Die kalte Sonne in Oslo, London, Chicago, Frankfurt und Mannheim – Medienecho vom 20.6.2012

In den letzten Wochen konnten die beiden Autoren des Buches „Die kalte Sonne“ ihre Thesen auf einer Reihe von Veranstaltungen im In- und Ausland präsentieren. Sebastian Lüning trug in Chicago und Mannheim vor, während Fritz Vahrenholt u.a. Vorträge in Oslo, Frankfurt (Achema) und London hielt. Eine Videoaufzeichnung des London-Vortrags wird in den kommenden Tagen auf der Webseite der Global Warming Policy Foundation (GWPF) online gestellt. Eine sehenswerte Zusammenfassung des Vortrages in Cartoon-Form von Josh gibt es bereits hier.

Im Zusammenhang mit der Londoner Veranstaltung erschien am 18.6.2012 ein Beitrag von Fritz Vahrenholt in der britischen Tageszeitung „The Telegraph“. Der Artikel ist online frei verfügbar und endet wie folgt:

„The choice is no longer between global warming catastrophe and economic growth but between economic catastrophe and climate sense.“

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Im Spiegel 24/2012 erschien der mehrseitige Artikel „Rätsel der sinkenden Inseln“. Spiegel Redakteur Gerald Traufetter hatte offensichtlich das große Los gezogen und durfte in die Südsee reisen, um dort über eine französische Expedition zur Pazifikinsel Vanikoro zu berichten. Das von ihm begleitete Team der Pariser Geodätin Valérie Ballu hatte in den Vorjahren bereits die 200 km südlich gelegene Vanuatu-Insel Tegua vermessen und festgestellt, dass die Insel von tektonischen Kräften in die Tiefe gezogen wurde. Noch 2005 hatte der damalige Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Klaus Töpfer das Versinken der Insel 2005 als Folge des Klimawandels fehlinterpretiert. In einer UNEP-Pressemitteilung wurden umgesiedelte Dorfbewohner daraufhin als die ersten Flüchtlinge des Klimawandels beschrieben, die sich vor den Gefahren des Klimawandels in Sicherheit bringen mussten. Töpfer warnte in der Meldung, dass Vanuatu lediglich den Anfang einer verhängnisvollen Entwicklung markiert, bei der steigende Temperaturen, schmelzendes Eis und steigende Meeresspiegel weltweit zu großen Schäden führen werden. So kann man sich irren. Die Studie von Ballu und ihrem Team erschien im August 2011 im Fachmagazin PNAS und ist auch in unserem Buch „Die kalte Sonne“ auf den Seiten 200-201 detailliert beschrieben. 

Es ist nicht auszuschließen, dass Traufetter in der kalten Sonne auf die Geschichte stieß und daraufhin Kontakt mit den französischen Forschern aufnahm. Traufetter hatte im Februar 2012 zusammen mit seinem Kollegen Olaf Stampf anlässlich der Buchpremiere ein ausführliches Interview mit Fritz Vahrenholt geführt und in diesem Zusammenhang wohl ausgiebig im Buch-Manuskript recherchiert.

Traufetter ergänzt in seinem aktuellen Spiegel-Artikel einige interessante Details zur Geschichte: 

„Um fast zwölf Zentimeter war die Insel von 1997 bis 2009 abgesunken, bis jene mittlerweile auf Weltklimakonferenzen berühmt gewordene Kokosplantage unter Wasser stand. ‚Der Meeresspiegel stieg. Doch drei Viertel davon waren durch das Absinken des Landes verursacht‘, sagt [die Forscherin Ballu]. Die Vereinten Nationen waren zu voreilig mit dem Ausrufen der Klimaflüchtlinge – das zeigte sich beim großen Beben von 2009: Plötzlich schoss die Insel wieder aus den Fluten empor. ‚Die Kokosplantage ist seitdem trocken‘, sagt Ballu. Für die Menschen allerdings, meint sie, sei es im Grunde egal, welcher Mechanismus schuld daran ist, dass sie das Dorf aufgeben mussten. Sie ärgert sich nur darüber, dass die mit Geldern aus dem Anpassungsfonds für Klimageschädigte umgesiedelten Menschen in ein neues Dorf zogen, das kaum besser gelegen sei. ‚Es ist auf zu geringer Höhe gebaut‘, berichtet Ballu. ‚Springfluten oder Tsunamis können es immer noch erreichen.‘ „

 

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Wu et al. 2011: Erwärmung im späten 20. Jahrhundert durch Ozeanzyklen verstärkt

Wenn man sich die Temperaturkurve der letzten 150 Jahre etwas genauer anschaut, erkennt man, dass die Temperatur nicht monoton angestiegen ist, sondern der Verlauf vielmehr durch einen etwa 60 Jahre langen Zyklus geprägt ist, welcher einem Langzeittrend überlagert ist (Abbildung 1). Der Temperatur-Zyklus verläuft dabei in beeindruckender Weise parallel zur Pazifisch-Dekadischen Oszillation (PDO), einem bedeutenden Ozeanzyklus.

Abbildung 1: Der Temperaturverlauf der letzten 150 Jahre ist durch einen langfristigen Anstiegstrend geprägt, der durch einen 60-Jahres-Zyklus überlagert wird. Abbildung aus dem Buch „Die kalte Sonne“.

Den Langzeittrend ermittelt man dabei am besten durch eine Linie, die die Nullpunkte des Zyklus verbindet (Abbildung 2). Der Langzeittrend kann dabei mehrere Ursachen haben. Am wahrscheinlichsten ist eine Kombination von Sonnenaktivitätsschwankungen, Kohlendioxid und Ruß. Während sich das Sonnenmagnetfeld im 20. Jahrhundert mehr als verdoppelt hatte, stiegen auch die CO2– und Ruß-Konzentration in der Atmosphäre. Eine realistische quantitative Abschätzung der drei Klimafaktoren stellt eine der wichtigsten Aufgaben für die aktuelle Klimaforschung dar.

Abbildung 2: Temperaturzyklen sind dem Langzeittrend überlagert. Die Temperaturprognose aus dem 2007er IPCC-Bericht folgt offensichtlich der durch die Ozeanzyklen übersteilten Flanke, wäre jedoch besser dem Langzeittrend gefolgt. Der Langzeittrend wird zudem vermutlich in Kürze für eine Weile abknicken, da die Sonnenaktivität als wichtige Einflussgröße in den kommenden Jahrzehnten abnehmen wird. Abbildung aus dem Buch „Die kalte Sonne“.

Die dem Langzeittrend überlagerte 60-Jahres-Zyklik führt dazu, dass zu gewissen Zeiten die Erwärmungsrate stärker als die Rate des Langzeittrends ist. Zu anderen Zeiten hingegen wird die Erwärmung schwächer als der Langzeittrend ausfallen, zum Teil sogar zu Jahrzehnten mit Abkühlung führen, wie z.B. 1940-1950 (bzw. 1940-1970, wenn man ein Fan der 30-Jahres-Klimaregel ist). Dies liegt in der Natur der Sache und ist zu erwarten. 

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Licht lässt Partikel wachsen – Forscher entdecken neuen Mechanismus in der Atmosphäre

Eines der großen Rätsel in den Klimawissenschaften ist die Klimawirkung der Sonne. In den aktuellen Klimamodellen des IPCC spielen Sonnenaktivitätsschwankungen kaum eine Rolle. Ein Blick auf die geologischen Daten der letzten 10.000 Jahre zeigt jedoch, dass dies nicht stimmen kann, denn Klima und Sonne waren stets eng aneinander gekoppelt und bewegten sich überraschend synchron zueinander. Offensichtlich muss es also „Solarverstärker-Prozesse“ geben, die in den IPCC-Formeln bislang nicht berücksichtigt worden sind.

Derzeit gibt es zwei wichtige Solarverstärker-Kandidaten, die auch parallel zueinander wirken könnten. Zum einen ist hier ein Effekt über die UV-Strahlung in der Stratosphäre (siehe S. 229-231 in „Die kalte Sonne“). Zum anderen wird eine schwankende Wolkenbedeckung diskutiert, die vom Sonnenmagnetfeld über die kosmische Strahlung gesteuert wird. Der zuletzt genannte Prozess wurde vor mehr als einem Jahrzehnt vom dänischen Physiker Prof. Henrik Svensmark vorgeschlagen (siehe Kapitel 6 und Svensmark-Gastbeitrag in „Die kalte Sonne“). Mittlerweile gibt es hierzu eine beeindruckende Indizienkette, wenn auch noch nicht jeder einzelne physikalische Schritt bis ins letzte Detail verstanden ist. Gesichert sind momentan u.a. folgende Teilschritte:

(1) Das Sonnenmagnetfeld schwankt parallel zur Sonnenaktivität.

(2) Das Sonnenmagnetfeld schützt die Erde vor kosmischer Strahlung, einem Teilchenregen aus dem Weltall.

(3) Innerhalb eines 11-Jahres-Sonnenfleckenzyklus schwankt auf diese Weise die kosmische Strahlung um 20%, gegenüber nur 0,1% bei der Gesamtstrahlung der Sonne.

(4) Phase 1 des kürzlichen CERN-Experiments hat gezeigt, dass durch kosmische Strahlung vermehrt kleine Aerosol-Teilchen in der Atmosphäre entstehen.

Nun ist die Wissenschaft an der Stelle angekommen, wo es darum geht, ob diese kleinen Teilchen zu größeren anwachsen können, die dann als Wolkenkondensationskeime dienen würden. Die Teilchen müssen nämlich eine Mindestgröße von 50 Nanometern besitzen, sonst können sich keine Wolkentröpfchen darum bilden. Und ohne Wolken würde der ganze Svensmark-Solarverstärkerprozess nicht funktionieren.

Eines der Probleme ist, dass die mühsam am Tag unter Einwirkung der Sonnen-UV-Strahlung angewachsenen Teilchen gemäß den theoretischen Modellen nachts eigentlich wieder zerfallen müssten. Im März 2012 konnte das Svensmark-Team zeigen, dass dies jedoch in der Realität nicht der Fall ist. Die kosmische Strahlung erzeugt offenbar Elektronen, die die Schwefelsäureproduktion auch nachts zu einem gewissen Maße aufrechterhält (siehe unser Blogartikel „Henrik Svensmark schließt eine weitere Lücke in seinem Solarverstärker“).

Aber die Wissenschaft verfolgt auch eine andere heiße Spur: Gibt es vielleicht zusätzliche chemische Prozesse, die in den bisherigen Modellen bislang unberücksichtigt geblieben sind? Ja, es scheint sie in der Tat zu geben. Im Mai 2012 veröffentlichte eine französisch-deutsch-israelische Forschergruppe um Maria Eugenia Monge von der Universität Lyon im Fachmagazin PNAS eine Studie, in der sie einen ganz neuen Mechanismus zum Partikelwachstum beschreiben. In einer Pressemitteilung des am Projekt beteiligten Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung werden die aufsehenerregenden Ergebnisse wie folgt zusammengefasst (Fettsetzung wurde ergänzt)

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Abrupter Temperaturanstieg von mehr als einem Grad um 980 n. Chr. in Island: Mittelalterliche Wärmeperiode mit enormer Erwärmungsrate

Die Mittelalterliche Wärmeperiode vor 1000 Jahren hatte ein ähnliches Temperaturniveau wie heute. Die günstigen Temperaturen ließen das arktische Meereis damals kräftig schmelzen, so dass die Wikinger kurz darauf Island und Grönland besiedeln konnten. Bereits 2008 erschien in den Earth and Planetary Science Letters ein leider heute viel zu wenig beachteter Artikel, in dem die Temperaturgeschichte des Meeresgebiets vor Island detailliert für die vergangenen 2000 Jahre rekonstruiert wurde. Durchgeführt wurde die Studie von einem internationalen Forscherteam um Marie-Alexandrine Sicre vom Laboratoire des Sciences du Climat et de l’Environnement im französischen Gif-sur-Yvette. 

Das Untersuchungsmaterial bestand aus einem Sedimentkern, der aus dem Meeresboden nördlich von Island gewonnen wurde. Anhand der geochemischen „Alkenon-Methode“ konnten die Forscher eine Temperaturkurve für die vergangenen 2 Jahrtausende mit einer bis dahin nicht erreichten zeitlichen Auflösung von zwei bis fünf Jahren erstellen. Die Altersdatierung erfolgte mithilfe von vulkanischen Aschelagen. 

Die Temperaturen schwankten im Untersuchungszeitraum in Island um etwa zwei Grad (Abbildung 1). Die warmen Phasen entsprechen dabei der Römischen Wärmeperiode vor 2000 Jahren sowie der Mittelalterlichen Wärmeperiode vor 1000 Jahren. Kalte Temperaturen wurden in Island während des Völkerwanderungspessimums sowie der Kleinen Eiszeit registriert (Abbildung 1). Dieses Klimamuster ist mittlerweile von allen Erdteilen dokumentiert und muss daher als global angesehen werden. Die charakteristischen Temperaturschwankungen folgen dabei den bekannten Millenniumszyklen der Sonnenaktivität (siehe Kapitel 3 in „Die kalte Sonne“). 

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Mittelalterliche Wärmeperiode und Kleine Eiszeit als lokales nordatlantisches Phänomen: Seit wann liegt Japan am Atlantik?

Viele Jahre lang versuchten führende Vertreter des Weltklimarats den politischen Entscheidungsträgern und der Bevölkerung weiszumachen, dass die vorindustrielle Temperaturgeschichte angeblich ereignislos verlief und einen erstrebenswerten Idealzustand darstellte. Die Erwärmung des 20. Jahrhunderts hingegen wäre etwas ganz Außergewöhnliches, Gefährliches. Wie wir wissen wendete sich vor wenigen Jahren das Blatt und das unrühmliche Hockey Stick Kapitel endete. Die fehlerhafte Kurve wurde wieder einkassiert und die Mittelalterliche Wärmeperiode sowie die Kleine Eiszeit waren rehabilitiert. 

Wie so oft in der Geschichte ist es im Rückblick schwer zu verstehen, wie es zu diesem historischen Irrweg kommen konnte, der in den späten 1990er Jahren mit einer Doktorarbeit von Michael Mann begann und erst knapp zehn Jahre später mit der Aufdeckung des Wissenschaftsskandals durch Steve McIntyre und Ross McKitrick endete (siehe Buch „The Hockey Stick Illusion“ von Andrew Montford). Dabei ist schwer begreiflich, dass die Hauptakteure und Verfechter des Hockey Sticks noch immer als fachlich und medial hochangesehene Meinungsführer agieren können. 

Eine der Hauptausflüchte war damals, dass die in Europa und Nordamerika nachgewiesene Mittelalterliche Wärmeperiode und Kleine Eiszeit ein lokales, nordatlantisches Phänomen sei. Anderswo auf der Erde wären diese Temperatur-Anomalien mehr als ausgeglichen worden (z.B. Stefan Rahmstorf, Gerald Haug). Jahrelang musste man sich diese Geschichtchen anhören. Und man musste den „Spezialisten“ wohl oder übel vetrauen. Denn wir bezahlten sie ja mit unseren Steuergeldern, damit sie sich um nichts anderes als das Klima kümmern würden und uns diese mühsame Arbeit abnehmen. 

Wer sich jedoch ein wenig in der wissenschaftlichen Literatur auskannte, kam ins Grübeln. Die Mittelalterliche Wärmeperiode und die Kleine Eiszeit als lokales nordatlantisches Phänomen? Eine irre Behauptung. Natürlich waren diese charakteristischen Temperaturschwankungen bereits aus anderen Erdteilen beschrieben worden. Wir wollen hier über eine Fallstudie aus Japan berichten, die bereits im Jahr 1995 in den Geophysical Research Letters erschienen ist, also in den Jahren vor der Hockey Stick Episode. 

Die japanischen Wissenschaftler Hiroyuki Kitagawa und Eiji Matsumoto hatten Anfang der 1990er Jahre auf der südjapanischen Insel Yakushima mithilfe eines Baumringbohrers Kerne aus elf Zedern gewonnen. Die Kerne umfassten dabei Baumringe, die 2000 Jahre zurückreichten. Für die Baumringabfolge bestimmten die Forscher dann die Kohlenstoff-13-Isotopenwerte. Es zeigte sich, dass die delta-13-C Werte in charakteristischer Weise schwankten (Abbildung 1). 

Was bedeuteten diese Schwankungen? Der C13-Gehalt wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst, darunter auch der Temperatur. Die japanischen Forscher eichten die Isotopenentwicklung an Bäumen verschiedener Höhenstufen (und damit Temperaturniveaus) über dem Meeresspiegel. Auf diese Weise entwickelten sie eine Formel, mit der die Isotopenänderungen in Temperaturwerte umgerechnet werden konnten. Es zeigte sich, dass die Temperaturen während der vergangenen 2000 Jahre in Süd-Japan um 5°C geschwankt haben. Der zeitliche Verlauf der Temperaturschwankungen kommt uns dabei sehr bekannt vor (Abbildung 2). Es ist ein klarer Millenniumszyklus ausgebildet. Die Kälteperiode der Völkerwanderungszeit, die Mittelalterliche Wärmeperiode, die Kleine Eiszeit und die Moderne Wärmeperiode sind deutlich zu erkennen. Diese Entwicklung ist zudem auch in historischen japanischen Berichten gut dokumentiert. 

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Was ist eigentlich aus James Hansens Temperaturvorhersage von 1988 geworden? Zeit für eine Überprüfung

Gastbeitrag von Prof. Jan-Erik Solheim (Oslo)

Eine der wichtigsten Publikationen zum „gefährlichen menschengemachten Klimawandel“ ist jene von James Hansen und Kollegen aus dem Jahr 1988, die im Journal of Geophysical Research erschien. Der Titel der Arbeit lautet (in der deutschen Übersetzung) „Globaler Klimawandel gemäß der Vorhersage des Goddard Institute for Space Studies”.

In dieser Publikation präsentieren Hansen und Kollegen das GISS Modell II, mit dem sie Klimaänderungen als Folge von Konzentrations-Änderungen der atmosphärischen Spurengase und Schwebstoffteilchen (Aerosole) simulieren. Die Wissenschaftler stellen dabei drei Szenarien dar:

–A : Zunahme der CO2-Emissionen um 1.5% pro Jahr
–B: Konstante Zunahme der CO2-Emissionen nach dem Jahr 2000
–C: Keine Zunahme der CO2-Emissions nach dem Jahr 2000

Die CO2-Emissionen sind seit dem Jahr 2000 um jährlich etwa 2,5 Prozent angestiegen, so dass wir gemäß dem Hansen-Paper einen Temperaturanstieg erwarten würden, der stärker als in Modell A ausfallen sollte. In Abbildung 1 sind die drei Hansen-Szenarien sowie die real gemessene globalen Temperaturkurve dargestellt. Der über Szenario A hinausragende Pfeil stellt den Temperaturwert dar, den das Hansen-Team auf Basis einer CO2-Erhöhung um 2,5% vorhergesagt hätte. Laut der Hansen-Prognose müsste die Temperatur gegenüber dem Vergleichsniveau in den 1970er Jahren um 1,5°C angestiegen sein. In Wahrheit hat sich die Temperatur jedoch lediglich um 0,6°C erhöht.

Es ist ersichtlich, dass die von der Hansen-Gruppe 1988 modellierte Temperaturvorhersage um etwa 150% danebenliegt. Es ist überaus bedauerlich, dass genau diese Art von Modellierungen von unseren Politikern noch immer als verlässliche Klimavorhersage angesehen wird.

Abbildung 1: Temperaturprognose der Hansen-Gruppe aus dem Jahr 1988. Die verschiedenen Szenarien gehen von 1,5% CO2-Zunahme (blau), konstanter Zunahme der CO2-Emissionen (grün) und stagnierenden CO2-Emissionen (rot) aus. In der Realität stiegen die CO2-Emissionen um sogar 2,5% an, was einem Szenario oberhalb der blauen Kurve entsprechen würde. Die schwarze Kurve gibt die letztendlich real gemessen Temperatur an (gleitendes 5-Jahresmittel). Die Hansen-Modellierung überschätzt die Temperatur um 0,9°C und liegt damit um satte 150% daneben. Abbildung ergänzt nach Hansen et al. (1988).

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Alle tausend Jahre eine neue Saheldürre – lange vor dem industriellen CO2

Die Sahara ist die größte Trockenwüste der Welt. Im Sommer können die Temperaturen auf bis zu 60 Grad Celsius ansteigen, während in einigen Winternächten das Thermometer auf frostige minus zehn Grad abfällt. Trotz der extremen Bedingungen leben auch in dieser Region Menschen und Tiere. Kalte-Sonne-Coautor Sebastian Lüning ist ein ganzes Jahrzehnt mit zahlreichen wissenschaftlichen Expeditionen durch die Sahara gestreift und kam dabei auch an den berühmten Felsbildern im libyschen Akakusgebirge sowie den Malereien in Höhlen am Jebel Aweinat vorbei. Mancher Leser kennen diese Bilder vielleicht aus dem bekannten Buch und Film „Schwimmer in der Wüste“. Die Zeichnungen stammen aus einer Zeit vor 8000 bis 5500 Jahren als die Sahara noch begrünt war. Damals bevölkerten Giraffen, Nilpferde und Elefanten das Gebiet. Der Sahel-Regen hatte sich von Süden kommend bis in das Saharagebiet verschoben, und auch die Regenfälle aus dem Mittelmeergebiet drangen von Norden tiefer und häufiger in die Sahara ein.

Was könnte die Ursache der „Grünen Sahara“ gewesen sein? Würde man auf der Straße eine Umfrage durchführen, würden die meisten Passanten wohl antworten, dass es damals wohl kälter gewesen sein muss. Umso überraschender ist es dann, wenn man hört, dass genau das Gegenteil der Fall war. Die globale Durchschnittstemperatur zur Zeit der Grünen Sahara lag damals etwa ein Grad über dem heutigen Niveau. Ursache war ein Strahlungsmaximum auf der Nordhalbkugel durch die langen Milankovic-Zyklen (siehe Kapitel 3 in „Die kalte Sonne“).

Ein wärmerer Planet machte die Sahara in der Vergangenheit feuchter. Könnte dies eigentlich auch für die heutige Zeit gelten? Wie haben sich die Sahara und benachbarte Regionen in den letzten Jahren verändert? Glaubt man den Prophezeiungen einiger interessierter Gruppen, so müsste die Sahara durch den menschengemachten Klimawandel immer trockener werden.

Doch die Realität sieht anders aus. Beduinen der Sahara berichten, dass es in den letzten Jahren wieder ungewöhnlich viel geregnet hat. Jonathan Seaquist konnte in einer 2009 im Fachmagazin Biogeosciences veröffentlichten Studie zusammen mit Kollegen anhand von Satellitendaten zeigen, dass die Photosyntheseaktivität in der Sahelzone zwischen 1982 und 2002 signifikant angestiegen ist. Die Lebensbedingungen für Pflanzen haben sich in dieser Zeit spürbar verbessert. In ihrer Studie fanden die Forscher zudem heraus, dass weder die Bevölkerungsentwicklung im Sahel, noch landwirtschaftliche Aktivität einen nennenswerten Einfluss auf die Vegetationsdynamik genommen hat, selbst in den dichter besiedelten Gebieten des Sahel. 

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Mojib Latif am 20.6.2012 in Oldenburg

Veranstaltungsankündigung der Universität Oldenburg: „Vorhersagbarkeit von Wetter und Klima“ – zu diesem Thema hält der international renommierte Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif am Mittwoch, 20. Juni, 17.15 Uhr, einen öffentlichen Vortrag an der Universität Oldenburg (ICBM-Hörsaal, W15 1-146, Campus Wechloy, Carl-von-Ossietzky-Straße 9). Er spricht auf Einladung von Prof. Dr. Jörg-Olaf Wolff, Leiter der Abteilung Physikalische Ozeanographie, im Rahmen des Kolloquiums des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM). In seinen Schriften und öffentlichen Auftritten setzt sich Latif für eine radikale Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes sowie den Ausbau erneuerbarer Energieformen weltweit ein. Der gebürtige Hamburger pakistanischer Herkunft warnt davor, dass der …

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Der Tropengürtel dehnt sich aus: Die Hauptschuldigen sind Ruß und Ozonsmog, nicht das CO2

Im März 2008 veröffentlichte Greg Carmichael von der University of Iowa im Fachmagazin Nature Geoscience eine Studie, in der er zeigen konnte, dass Ruß („black carbon“) ein sehr starkes Treibhausgas ist. Co-Autor der Studie damals war Veerabhadran Ramanathan. Im folgenden Video erläutert Carmichael die Wirkungsweise dieses bis dahin signifikant unterschätzten Treibhaus-Aerosols. Die Autoren konnten zeigen, dass Ruß trotz vergleichsweise niedriger Emissionen von etwa 8 Millionen Tonnen für einen nicht zu unterschätzenden Teil der Erwärmung der letzten 100 Jahre verantwortlich gewesen sein muss.

Ruß kann im Wesentlichen auf zwei Wegen die Temperatur der Atmosphäre beeinflussen. Zum einen absorbieren die Rußpartikel das Sonnenlicht und strahlen die Wärme dann in die Atmosphäre ab. Zum anderen verringern die dunklen Partikel die Rückstrahlfähigkeit für Sonnenlicht auf Eis und Schnee (Verringerung der Albedo). Ruß hat insofern einen fatalen Effekt auf die Schnee- und Eisgebiete. Er absorbiert die Sonnenstrahlen, die sonst reflektiert würden, und erwärmt auf diese Weise die Oberfläche und bewirkt ein erhöhtes Schmelzen.

Ein Forscherteam um Rajan Chakrabarty vom Desert Research Institute in Reno, Nevada veröffentlichte im Mai 2012 in den Geophysical Research Letters eine Studie zum Erwärmungseffekt von Ruß im Brahmaputra Tal. Die Wissenschaftler führten hier im Januar-Februar Messungen der Ruß-Konzentration durch und fanden, dass die festgestellte hohe Ruß-Konzentration hier einen signifikanten Erwärmungsbetrag verursacht haben muss (siehe auch Beitrag von Roger Pielke Sr.).

„Ruß und Ozonsmog entstehen bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle oder Öl, aber auch bei Waldbränden. Seit den 1970er Jahren habe der Ausstoß dieser Luftschadstoffe vor allem über Südostasien stark zugenommen“ (scinexx). Nur über Teilen Europas und Nordamerikas haben die Rußemissionen infolge von Umweltschutzmaßnahmen abgenommen. Da Ruß nur eine Verweildauer in der Atmosphäre von nur einigen Tagen bis Wochen besitzt, ließe sich relativ schnell etwas gegen diesen Wärmetreiber unternehmen – viel leichter als gegen das CO2. Auch der Ozonsmog ließe sich relativ leicht bekämpfen. Dies scheint die internationale Staatengemeinschaft nun realisiert zu haben. Im Mai 2012 bildete die G8-Gruppe der führenden Industrienationen eine Koalition mit dem Ziel, den Ausstoß kurzlebiger Treibhausgase wie etwa Ruß, Methan und teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW’s) zu reduzieren. Zur Gruppe gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Russland, Kanada und die USA (siehe Bericht auf Climate Central).

Das kalifornische Air Resources Board hielt am 24. Mai 2012 eine Sitzung ab, auf der es einen Vortrag zur Klimawirkung von Ruß und anderer kurzlebiger Treibhausgase gab, welcher online als Video verfügbar ist (auf das Video-Symbol bei Agenda Item 12-3-2 klicken).

 

Ruß führte zur Ausdehnung der Tropen

Im Jahr 2008 publizierte eine Gruppe um die NOAA-Forscherin Dian Seidel in Nature Geoscience eine Studie, in der die Ausdehnung des tropischen Klimagürtels während der vergangenen Jahrzehnte festgestellt und analysiert wurde.

„Um durchschnittlich 0,36° Breitengrade pro Jahrzehnt dehnt sich die tropische Klimazone nach Norden aus. Die sich daraus ergebende ‚Verbreiterung‘ der Hadley-Zirkulation verschiebt ihrerseits die trockenen Gebiete des Subtropengürtels in Richtung Nordpol. Und auch die Zugbahnen der dynamischen Tiefdruckwirbel, welche in den mittleren Breiten das Wetter bestimmen, verlagern sich polwärts.“ (Quelle: MeteoKlima)

Die gängigen Klimamodelle konnten das Phänomen überraschenderweise nicht reproduzieren, wie die Wissenschaftler in dem Artikel 2008 darlegten.

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1,6 Billionen Dollar angedrohte Klimaschäden, CO2-Reduktion ohne China uneffektiv, und Jugendrotkreuz möchte afrikanische Klimaflüchtlinge aufnehmen – Die Klimanews der Woche

Pünktlich zur Bonner Klimakonferenz meldeten sich die großen Umweltorganisationen und zogen die verbalen Daumenschrauben der Klimaapokalypse weiter an, um Druck auf die Verhandler auszuüben. Die NGOs warnten vor schlimmsten Klima-Konsequenzen, die irreparable globale Schäden anrichten würden.  Das Handelsblatt berichtete am 24.5.2012 über die bedrohlichen Visionen der Organisationen:

„Wenn nicht sofort umfassende Anstrengungen unternommen würden, um die Treibhausgasemissionen zu verringern, werde sich die Erde in Zukunft voraussichtlich um mehr als vier bis sechs Grad Celsius erwärmen. Die Kosten seien erschreckend: Konservative Schätzungen sprächen von rund zwei Billionen US-Dollar (1,6 Billionen Euro oder 1600 Milliarden Euro) an wirtschaftlichen und nicht-wirtschaftlichen Auswirkungen bis zum Jahr 2060 – neben den kaum zu beziffernden Verlusten an biologischer Vielfalt und Ökosystemen.“

(Siehe auch ähnliche Berichte in der Ausgburger AllgemeineFocus,  Stern, greenpeace magazin)

Leider versäumen es die NGOs zu erwähnen, dass die schrecklichen Schadensprognosen in sich zusammenfallen würden, wenn man einen realistischeren Wert für die CO2-Klimasensitivität annehmen würde (siehe Kapitel 7 in „Die kalte Sonne“).

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China wurde auf der kürzlichen Bonner UNO-Konferenz beschuldigt, die Schaffung eines neuen Emissions-Abkommens zu verzögern. Mit diesem Vorwurf war China selbstverständlich keineswegs einverstanden. Der chinesische Klima-Chefverhandler Su Wei sagte AFP, dass vielmehr die reichen Industrieländer nicht ihren vertraglich festgelegten Verpflichtungen nachkämen. Wei sagte „Dies ist eine sehr unsaubere Kommunikationspolitik.“

Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums erklärte während der Konferenz zudem, man würde sich an die Beschlüsse von Durban halten wollen.

Auf der Konferenz wurden Zweifel geäußert, dass das aufstrebende China noch weiterhin als „Entwicklungsland“ bei den Klimaverhandlungen behandelt werden sollte. Der US-amerikanische Verhandler Jonathan Pershing sagte in Bonn, dass das binäre System mit Unterscheidung von reichen Industrieländern und armen Entwicklungsländern nicht mehr die heutigen Realitäten in der Welt abbildet. Länder wie Katar und Singapur haben ein höheres Pro-Kopf-Einkommen als die USA, werden aber immer noch als Entwicklungsländer geführt. Das Gleiche gelte für China, die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Erde.

Im Fachmagazin Energy Economics erschien kürzlich eine neue Arbeit mit dem Titel „Die Rolle Chinas bei der Rettung des Klimas“. Die Autoren stellten darin fest, dass eine wirkungsvolle Reduktion der Treibhausgase nur unter Beteiligung des weltweit größten Emittenten Chinas Sinn macht.

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Das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten hat damit begonnen, die ausgeuferten Klimaprogramme wieder etwas zurückzuschrauben. Im Mai 2012 wurde jetzt die Finanzierung des 6-Millionen-Dollar-schweren Climate Change Education Partnership (CCEP) Programms eingestellt, da die Aufgaben bereits durch andere Programme wahrgenommen werden.

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Bonner Klimagespräche ohne Ergebnis, Merkel nicht zum Umweltgipfel in Rio und die begonnene Deindustrialisierung in Deutschland

Die UN-Klimagespräche Ende Mai 2012 in Bonn endeten ohne greifbares Ergebnis. Ursprünglich war geplant, den Weg für ein Kyoto-Nachfolge-Abkommen zu ebnen, das Ende des Jahres in Qatar beschlossen werden soll. Bislang scheint sich jedoch nur die Europäische Union richtig dafür zu interessieren. Wenn die anderen Industrieländer nicht mitziehen, könnte der Appetit der Europäer hierauf jedoch vergehen, insbesondere da hier gerade die Wirtschaft zusammenbricht. Auch in der Frage der Finanzierung der Klimamaßnahmen durch den Grüne Klimafonds gerieten die Verhandlungen in Bonn ins Stocken. Hier geht es um große Transfersummen die von den Industrieländern im Zeichen der Klimakatastrophe in die Entwicklungsländer transferiert werden sollen (siehe auch unser Artikel 100 Milliarden Dollar pro Jahr vom Green Climate Fund zu verteilen: Wie verträgt sich Immunität mit Transparenz?). Die taz berichtete zudem von Machtpoker, Streit um Posten und fragwürdiger Effektivität. Ursprünglich sollte der Fonds bereits 2013 die Arbeit aufnehmen, wozu es aufgrund der Querelen jetzt jedoch nicht mehr kommen wird. Die taz schreibt:

„Kurz: Ohne Verwaltungsrat gibt es keine Entscheidung, wie Geld eingesammelt und ausgegeben werden soll oder wo das Fonds-Sekretariat angesiedelt wird. Die Ländergruppen aus Asien und Lateinamerika fanden bis Mittwoch keine Konsenskandidaten. Es gebe – anders als sonst bei den Klimaverhandlungen – einen „Überschuss an Enthusiasmus“, bemerkte trocken ein Experte. Denn weil der Fonds viel Geld verwalten wird, wollen alle ‚an den Futtertrögen dabei sein‘. Die Blockade passt in die Stimmung bei der Konferenz in Bonn, wo viele Ländergruppen versuchen, die Entscheidungen der letzten Klimakonferenz zurückzudrehen.“

Deutschland wollte ursprünglich ein Zehntel der benötigten Gelder des Grünen Klimafonds zur Verfügung stellen. Finanziert werden sollte dies aus den Einnahmen der Zertifikate im Emissionshandel. Aufgrund des Preisverfalls der Zertifikate ist dort jedoch gar nicht genügend Geld eingenommen worden. Wo soll die Differenz herkommen? Nur zur Erinnerung: Das Gesamtvolumen des Fonds beträgt ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar, davon wären also 10 Milliarden US Dollar von Deutschland zu übernehmen…

Im Rahmen des internationalen Konferenz-Zirkus findet in der zweiten Juni-Hälfte in Rio de Janeiro der UNO-Umweltgipfel statt. In Sachen Klima ist hier nicht viel zu erwarten. Das sieht offenbar auch Kanzlerin Merkel so. Sie wird gar nicht erst hinfahren. Die SZ schrieb am 8.6.2012:

„Die Vorbereitungen des Gipfels, befand die Kanzlerin, sprächen nicht für nennenswerte Fortschritte.“

Die SZ stuft dies als Fehleinschätzung ein und verweist auf den angeblichen Erfolg der Durban-Konferenz Ende 2011. Erfolg in Durban? Das hatte ex-Umweltminister Röttgen den Journalisten damals in den Block diktiert. Die Umweltorganisationen sahen dies jedoch gänzlich anders. Sie waren gänzlich ernüchtert und beklagten, dass Durban viel zu wenig gebracht hätte. So sprach etwa der WWF damals von einem „sehr mageren Ergebnis“ und der BUND von „Schneckentempo“. Die großen Gewinner des anstehenden Rio-Umweltgipfels stehen jedenfalls schon fest. Es sind die Hoteliers, die anlässlich des Ereignisses die Preis kräftig angezogen haben. Eine Delegation des Europäischen Parlaments ließ sich das nicht bieten und sagte aufgrund der überhöhten Hotelpreise kurzerhand ihre Reise nach Rio ab. Andere Regierungsvertreter werden sich weniger Gedanken über die Kosten gemacht haben. Auf der Konferenz werden Politiker und Repräsentanten aus 120 Staaten erwartet. Der Strand der Copacabana lockt !

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Kontroverse um neuen australischen „Hockey Stick“: Autoren ziehen Paper zurück

Die meisten von Ihnen werden die Hockey Stick Saga kennen. Der Amerikaner Michael Mann hatte in den späten 1990er Jahren in seiner Doktorarbeit die vorindustrielle Temperaturgeschichte mithilfe „geeigneter statistischer Verfahren“ sowie fehlerhafter Daten plattgerechnet, so dass die Erwärmung seit Ende der Kleinen Eiszeit ab 1850 als ein noch nie dagewesenes Ereignis dargestellt werden konnte (siehe „The Hockey Stick Illusion“ von Andrew Montford). Diese Hockey Stick Kurve gilt heute allgemein als widerlegt. Michael Manns Team selbst hat sie schließlich 2008 zähneknirschend korrigiert. Plötzlich waren die Mittelalterliche Wärmeperiode und die Kleine Eiszeit wieder da.

Trotzdem hängen gewisse IPCC-nahe Forscher noch immer den guten alten Hockey Stick-Zeiten nach. Gerne würden sie das Rad der Zeit zurückdrehen. Unter diesem Hintergrund muss man wohl auch die kürzliche Euphorie im IPCC-nahen Klimablog „Real Climate“ verstehen. Was war geschehen? Im Mai 2012 war im Journal of Climate eine neue Studie einer Forschergruppe um Joëlle Gergis von der Universität Melbourne erschienen, in der die Autoren die Temperaturgeschichte von Australien und Nachbarregionen für die vergangenen tausend Jahre rekonstruiert hatten (pdf des unformatierten Artikels hier).

Auf Real Climate brach daraufhin großer Jubel aus. Man wollte nämlich in genau dieser Temperaturrekonstruktion den verlorenen Sohn, den geliebten Hockey Stick wiedererkannt haben (Abbildung 1). Die Erwärmung der letzten 150 Jahre war endlich wieder etwas Besonderes und nicht nur Teil eines schnöden natürlichen Zyklus.

Schauen wir uns die neue Kurve einmal etwas genauer an:

Abbildung 1: Temperaturrekonstruktion der letzten tausend Jahre für Australien und Nachbarregionen (Fig. 4 aus Gergis et al. 2012). Die Temperaturen erreichen 1200-1400 während der Mittelalterlichen Wärmeperiode ein ähnlich hohes Niveau wie heute. 

 

Von Hockey Stick kann offensichtlich gar keine Rede sein. Im Rahmen der Rekonstruktionsungenauigkeit ist festzustellen, dass die Temperaturen während der Mittelalterlichen Wärmeperiode zumindest zwischen 1200-1400 ein ähnlich hohes Niveau hatten wie heute. Die Phase 1238–1267 lag lediglich um ein Zehntel Grad unter dem modernen Vergleichsintervall von 1961-1990, wie die Autoren selber schrieben. Bei einer Rekonstruktionsunschärfe von plus/minus fast zwei Zehntel Grad ist zwischen den beiden Wärmeperioden kaum ein Unterschied zu erkennen. Interessant wäre auch ein Vergleich für die Zeit vor 1000 n. Chr., denn diese Phase wurde vom Gergis-Team nicht mehr untersucht. Auf der Nordhalbkugel wurde laut einer Studie von Fredrik Ljungqvist in dieser Zeit der Höhepunkt der Erwärmung erreicht (siehe zweite Abbildung hier). Auch die Kälte der Kleine Eiszeit ist in der neuen australischen Kurve gut zu erkennen (Abbildung 1).

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Meteorologen-Klatsch – Nur ein hintersinnig kollegialer Schlagabtausch?

Gastbeitrag von Walter Fett

Auch in der Wissenschaft gibt es Klatsch, beispielsweise den Soziologenklatsch, Medizinerklatsch, Psychoanalytikerklatsch, Universitätsklatsch, aber nicht den Meteorologenklatsch. Das wollte Walter Fett in einem Essay nachholen.  – Wozu aber überhaupt Klatsch, wenn er seinem Wesen nach doch vornehmlich Nachteiliges transportiert? Jedoch werden im Klatsch schöpferische Kräfte frei. Er ist zutiefst menschlich und entlastet die sonst schweigende Mehrheit, indem gestaute Ressentiments in wohldosierten Quanten entspannend abgelassen werden, am ergiebigsten in feuchtfröhlicher Runde. Auch dient er der Nivellierung von Macht- und Statusunterschieden! Klatschen ist also nicht nur die – immerhin gehobene – Form des Schwätzens und Stänkerns. Eine gemeinsame Berufsgruppe mit der Vertrautheit der Branche ist am kreativsten. In diesem Sinne, wo auch ein gelegentlicher Mangel an Gerechtigkeit durch Humor ausgeglichen sein sollte, möge auch der hier ausgewählte Abschnitt, der speziell die Klimatologen unter den Meteorologen betrifft, goutiert werden: 

Man klatscht also nur untereinander, so eben auch nur unter Meteorologen. Nun wiederum: in welcher Differenzierung führen sie sich einander vor? Die ursprünglichste und zunächst vorherrschende war die zwischen Meteorologen und Klimatologen. Waren letztere anfangs etwa nichts weiter als nur eine, wenn auch leider notwendige, Untergruppe, gar Nebengruppe der ersteren, ein Sammelbecken für veranschaulichende Buchhalter und deskriptivierende Rechenknechte mit langem Atem? Und waren demgegenüber für Klimatologen die Synoptiker nur kurzatmig hinter dem Wetter Herhechelnde bzw. vom Volk bedrängte Voraushetzende? Doch das hat sich längst geändert: Klimatologen rekrutieren sich fast selbstvermehrend – und zunehmend auch aus fremden Fächern als Quereinsteiger – in ein staatlich über die Maßen gefördertes und damit Budget-gesichertes Terrain von (elfenbein)turmhohem gesellschaftspolitischem Ansehen und von sogar quasi glaubenskirchlicher Anerkennung getragen. Klimatologen – auch vom inzwischen weltumspannenden Mahnen-Gehabe her, das über alle historischen Horizonte hinausweist und darum schon für die Gegenwart unbeschreibliche – innere wie äußere – Zuwendung(en) einfordert: die Zeugen Jehovas der Meteorologie? Gar die Un-Heilpraktiker unserer Wissenschaft? Gibt es inzwischen einen Anerkennungskampf zwischen – versinnbildlicht gesprochen – „Wetter-Fröschen“ und „Klima-Unken“, also den nur Vorübergehendes Ankündigenden und den bedrohlich Bleibendes Verheißenden? Letztlich möchte jedoch keiner von ihnen als Klimakriegsgewinnler angesehen werden.

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Luftbilder-Fund im Keller des dänischen Katasteramts: Rapide grönländische Gletscherschmelze in den 1930er Jahren

Ab und zu liest man in der Zeitung über wertvolle Gemälde, teure Münzsammlungen oder geheimnisvolle Tagebücher, die jemand auf dem Dachboden seiner Großmutter gefunden hat. Was für Glückspilze! Meistens jedoch lagern in den staubigen Dachkämmerchen und den feuchten Kellerkatakomben nur große Mengen Sperrmüll. Schnell noch etwas Neues dazu geschmissen und ruckzuck wieder raus. Aber spätestens zum Umzug muss man sich dann an die quälende Aufgabe machen und die wenigen wirklich brauchbaren und wichtigen Dinge aus dem Wust retten. Der Rest wird dann im Container abgefahren und zu Fernwärme verarbeitet.

Ähnlich ging es wohl vor einiger Zeit dem Chef des nationalen dänischen Vermessungs- und Katasteramtes. Er schickte seine Mitarbeiter in den Keller eines Schlosses bei Kopenhagen, wo noch größere Mengen von Unterlagen der Behörde die Räume blockierte. Bei dieser Entrümpelungsaktion machten die Kartographen einen interessanten Fund. Ein lange vergessener Glasplatten-Stapel mit Luftbildaufnahmen aus Südost-Grönland erweckte ihr Interesse. Die Aufnahmen wurden in den Jahren 1932-1933 im Rahmen der siebten Thule-Expedition aus einem Wasserflugzeug aus geschossen. Geleitet wurde die Expedition vom grönländisch-dänischen Polarforscher und Ethnologen Knud Rasmussen. Damals stritten Dänemark und Norwegen um Ostgrönland, wozu detailliertes Kartenmaterial benötigt wurde. Die Luftbilder wurden damals aus diesem Grund als militärische Verschlusssache eingestuft, so dass sie nicht veröffentlicht werden konnten.

Nach der kürzlichen Wiederentdeckung der Bilder gelangten diese zum Naturkundemuseum der Universität Kopenhagen. Der Doktorand Anders Bjørk war über den Datenschatz hocherfreut, da er ihm ermöglichte, anhand der Bilder das Schrumpfen und Wachsen der Gletscher in Ostgrönland für die letzten 80 Jahre detailliert zu rekonstruieren. Die traditionellen Gletscherrekonstruktionen basieren lediglich auf Satellitendaten, welche aber erst seit den 1970er Jahren existieren. Die Luftbilder aus den 1930er Jahren verlängerten nun den dokumentierten Zeitraum erheblich. Für Grönland ist es das erste Mal, dass eine Gletscherstudie so weit zurückreicht.

Zusammen mit dänischen und US-amerikanischen Kollegen, wertete Bjørk die Bilder detailliert aus. Dabei stießen sie auf ganz unerwartete Dinge. Die Forschergruppe veröffentlichte ihre Ergebnisse Ende Mai 2012 im Fachmagazin Nature Geoscience.

Entlang eines 600 km langen Küstenstreifens untersuchten die Wissenschaftler insgesamt 132 Gletscher. Die zeitliche Veränderung der Gletscherstirn kartierten sie anhand der Bilder der 7. Thule Expedition, ergänzt durch Luftbilder des US-amerikanischen Militärs aus dem Zweiten Weltkrieg sowie Satellitenaufnahmen. Anders Bjørck und seine Kollegen fanden, dass sich auch in den 1930er Jahren die ostgrönländischen Gletscher stark zurückzogen, mit ähnlichen Abschmelzraten wie heute. Damals herrschten in Grönland zudem ähnlich hohe Temperaturen wie heute (Abbildung 1). Damals stiegen die Temperaturen in Grönland um 2 Grad Celsius pro Dekade, in einer Zeit als die CO2-Emissionen nur ein Viertel des heutigen Wertes betrugen. 

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Gelungene Fernsehdoku zur Klimadebatte: Bayerisches Fernsehen auf wissenschaftlicher Deutschlandrundfahrt

Das Bayerische Fernsehen (BR) sendete im Rahmen seiner Reihe “Faszination Wissen” am 3. Juni 2012 einen Beitrag mit dem Titel “Falscher Klima-Alarm? Die Argumente der Skeptiker auf dem Prüfstand”. Die Sendung ist auf der BR-Webseite frei verfügbar. Auf einer großen Deutschlandrundfahrt besuchte der BR eine Vielzahl von Wissenschaftlern an den unterschiedlichsten Instituten, um sich von ihnen wichtige Punkte in der Klimadebatte erörtern und bewerten zu lassen. Die klimaskeptische Seite wird im Film durch Fritz Vahrenholt vertreten. Der BR begleitete ihn zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung in Stuttgart, von der im Laufe der Doku immer wieder Szenen eingespielt werden. Auf diese Weise entwickelt sich im Film ein fruchtbarer, virtueller Fachdialog zwischen den beiden Seiten der Klimadiskussion.

Im Folgenden wollen wir uns einmal die einzelnen Punkte anschauen, um die es in der Sendung ging:

 

Der kalte Februar 2012

Zunächst besuchte die BR-Crew Gerhard Hofmann vom Deutschen Wetterdienst in München. Er berichtet darüber, dass der letzte Winter (2011/2012) relativ warm war, mit Ausnahme der zweiwöchigen Extremkältephase im Februar 2012. Auch gibt er zu bedenken, dass aus der Wetterlage einzelner Jahre noch nicht auf das Klima geschlossen werden kann. Hofmann bestätigt, dass die globale Temperatur in den letzten 14 Jahren nicht mehr weiter angestiegen ist. Die Mittelalterliche Wärmeperiode hatte ein ähnliches Temperaturniveau wie heute. Ein sehr solider Auftritt von Gerhard Hofmann und ein guter Start für den Film.

 

Der CO2-Treibhauseffekt

Die Reise geht dann nach Jena an das Max-Planck-Institut für Biogeochemie zum Physiker Martin Heimann. Dieser macht einen deutlich weniger souveränen Eindruck als Hofmann zuvor. Mithilfe eines fragwürdigen „Experiments“ in einer Art leergelaufenen Aquarium versucht er den Zusehern den Treibhauseffekt zu beweisen. Suggestive Bilderchen von grünen Wiesen und rauchenden Schornsteinen deuten bereits an, dass es hierbei gar nicht so sehr um Wissenschaft geht. Ach wie schön wäre es, wenn man den Treibhauseffekt wirklich in einer kleinen Glasbox in der Größe eines Hamsterkäfigs belegen könnte. Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass Heimann mit diesem Versuchsaufbau auch in Schulen und auf Volksfesten auftritt. Weiterhin versucht sich Heimann dann an einem seltsamen CO2-Beweis über einen ominösen Tag-/Nacht-Vergleich. Tags ist es wärmer als nachts, oder so etwas in dieser Art. Davon lässt sich nicht einmal der BR überzeugen, wie im anschließenden Kommentar aus dem off klar wird. Dann geht es um einen interessanten Umstand, den viele Menschen wohl bereits ganz verdrängt haben. CO2 ist der Treibstoff der Pflanzen, ohne dieses Gas können sie nicht leben und Photosynthese betreiben. In vielen Gewächshäusern werden bewusst CO2-angereicherte Bedingungen geschaffen, um das Pflanzenwachstum anzukurbeln. Zahlreiche Experimente haben gezeigt, dass sehr viele Pflanzen bei erhöhtem CO2-Gehalt deutlich besser wachsen und sogar zum Teil weniger Wasser benötigen (siehe z.B. co2science.org). Heimann hingegen druckst an dieser Stelle nur herum und verweist auf Sonderfälle, in denen zusätzliches CO2 das Wachstum nicht weiter ankurbelte.

Man muss dazu wissen, dass Heimann in der Vergangenheit Leitautor mehrerer IPCC Klimaberichte gewesen ist sowie von 1985-1998 in der IPCC-nahen Arbeitsgruppe von Klaus Hasselmann am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie tätig war (siehe sein Online-Lebenslauf). Unter diesem IPCC-geprägten Hintergrund wird das wenig entgegenkommende Diskussionsverhalten von Heimann verständlich. Heimanns fragwürdigen Beiträge bringen die Diskussion im Film jedenfalls nicht voran.

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