Pfauen der Energiewende – vom ZDF gerupft

Pfauen der Energiewende – vom ZDF gerupft. So betitelt der Autor Michael W. Alberts seine Sicht auf die ZDF-Dokumentation Blackout. Wir hatten die Sendung ebenfalls schon besprochen und ganz besonders die Rolle von Claudia Kemfert und Patrick Graichen darin. Wunsch und Wirklichkeit prallten in der Dokumentation hart aufeinander. Für die Wirklichkeit waren allerdings weder Kemfert noch Graichen zuständig. Diesen Part übernahmen andere Protagonisten, die nicht versuchten, die Mathematik oder Physik zu überlisten.

“Hauptdarsteller auf der Öko-Seite: die oberste „Expertin“ an allen Medienfronten, Frau Professorin Claudia Kemfert, und der für die radikale Energiewende amtlich zuständige Staatssekretär im Hause Habeck, Dr. Patrick Graichen. Was beide von sich geben, ist an Dummdreistigkeit nicht zu überbieten. Beide sind nicht dumm, wohlgemerkt, sie kennen die Probleme durchaus, aber deklarieren diese quasi ex cathedra in polit-aktivistischem Zweckoptimismus für unbedeutend, versuchen das Publikum mit Ausflüchten, Nicht-mal-Halbwahrheiten und Propagandasprüchen abzuspeisen.”


“Ungeduldige Indignation steht auch Staatssekretär Graichen ins Gesicht geschrieben. Was soll das eigentlich, möchte es aus ihm herausschreien. Sind Sie noch bei Trost, Sie Fernsehtrottel? Diese Branchenheinis in der Energieversorgung, die wollen immer soundso viele Sicherheitsreserven, nur damit auch garantiert immer Strom aus der Steckdose kommt. So geht das doch nicht. Wir brauchen ein anderes – Achtung, jetzt kommt’s intellektuell knüppeldicke – „mindset“ (10:58 mit aufgesetzt lockerem Tonfall). Leute, stellt mal Euer Hirn um! Euer Denken! Jetzt werden andere Saiten aufgezogen im grünen Deutschland! Sowas dämliches wie Stuttgart 21, jahrelang an wichtigen Projekten rummäkeln und alles aufhalten, so kann es natürlich nichts werden mit der Transformation (22:15 – so geht arrogant großkotzig).”

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Ein Video auf YouTube mit drei Bechern Wasser auf drei verschiedenen Untergründen geht gerade viral. Die Ersteller des Videos von der Universität Reading im Vereinigten Königreich wollten demonstrieren, wie unterschiedlich 3 Untergründe Wasser aufnehmen.

(Abbildung: Screenshot YouTube)

Solche Videos kann man bejubeln, so wie Özden Terli vom ZDF es macht (”Super anschauliches Video”) oder sich damit einfach einmal seriös auseinandersetzen. Das hat auf Twitter Jannek Zimmermann von Kachelmannwetter gemacht.

“es ging mir nicht darum, die grundsätzliche Aussage anzuzweifeln, sondern darum, dass in zahlreichen Retweets darauf aufbauend unsinnige Dramatisierungen à la „es läuft eh alles ab dann“ entstanden, die man als Agitation m.M.n. nicht so stehen lassen kann.”

Interessant die Diskussion unter dem Posting von Zimmermann, weil in dem mittleren und rechten Becher eine Luftblase ist.

“In keinem der Gläser befindet sich zu irgendeinem Zeitpunkt ein Vakuum – das wäre ein physikalisches Wunder. Das Video zeigt auch nicht, dass Wasser irgendwo schneller versickert. Der physik. dominierende Effekt ist nur die Rate, mit der die Luft in die Gläser einströmen kann.”

Natürlich ist die Wasseraufnahme von Böden unterschiedlich, aber wie ein anderer User treffend anmerkte, müssten dann sämtliche Steppen der Welt schon lange zu Wüsten geworden sein, wenn sofort sämtliches Wasser, wenn es denn auftritt, sofort abfließt und nicht versickert. Das ändert allerdings nichts an der anhaltenden Dürre, die aktuell in Europa herrscht. Mit der setzt sich Roger Pielke Jr. auf seinem Blog auseinander und bringt Erkenntnisse des IPCC in Sachen Dürren in Erinnerung.

“The bottom line:

In Western and Central Europe — basically Atlantic France all the way to Moscow, north of the Mediterranean region and south of the North Sea region — the IPCC and the underlying peer reviewed research on which it assesses has concluded that drought has not increased and, logically, that increased drought cannot be attributed to human-caused climate change. The only exception here is that the IPCC has medium confidence in an increasing trend of soil moisture deficits in some subregions, however the IPCC has low confidence that this trend can be attributed to human-caused climate change. Looking to future, at temperature changes of 2C and more, at present the IPCC does not expect the current state of scientific understandings to change. But stay tuned — that’s why we do science.”

Weil es gut in diesem Kontext passt, verweisen wir auf einen Spiegelartikel aus dem Jahre 2014. Darin wird eine Dürre in Mitteleuropa, die mit großer Hitze einherging, beschrieben.

“Der Boden trocknete aus, er brach vielerorts wie Knäckebrot. Risse waren so tief, dass Leute ihre Füße darin baumeln lassen konnten, heißt es in einer Chronik. Was trockener Boden auslösen kann, ist seit 2003 allseits bekannt: Weil kein Wasser verdunsten kann, wobei Wärme verbraucht würde, heizt sich die Luft weiter auf. „Diese Rückkopplung hat die Hitzewelle 1540 stabilisiert“, berichtet Sonia Seneviratne von der ETH Zürich.

Das Sonnenwetter führte in Mitteleuropa zur Katastrophe. Mindestens dreimal so viele Tage wie üblich waren 1540 mehr als 30 Grad heiß. Als Erste traf es die Tiere, viele verdursteten oder starben an Hitzschlag. Unzählige Menschen brachen bei der Arbeit auf Feldern oder in Weinbergen zusammen. Spannungen verschärften sich zu Verfolgungen und Hinrichtungen. Menschen verbarrikadierten sich aus Angst vor Gewalt. Die Gesamtzahl der Toten bleibe unklar, sagt Rüdiger Glaser von der Uni Freiburg.

Ein Vergleich lässt Schlimmes erahnen: Im Hitzesommer 2003 starben trotz moderner Zivilisation in Mitteleuropa schätzungsweise 70.000 Menschen aufgrund der Witterung. Die Hitze von 2003 galt bislang als Folge der teils menschengemachten Klimaerwärmung. Doch so einfach ist es wohl nicht: Dass es 1540 ohne den künstlich verstärkten Treibhauseffekt zu einer noch schlimmeren Hitze gekommen sei, relativiere die Beurteilung des menschlichen Einflusses auf das Wetter 2003, sagt Glaser.”

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Durchbruch bei der Wasserstoff-Elektrolyse? Auf einen beachtlichen Wirkungsgrad von 98% haben es australische Forscher nach einer Meldung bei Edison Media gebracht. Die 85 Grad Temperatur, die man braucht, macht allerdings stutzig.

“Für die enorm hohe Effizienz greifen mehrere Mechanismen ineinander. Neben dem zuverlässigen Elektrodenmaterial bietet der Kern der Neuheit – die Kapillaren – dem Wasser einen besonders geringen Widerstand, sodass es leicht zu den Elektroden gelangen kann. Dass außerdem die Spannung (1,5V) so niedrig sein darf, liegt an der stark verringerten Bläschenbildung.

Da wo in einer Flüssigkeit Gase entstehen (so wie es die Elektrolyse zum Ziel hat), bilden sie blasen und steigen als solche auf. Das ist für alte sowie die neue Methode gleich. Denkt man sich nun aber tiefer in das Material einer konventionellen Anlage hinein wird klar, dass an einer Elektrode dort viel Gas entsteht, wo sie besonders gut wirkt. Für den Moment der Bläschenbildung ist dieser kleine Bereich der Elektrode jedoch durch ebendieses Gas blockiert und kann in dieser Zeit keine weitere Flüssigkeit auftrennen. Anders ausgedrückt: Eine besonders gute Elektrode steht sich selbst im Weg.”

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Norwegen kann seine Gaslieferungen nach Deutschland nicht ausweiten. Das berichtet der Spiegel.

“Norwegen liefert derzeit so viel Gas und Öl wie noch nie nach Deutschland und Europa. Für Deutschland ist das Königreich – nach Russland – der zweitgrößte Gaslieferant. Inzwischen deckt Norwegen mehr als 30 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs, die Einfuhren sind seit Beginn des Ukrainekriegs deutlich gestiegen. Damit konnte Norwegen einen Teil der Importe aus Russland ersetzen.”

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Putins nützliche Idioten. So lautet die Überschrift eines Artikels bei Ruhrbarone, die sich mit den Protesten von Ende Gelände gegen die geplanten LNG-Terminals beschäftigt.

“Nur einer profitiert von der Zerstörung oder Blockade von LNG-Terminals: Russlands Präsident Vladimir Putin. Jeder Angriff auf die Terminals verstärkt die Abhängigkeit Deutschlands und Europas vom russischen Gas und hilft ihm so dabei, seinen Krieg gegen die Ukraine führen zu können.

Den Aktivisten ist das egal und auch wenn sie sicher nicht davon träumen, in einer autoritären Mafia-Diktatur wie Russland zu leben, haben sie mit Putin allemal ein Ziel gemeinsam: Die Destabilisierung der Demokratien des Westens. So sehr sich die Aktivisten im Moment an ihrer Kämpferpose berauschen, sind sie letztendlich nichts anderes als Putins nützliche Idioten.”

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Nordstream 2 öffnen, um den Spieß in Sachen Gasversorgung umzudrehen? Niklas Blohme spekuliert darüber im Spiegel.

“Die Sanktionen gegen Nord Stream 2 sollten ursprünglich Putins Gasabsatz schmälern, aber offenkundig nicht auf das derzeitige, sehr niedrige Niveau. Denn sonst dürfte Deutschland ja nicht um mehr davon bitten und es auch nehmen. Ferner sollten die lang geforderten Sanktionen verhindern, dass Deutschlands Abhängigkeit von russischem Gas weiter wächst. So sehr dieser Punkt zur Schande der deutschen Politik (und vieler Medien) berechtigt war, inzwischen hat er sich erledigt. Man kann eine 55-prozentige Abhängigkeit von russischen Gasimporten zwar nicht von jetzt auf gleich beenden, aber Deutschland will nachweislich so schnell wie möglich weg vom russischen Gas und hat die Abhängigkeit bereits um rund 20 Prozentpunkte gesenkt. Kann man also noch sagen, dass es dem Geist der Sanktionen widerspricht, Nord Stream 2 notfalls zu öffnen?”

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Martin Schlumpf berichtet am 15. August 2022 im Nebelspalter: 

Die Erde wird grüner dank CO2 – Schlumpfs Grafik 52
Der Blattwuchs in unserem Garten hat sich in den letzten Jahren beschleunigt, die Büsche sind grösser geworden, die Grünfläche nimmt zu. Das ist nicht erstaunlich, weil die meisten Pflanzen zum sogenannten Pflanzentypus C3 gehören, dessen Photosyntheseleistung mit wachsendem CO2 zunimmt: Alle unsere Bäume, aber auch Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln und Reis wachsen besser bei steigendem CO2.
Was wichtig ist:
– Mit steigenden CO2-Konzentrationen wird unsere Erde immer grüner
– Dadurch steigt der landwirtschaftliche Ertrag pro Fläche
– Und die CO2-Senken auf dem Land steigern ihre Effizienz
Die wegen dem Klimawandel grösser werdende CO2-Konzentration in der Atmosphäre führt also an vielen Orten der Erde zu einem gesteigerten Pflanzenwachstum – man spricht von Kohlendioxid-Düngung – , das massgeblich für das Ergrünen (Greening) unseres Planeten verantwortlich ist. Dieser Prozess ist auf der folgenden Abbildung der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA anschaulich dargestellt.

Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.

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