the most common, occurring in 12% of all years and peaking in prevalence during the twelfth and thirteenth centuries; patterns involving three other regions occur in about 8% of years. Positive values of the Southern Oscillation index (La Niña conditions) are linked to SW, CP, and SE (SW+CP+SE) droughts and SW, CP, and NW (SW+CP+NW) droughts, whereas CP, NW, and SE (CP+NW+SE) droughts are associated with positive values of the Pacific decadal oscillation and Atlantic multidecadal oscillation. While relatively rare, pan-continental droughts are present in the paleo record and are linked to defined modes of climate variability, implying the potential for seasonal predictability. Assuming stable drought teleconnections, these events will remain an important feature of future North American hydroclimate, possibly increasing in their severity in step with other expected hydroclimate responses to increased greenhouse gas forcing.

Das Fachmagazin Nature fand die Studie so interessant, dass auch sie über die Arbeit im Konkurrenzblatt berichtete.

Eine weitere Studie zur nordamerikanischen Dürregeschichte erschien Mitte 2013 in PNAS von Asmerom et al. Interessanterweise beschreiben diese Autoren eine langanhaltende Mega-Dürre, die sich über drei Jahrhunderte in der Kleinen Eiszeit abspielte. Yemane Asmerom und Kollegen sehen einen Zusammenhang mit der geringen Sonnenaktivität zu dieser Zeit, die den Monsun verändert habe. Hier die Kurzfassung:

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