Beschleunigte Meeresspiegelanstiege gehören schleunigst in die Mottenkiste

Immer wieder wird erklärt, der Meeresspiegelanstieg hätte sich kürzlich beschleunigt. Der klimatisch nicht vorgebildete Laie muss dies zwangsläufig als Zeichen einer außer Kontrolle geratenen, noch nie dagewesenen Entwicklung verstehen, wobei sich die Entwicklung in einer Art Todesspirale letztlich katastrophal enden muss. Aber auch hier bringt einen der Blick auf die harten Daten schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.

Zunächst gilt es zu klären, was eigentlich mit dem Hinweis auf eine angebliche Beschleunigung gemeint sein könnte. Wie wir bereits in unserem Blogartikel im März 2012 („Der Meeresspiegel steigt! Seit 15.000 Jahren“) erläutert haben, stagnierte der Meeresspiegel zur Zeit der Kleinen Eiszeit und stieg kaum oder zeitweise gar nicht an. In einigen Gebieten der Erde fiel der Meeresspiegel sogar für längere Zeit. Damals lag die globale Durchschnittstemperatur um gut 1 Grad unter dem heutigen Niveau. Viele Gletscher und Eiskappen wuchsen damals an und entzogen dem Meer damit Wasser. Durch die kalten Temperaturen schrumpfte zudem das ozeanische Wasservolumen etwas. Im Übergang zur Modernen Wärmeperiode tauten die Eismassen dann wieder und das Wasser dehnte sich wegen der Erwärmung aus. Es ist daher logisch, dass sich der Meeresspiegelanstieg in den letzten 80 Jahren gegenüber der Kleinen Eiszeit beschleunigt hat.

Das wars aber auch schon. Die letzten Jahrzehnte über ist keine weitere Beschleunigung mehr zu erkennen. Im Gegenteil. Wie Ed Caryl in seinem gestrigen Gastbeitrag zeigen konnte, hat sich der Meeresspiegelanstieg die letzten 7 Jahre sogar verlangsamt. Dieses momentane Abflachen der Entwicklung springt auch sofort ins Auge, wenn man sich die Meeresspiegel einfach einmal nüchtern anschaut (Abbildung 1).

Abbildung 1: Meeresspiegelentwicklung der letzten 20 Jahre. Daten: University of Colorado. Graphik: climate4you.

 

Der Hinweis auf eine angebliche globale Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs in den letzten Jahrzehnten entpuppt sich damit als grob irreführend und für die Diskussion wenig zielführend.

 

Meeresspiegelanstieg an der US-Ostküste 3x schneller als der globale Durchschnitt?

Ende Juni 2012 erschien in der Zeitschrift Nature Climate Change die Arbeit einer Forschergruppe vom US Geological Survey (USGS) um Asbury Sallenger Jr. Die Wissenschaftler hatten Meeresspiegel-Pegelmessungen der US-amerikanischen Küsten ausgewertet und stellten fest, dass der Meeresspiegel entlang eines 1000 km langen Küstenstreifens von Cape Hatteras über New York bis Boston in den letzten 60 Jahren drei bis viermal so schnell angestiegen wäre als im globalen Durchschnitt (Abbildung 2). Die Forscher nennen das Gebiet einen „Hotspot mit beschleunigtem Meeresspiegelanstieg“.

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Meeresspiegelanstieg hat sich in den letzten 7 Jahren verlangsamt

Gastbeitrag von Ed Caryl

Zuerst erschienen im englischen Original auf notrickszone.com, hier im Kalte-Sonne-Blog in leicht bearbeiteter Version.  

Eine der wichtigsten Datenreihen zur globalen Meeresspiegelentwicklung stammt von der University of Colorado und basiert auf Satellitenmessungen (Abbildung 1). In den Jahren 2010/2011 fällt ein markanter Meeresspiegelabfall in der Kurve auf, der laut Webseite der Universität angeblich durch den El Nino im Jahre 2010 verursacht worden wäre. Dies erschien mir jedoch nicht plausibel, da der El Nino aus dem Jahr 1998 noch einen deutlich zu erkennenden Anstieg des Meeresspiegels verursacht hatte, und keineswegs einen Meeresspiegelabfall (Abbildung 1).  

 

Abbildung 1: Meeresspiegelentwicklung der letzten 20 Jahre. Es fällt ein Meeresspiegelabfall 2010/2011 ins Auge. Quelle: University of Colorado.

 

Zur Überprüfung dieses Paradoxons habe ich daher einmal den monatlichen Niño 3.4-Index gegen den trendbereinigten Meeresspiegel aufgetragen (Abbildung 2). 

 

Abbildung 2: Vergleich des El Nino-Index (blau) mit dem trendbereinigten Meeresspiegel (schwarz). 

 

Die Abbildung zeigt, dass der El Nino-Index weitgehend parallel zur trendbereinigten Meeresspiegelkurve verläuft. Weiterhin wird deutlich, dass der Meeresspiegel bereits schon früher abgesackt wäre, wenn nicht der El Nino Anfang 2010 den Meeresspiegel hochgezogen hätte. Der El Nino verschleiert hierbei, dass sich der Meeresspiegelanstieg seit ca. 2005 verlangsamt hat. Es ist klar, dass der Meeresspiegelabfall 2010/2011 nicht auf den El Nino zurückgeführt werden kann. Aufgrund der hohen Synchronität zwischen El Nino und der Meeresspiegelentwicklung, können wir den El Nino-Effekt aus der Meeresspiegelkurve herausrechnen und damit entfernen (Abbildung 3). 

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Vor uns die Sintflut? Zeit für einen Faktencheck

Es ist Urlaubszeit, von vielen lange herbeigesehnt. Es locken Sonne, Sand und Meer. Über die Sonne berichten wir hier ja bekanntlich regelmäßig. Auch Sand spielt bei den geologischen Rekonstruktionen oft eine wichtige Rolle. In den kommenden Tagen wollen wir uns daher schwerpunktmäßig mit dem letzten Glied des Urlaubstrios, dem Meer beschäftigen. Immer wieder muss der Meeresspiegel bei einigen Wissenschaftlern für biblische Sintflut-Szenarien herhalten, da lohnt es sich, doch einmal genauer hinzuschauen und einen Faktencheck der marinen Schauergeschichten durchzuführen.

Das Meer und eine akkurate, belastbare Darstellung der wissenschaftlichen Zusammenhänge sollte uns eigentlich allen am Herzen liegen. Ganz besonders trifft dies aber auf Kalte-Sonne-Coautor Sebastian Lüning zu, der mitten im Meer aufgewachsen ist und daher eine ganz besondere Beziehung zur Küste und zum Wasser hat. Lüning ist auf der einzigen deutschen Hochseeinsel geboren und hat dort auch bis zum Ende der Grundschule gelebt. Auf Helgoland ist er mit dem Meer groß geworden, was sich – wie gar nicht anders möglich – tief eingeprägt hat. Hieraus entstammen wohl sein Grundinteresse am Thema und der Wunsch nach einer fairer Berichterstattung und Forschung.

In den kommenden Tagen wollen wir in lockerer Serie über eine Reihe von aktuellen Meeresspiegelthemen berichten. Im heutigen Beitrag soll es um kontroverse Meeresspiegelprognosen gehen, die vorgeben, die Entwicklung der kommenden Jahrzehnte und Jahrhunderte vorhersagen zu können. In den kommenden Tagen geht es dann um Änderungen im mehrjährigen Trend der Satellitendatenreihe, die Frage einer möglichen Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs in den letzten Jahrzehnten, eine interessante politische Entwicklung in North Carolina, die vielfältigen Ursachen des Meeresspiegelanstiegs, fragwürdige Datenkorrekturen bei den Satellitendaten sowie wachsende Südseeatolle. Vielleicht gibt es sogar Leser, die diese Serie am Meer in ihrem Strandkorb auf dem iPad verfolgen…

Bereits im März 2012 hatten wir ausführlich über die Frage des Meeresspiegelanstiegs in unserem Blog berichtet (siehe Blogartikel „Der Meeresspiegel steigt! Seit 15.000 Jahren“). Dieser Artikel bietet sich als Einführung in unsere kleine Meeresspiegel-Serie an.

 

Hilfe, die Sintflut ist im Anmarsch!

Bereits im März 2012 versetzte eine Forschergruppe um Kenneth Miller von der US-amerikanischen Rutgers University die Welt in Angst und Schrecken. Sie hatten sich die Meeresspiegelentwicklung in der geologischen Vergangenheit von vor 3 Millionen Jahren an drei Orten im Pazifik und den USA angeschaut und meinten hieraus Rückschlüsse auf die Heutezeit treffen zu können. Damals war der CO2-Gehalt der Atmosphäre etwa so hoch wie heute. Die Temperaturen lagen allerdings zwei Grad über den heutigen, ebenso wie der Meeresspiegel, der um mehr als 20 m über dem heutigen Niveau lag. Daraus schlossen die Forscher dann kühn, dass das Meer mit etwas zeitlichem Anlauf dieses alte Niveau wohl wieder erreichen müsste.

Der Innovations-Report berichtete über die Arbeit, welche im März 2012 im Fachmagazin Geology erschienen ist:

„Der Meeresspiegel des Planeten dürfte um rund 22 Meter steigen – selbst wenn es der Menschheit gelingt, die globale Erwärmung auf höchstens zwei Grad zu begrenzen. Diese Prognose, die zwar sicher noch nicht im 21. Jahrhundert, doch im Zeitraum mehrerer Jahrhunderte bis Jahrtausende eintreffen soll, liefern US-amerikanische Geologen um Kenneth G. Miller von der Rutgers University in der Fachzeitschrift „Geology“. Laut ihrer Berechnung steigt das Meer „zu 95 Prozent“ zwischen zwölf und 32 Meter. Die Forscher untersuchten Bohrkerne aus Gesteinen und Sedimenten aus Neuseeland sowie vom Eniwetok-Atoll, das zu den Marshall-Inseln im Pazifik gehört. Speziell die Zeitspanne vor 2,7 bis 3,2 Mio. Jahre – das späte Pliozän – interessierte sie: Zu diesem Moment dürfte das CO2-Niveau der Atmosphäre zum letzten Mal auf heutigem Niveau gelegen haben, während die Forscher die Globaltemperatur zwei Grad darüber ansiedeln. ‚Das zusätzliche Wasservolumen kommt durch die Wärmeausdehnung des Wassers sowie die Schmelze von Grönland, der westantarktischen Eismasse und Rändern der Ostantarktis zustande.‘ “ 

Das hört sich ziemlich gefährlich an. Selbst das berühmte 2-Grad-Ziel könnte uns da also nicht mehr retten. Bevor Sie nun Ihr Ferienwohnungen auf Norderney und Sylt panikartig verkaufen, wollen wir das medial ausgiebig ausgeschlachtete Ergebnis einmal auf Herz und Nieren prüfen. 

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Phasenverschiebung im Zusammenwirken von Klima und Sonne entdeckt: Ostbrasilianischer Regen im Takte der Sonnenaktivität

Die klimatische Wirkung von Schwankungen der Sonnenaktivität ist anhand von zahlreichen Fallstudien auf den verschiedensten Zeitmaßstäben empirisch gut dokumentiert worden. 

Allerdings gab es auch Untersuchungen, in denen Klimazyklen im Jahrzehnt-Bereich zwar nachgewiesen werden konnte, die aber nicht so recht mit den Sonnenaktivitätszyklen in Deckung gebracht werden konnten. Während in einigen Zeitabschnitten die Maxima der Kurven gut übereinstimmten, schienen sie zu anderen Zeiten sogar entgegengesetzt zu verlaufen. Mit einfachen statistischen Vergleichsmethoden konnte in solchen Fällen keine Korrelation zwischen Klima- und Sonnenzyklen gefunden werden. Einige Forscher nahmen dies in der Vergangenheit breits zum Anlass, einen möglichen Klimaeinfluss der Sonne anzuzweifeln. Möglicherweise zu Unrecht, wie sich jetzt zeigte. 

Ein russisch-brasilianisches Forscherduo hat sich dieses Problem jetzt etwas genauer angeschaut und kommt zu einem sehr interessanten Ergebnis. Gusev und Martin veröffentlichten ihre Studie im Januar 2012 im Fachmagazin Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics. Als Untersuchungsmaterial dienten den Wissenschaftlern Datenreihen zu globalen Niederschlägen. Besonderes Augenmerk richteten sie dabei auf eine Regenstatistik aus dem brasilianischen Fortaleza, die bis 1849 zurückreicht. Die Niederschläge schwankten dabei im Takte des solaren 11-Jahres-Schwabe-Zyklus sowie des 22-Jahres-Hale-Zyklus (Abbildung 1). Allerdings war hierbei etwas sehr Merkwürdiges zu beobachten. Bis in die 1940er Jahre fielen die Maxima der Niederschläge mit den Maxima der Sonnenzyklen zusammen. Seit dieser Zeit ist jedoch ein gegenläufiger Trend ausgebildet. Die Regenmaxima fielen in den letzten 60 Jahren nun in die Sonnenminima. Zufall? Alles nur Rauschen? Was bedeutet dieser seltsame Zusammenhang? 

Die beiden Forscher nehmen an, dass es sich bei den dokumentierten Niederschlagszyklen um ein Gemeinschaftsprodukt handelt, wobei das Umschlagen eines im Klimasystem intern ablaufenden Zyklus durch den Sonnenzyklus getaktet wird. Dabei kann es zu sogenannten Phasenverschiebungen kommen, das heißt die Sonnen- und Klimazyklen können sich zeitlich zueinander verschieben. Gusev und Martin entwickelten nun eine mathematische Formel, mit der sie die dokumentierten Zyklen zuverlässig nachbilden und die Phasenverschiebung gut reproduzieren konnten. Der Untersuchungszeitraum von über 150 Jahren war dabei lang genug und enthielt eine ausreichend hohe Anzahl von Zyklen, so dass von einer stichhaltigen Rekonstruktion auszugehen ist. 

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Die Kleine Eiszeit in China: Im 19. Jahrhundert war es am Jangtsekiang mehr als ein Grad kälter als heute

Da war sie wieder, die bei einigen Forschern unbeliebte Kleine Eiszeit. Wie bereits mehrfach berichtet, hatten prominente deutsche IPCC-nahe Forscher die Mittelalterliche Wärmeperiode und die Kleine Eiszeit lange als „lokales nordatlantisches Phänomen“ abgetan, welches sich angeblich global herausmitteln sollte (z.B. Stefan Rahmstorf, Gerald Haug). Weit gefehlt. Mittlerweile sind die beiden prominenten Klimaanomalien aus allen Ecken der Welt und von allen sieben Weltmeeren beschrieben. Gestern berichteten wir bereits über eine entsprechende Fallstudie in Chile (siehe „Neues Paper in Quaternary Science Reviews: Mittelalterliche Wärmeperiode und Kleine Eiszeit in den chilenischen Anden nachgewiesen“). Heute springen wir nach Asien und wollen uns eine neue Publikation aus China anschauen, in der die Autoren die Wintertemperaturen im Gebiet des längsten Flusses des Landes, des Jangtsekiang, für die vergangenen knapp 275 Jahre rekonstruiert haben. Durchgeführt wurden die Untersuchungen von einer chinesischen Forschergruppe um Hao von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Juni 2012 in der Fachzeitschrift Climate of the Past.

Basis der Rekonstruktion waren historische Dokumente des Yu-Xue-Fen-Cu-Archivs aus der Qing Dynastie (1644-1911) in denen Tage mit Schneefall minutiös festgehalten wurden. Die Daten wurden mit Temperaturdaten aus der Region kalibriert, welche zwischen 1951-2007 gemessen wurden.

Die Forscher konnten zeigen, dass das 18. Jahrhundert um 0,76°C kälter und das 19. Jahrhundert sogar um 1,18°C kälter war als die moderne Referenzperiode von 1951-2007 (Abbildung 1). Entsprechend waren die letzten 30 Jahre (1981-2007) um ein Viertel Grad wärmer als die Referenzperiode. Die kalte Phase des 18. und 19. Jahrhunderts entspricht dabei der „Kleinen Eiszeit“ und die aktuell warmen Bedingungen der „Modernen Wärmeperiode“. 

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TV-Tipp: Grenzfälle der Wissenschaft am 7.7.2012 auf Phoenix

Am 7.7.2012 zeigt Phoenix von 21:45-22:30 Uhr die Sendung „Grenzfälle der Wissenschaft“. Ankündigung des Senders: „In den letzten hundert Jahren hat die Menschheit mit atemberaubender Geschwindigkeit neues Wissen angehäuft. Der Code des Lebens ist entschlüsselt. Atome können gespalten werden. Teleskope blicken in weit entfernte Galaxien. Alle fünf Jahre, sagen Experten, verdoppeln sich die Erkenntnisse der Forschung. Dennoch stößt der Mensch immer wieder an die Grenzen seines Wissensdrangs. Gibt es tatsächlich Leben außerhalb der Erde? Droht wirklich eine Klimakatastrophe? Kann die Kraft des Glaubens Wunder wirken? ZDF-History untersucht umstrittene Phänomene, ungelöste Rätsel und unbekannte Irrwege der modernen Wissenschaft.“

Neues Paper in Quaternary Science Reviews: Mittelalterliche Wärmeperiode und Kleine Eiszeit in den chilenischen Anden nachgewiesen

Es gab eine Zeit als führende Klimaforscher die Temperaturentwicklung der vergangenen tausend Jahre als langweilig und ereignislos darstellten. Die in Europa und Nordamerika dokumentierten Klimaschwankungen wären nichts weiter als ein lokales nordatlantisches Phänomen (z.B. Stefan Rahmstorf, Gerald Haug). Diese Vorstellung stellte sich einige Jahre später als fehlerhaft heraus. Die Mittelalterliche Wärmeperiode vor etwa 1000 Jahren und die Kleine Eiszeit vor 500 Jahren sind mittlerweile aus allen Erdteilen beschrieben worden, so dass es sich offensichtlich um ein globales Phänomen handelt, das an vielen Orten der Erde wiederzufinden ist. Da sich die Sonnenaktivität in dieser Zeit ähnlich entwickelte, ist von einer ursächlichen Kopplung auszugehen. 

Kürzlich konnte die Mittelalterliche Wärmeperiode sowie die Kleine Eiszeit in den chilenischen Anden dokumentiert werden – fernab des Nordatlantiks. Michael-Shawn Fletcher und Patricio Iván Moreno von der University of Chile in Santiago veröffentlichten im Juni 2012 in der Zeitschrift Quaternary Science Reviews eine neue Studie, in der sie Pollen und Holzkohle in einem Sedimentkern eines Andensees analysierten. Die Laguna San Pedro liegt auf einer Höhe von gut 900 m, und die untersuchten Schichten umfassen die vergangenen 1500 Jahre. 

Anhand der Pollen konnten die Forscher die Feuchtigkeitsentwicklung sowie Temperatur abschätzen. Holzkohlereste dienten als Indikator für Waldbrände, die sich vor allem bei Trockenheit ereignen. Fletcher und Moreno fanden, dass das Klima in den Anden während der Mittelalterlichen Wärmeperiode trocken und warm war (Abbildung 1). Waldbrände waren damals sehr häufig. Vor und nach dieser Zeit traten hingegen nur wenige Brände auf, und die Pollen zeigten kalte, feuchte Bedingungen an. Die kühlen Phasen fallen dabei in die Kleine Eiszeit sowie die Kälteperiode der Völkerwanderungszeit (Abbildung 1). Auch die Geschwindigkeit mit der sich die Schichten ablagerten gibt einen Hinweis auf klimatische Schwankungen. Während der Mittelalterlichen Wärmeperiode bauten sich die Seesedimente sehr viel schneller auf als während den Kälteperioden. In kalten Zeiten war nämlich der See länger vereist, so dass weniger Sediment in den See gelangen konnte. 

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Rio, Gauck und die Wiesbadener Kinder-Klima-Konferenz – Klimanews der Woche (2.7.2012)

Der Rio-Umwelt-Gipfel ist vorüber, und es wurde bereits viel darüber geschrieben.  Greenpeace-Chef Kumi Naidoo sagte: „Rio ist ein epischer Fehlschlag. Sowohl in Punkto Gleichheit als auch Ökologie und Wirtschaft ist er gescheitert.“ WWF-Direktor Jim Leape schloss sich dem an und erkannte im Gipfel „einen kollossalen Fehlschlag der Führer dieser Welt sowie das Fehlen einer Vision.“ Kanzlerin Merkel zeigte sich ernüchtert und stellte fest (SZ, 26.6.2012):

„Wir haben einmal mehr gesehen: Wir sind nicht alleine auf der Welt.“

  Die Welt schrieb am 22.6.2012:

„Staatschefs aus Entwicklungsländern und Umweltlobbyisten sind enttäuscht. Umweltminister Altmaier zeigt sich dagegen mit den Ergebnissen zufrieden.“

Am Ende des „Rio+20-Gipfels“ wurde dann eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, auf die sich die Teilnehmer der Konferenz kurioserweise bereits vor dem Beginn des Treffens geeinigt hatten. Die Frankfurter Rundschau schrieb:

„Die Hoffnung, der neue Rio-Gipfel könne nun endlich ein Umsetzungsgipfel werden, war blauäugig angesichts der verschiedenen Krisen, die die Weltpolitiker derzeit mühsam zu beherrschen versuchen. Schuldenkrise, Eurokrise, Bankenkrise, Wirtschaftskrise – alles hält sie auf Trab.“ 

In einem lesenswerten Leitartikel erläutert Egbert Nießler am 21.6.2012 im Hamburger Abendblatt, warum das magere Ergebnis von Rio möglicherweise sogar zu begrüßen ist:

„Zugleich wurden der Klimaschutz und das Kohlendioxid zu wahren Götzen erhoben. Als ob das Klima sich nicht schon immer geändert hätte. Und wer auch nur darüber nachdenkt, ob es logisch ist, dass 0,039 Prozent der Erdatmosphäre, von denen wiederum nur ein Bruchteil durch Menschen verursacht wurde, einen so entscheidenden Einfluss auf das Weltklima haben können wie landläufig behauptet, findet sich unweigerlich in der Rolle des ignoranten CO2-Ketzers. Genau wie jene Astronomen, die vor 500 Jahren anzweifelten, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Wo doch Mutter Kirche und 99 Prozent der Berufskollegen fest daran glaubten und Mathematiker in aufwendigen Rechnungen dieses Modell hoch wissenschaftlich bestätigt hatten. Immerhin beschränkt sich die Inquisition heute auf Verbalattacken, und Scheiterhaufen sind außer Mode gekommen. Geblieben ist der Glaube an den Weltuntergang. Vermutlich eine urmenschliche Neigung, müssen wir uns doch alle unseres eigenen Endes stets gewärtig sein. Und so werden weiter Menetekel vom Ende des Wachstums, dem Steigen der Meeresspiegel, globaler Erwärmung oder dem Zusammenbruch von Währungs- und Wirtschaftssystemen an die Wand gemalt, dass es einem nur so schaudern muss. Bei diesem Stand der Dinge ist es besser, auf den Mega-Gipfeln werden auch weiterhin keine bindenden Beschlüsse gefasst. Der freie menschliche Erfindungsreichtum hat bisher noch immer die besseren Lösungen hervorgebracht als die Versuche planvollpseudowissenschaftlicher Weltveränderung und Menschheitserziehung.

Eine Siebzehnjährige hatte ihren Auftritt in Rio und klagte darüber, dass CO2 ihr angeblich die Zukunft geraubt habe. Jede Wette, dass sich die Gute noch kaum mit den wissenschaftlichen Grundlagen der Thematik beschäftigt hat. 

Anlässlich der Rio-Konferenz hat Björn Lomborg erneut darauf hingewiesen, dass das für angebliche Klimaschutzmaßnahmen vorgesehene Geld an anderer Stelle sehr viel effektiver eingesetzt werden könnte, um viel dringendere Probleme zu lösen, wie etwa Unterernährung und medizinische Versorgung. In der Welt schrieb Lomborg am 16.6.2012:

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Replik im Schweizer Monat, zwei Buchrezensionen und solargesteuerte Wanderratten – Medienecho vom 1.7.2012

In der Zeitschrift Schweizer Monat gab es im Dezember 2011 einen argumentativen Schlagabtausch von Fred Singer (NIPCC) und Andreas Fischlin (IPCC) zum Klimawandel. Sebastian Lüning antwortete nun auf den Fischlin-Beitrag mit einem neuen Artikel, den der Schweizer Monat dankenswerterweise kürzlich im Juni 2012 auf seiner Internetseite veröffentlichte. Der Artikel geht auf die folgenden Punkte ein:

  1. Andreas Fischlin geht davon aus, dass die sogenannte Hockey Stick Kurve weiter Bestand hätte
  2. Andreas Fischlin behauptet, dass aktuelle Klimamodelle die klimatischen Vorgänge gut beschreiben können und daher auch die Temperatur-Prognosen bis 2100 als verlässlich anzusehen wären
  3. Andreas Fischlin geht davon aus, dass Schwankungen der Sonnenaktivität klimatisch kaum eine Rolle spielen
  4. Andreas Fischlin beschreibt einen angeblichen CO2-Fingerabdruck aus der Stratosphäre
  5. Andreas Fischlin zieht die letzten 420 Millionen Jahre heran, die angeblich die starke Klimawirkung des CO2 belegen sollen

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Der Britische Europaparlamentarier Roger Helmer und Fritz Vahrenholt trafen sich kürzlich bei einer Veranstaltung in Brüssel und fachsimpelten u.a. auch über den Klimawandel. Helmer verfasste daraufhin auch einige Zeilen in seinem Blog (siehe sein Blogartikel „An hour with Fritz Vahrenholt„).

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Sie kennen sicher den Journalisten Franz Alt. Nach eigenen Angaben ist er u.a. Umweltapostel und Zauberer. 17 Millionen Zuschauer sahen Ende der 70er-Jahre regelmäßig sein politisches Magazin „Report“. Nun hat er auf seiner Webseite eine kritische Besprechung unseres Buches „Die kalte Sonne“ von Rupert Neudeck eingestellt. Neudeck zitiert in seiner Rezension ausgiebig aus dem Buch und scheint einige Argumente durchaus anzuerkennen. Anderen Inhalten hingegen steht er skeptisch gegenüber und macht dies auch deutlich. Es ist erfrischend zu sehen, wie sich Neudeck abseits der pauschalen Schwarz-Weiß-Diskussion darum bemüht, individuelle Punkte herauszugreifen und diese jeweils auch individuell zu bewerten.

Ein Auszug aus der Rezension:    

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