Wie Deutschland durch den Winter kommen könnte

Der Deutsche Wetterdienst hat bereits ein Fazit für den September 2022 gezogen:

Niederschlagsreichster September seit 2001 bringt endlich Dürre-Erleichterung

[…] Das Temperaturmittel lag im September 2022 mit 13,4 Grad Celsius (°C) um 0,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 lag die negative Abweichung bei 0,4 Grad.

Trotz des Dauerfehlers mit der falschen Referenzperiode, ist das eine interessante Aussage. Der September war vier Zehntel Grad zu kalt! In der Temperaturkurve (mit einem 15-Jahrestiefpass) sieht das so aus:

Das geglättete September-Temperaturniveau liegt heute lediglich 0,15°C höher als noch vor 80 Jahren. Das wird den Fridays for Future Kids nicht gefallen.

+++

Wir müssen wohl etwas langfristiger planen, wenn es nach Joachim Homann, dem ehemaligen Präsidenten der Bundesnetzagentur, geht. Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die Munich Economic Debates.

“Deutschland steht vor einem harten Winter, da sind sich die Energieexperten einigt. Noch viel härter wird es aber 2023 und 2024, sagt Jochen Homann bei den Munich Economic Debates von Ifo-Institut und Süddeutscher Zeitung: „
Mindestens die nächsten zwei Winter müssen wir in den Krisenmodus schalten.“
Bis Ende Februar 2022 war Homann Präsident der Bundesnetzagentur.
Er hörte also auf, kurz nachdem Russland die Ukraine überfallen hatte. Auf dem Podium warnt er nun, dass die Krise nicht so schnell überwunden sein wird. Die Gasspeicher reichen allein für diesen Winter nicht aus, sagt er, auch wenn sie sich aktuell schnell füllen. 90 Prozent sind schon erreicht, das Ziel sind 95 Prozent. Doch auch mit komplett gefüllten Gasspeichern komme Deutschland maximal drei Monate durch einen durchschnittlichen Winter – und deutsche Winter sind lang.”

Interessant ist der Lösungsansatz, den Homann wählt. Das wäre bei seinem Nachfolger und Grünen Politiker Klaus Müller schwer vorstellbar.

“Zusätzlich müsse das Land stärker auf Alternativen zum Gas setzen. Dafür gibt es aus seiner Sicht mehrere Möglichkeiten: Kohlekraft- und Kernkraftwerke wieder ans Netz bringen, Hürden abbauen, die der Energiewende im Weg stehen, etwa die Produktion von Biogas stärken – und mehr Gas importieren. So einfach, wie das klingt, ist das alles natürlich nicht. Zum Beispiel beim Wiedereinstieg in die Atomkraft gibt es große Sicherheitsbedenken.”

+++

Geo interviewt Volker Quaschning. Wer das Interview liest, der fragt sich, warum der Fragesteller hier eher wie ein Stichwortgeber agiert. Schon nach der ersten Antwort hätte es intelligente Nachfragen geben können. Quaschning benutzt nämlich sehr gern die Zahlen, die besser in sein Narrativ passen. Sollen die Erneuerbaren Energien gepriesen werden, dann wird ihr Anteil an der Stromproduktion herangezogen. Bei Kernenergie benutzt er die Gesamtenergie, damit es möglichst mickerig aussieht. Seine Aussagen zu Gasvorkommen in Deutschland sind schlicht falsch. Wer es richtig wissen möchte, der besucht die Webseite von Bernd Stelter.

“”Andreas Hagedorn, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler (BDG), rät dazu, das Thema neu zu bewerten. „Das Volumen des in Deutschland technisch gewinnbaren Schiefergases beläuft sich auf zwei Billionen Kubikmeter“ – etwa vierzigmal so viel Gas, wie Russland zuletzt jährlich nach Deutschland geliefert hat.”

Hier hätte ein gut vorbereiteter Journalist einhaken können, hätte…

“GEO.de: Momentan erlebt die Kohle ein Comeback, Forderungen nach einem Ausstieg aus dem Atomausstieg werden lauter, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder schlägt sogar vor, „im Norden“ Gas zu fracken. Gerät die Energiekrise zum energiepolitischen Rollback?

Volker Quaschning: Das sind reine Ablenkungsmanöver vom energiepolitische Totalversagen der letzten 16 Jahre. Bayern ist unter den Flächenländern Schlusslicht beim Ausbau der Windkraft und darum extrem von Erdgas abhängig. Diese fatale Fehlentwicklung wird für die bayerische Wirtschaft immer mehr zum Wettbewerbsnachteil. Um dafür nicht verantwortlich gemacht zu werden, zünden die Verantwortlichen immer neue Nebelkerzen.
Die Kernenergie deckt in Deutschland in diesem Jahr rund ein Prozent des Gesamtenergiebedarfs, Fracking würde erst in ein paar Jahren Erträge bringen und Deutschland auch nur zu einem sehr kleinen Teil über einen sehr überschaubaren Zeitraum versorgen können. Beides bringt uns weder über den Winter noch löst es unsere Energieprobleme der Zukunft – und schon gar nicht die der Klimakrise. Es wäre schön, wenn die Union als große Volkspartei endlich ihrer Bedeutung gerecht wird und sinnvolle Konzepte vorschlägt, wie Deutschland seine Energieimportabhängigkeit und das immer weitere Anheizen der Klimakatastrophe schnellstmöglich beenden kann.”

+++

Die Sahel-Zone könnte ab 2040 ergrünen. Das sagen laut BR Forscher des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK. Wer jetzt auf die Idee kommt, dass das möglicherweise eine gute Nachricht ist, der wird enttäuscht. Eilig bemühen sich die PIK-Forscher zu betonen, dass das keineswegs als Botschaft verstanden werden soll, die Bemühungen in Sachen Klimawandel einzustellen. Auch für die Menschen sehen sie eher schwarz durch das Ergrünen.

“Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung stellten nun jedoch Ergebnisse vor, die Anlass zu vorsichtiger Hoffnung geben könnten. Sie zeigen, dass sich eine der trockensten Regionen Afrikas bedingt durch den Klimawandel zu einem sehr feuchten Gebiet entwickeln könnte: Laut den Ergebnissen von Jacob Schewe und Anders Levermann dürfte in der Sahelzone bereits bis 2040 bei der derzeitigen globalen Erwärmung mit bis zu 50 Prozent mehr Regen gerechnet werden – und zwar unabhängig davon, wie sich die Treibhausgasemissionen noch entwickeln. Entscheidend dabei sei, dass sich durch den Klimawandel die Monsunzirkulation verstärke. Dabei könnten Teile von Mali, Niger und Tschad so viel Niederschlag abbekommen wie andere Regionen, die heute eine üppige Vegetation aufweisen. Dort, wo heute noch Wüste ist, könnte es also grün werden.”

“Denn man wisse weder um die Auswirkungen der Niederschlagszunahme auf den Boden noch um die sozioökonomischen Folgen. Und vor allem in der Übergangszeit könnten sich Dürrephasen und Überschwemmungen abwechseln. Bereits in den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Anzahl besonders intensiver Gewitterstürme im Sahel verdreifacht.”

+++

Schenkt man den Artikel bei Finanzmarktwelt Glauben, dann hätten sich Robert Habeck und Olaf Scholz ihre Reisen in den Mittleren Osten schenken können.

“Die Ladung – 137.000 Kubikmeter – wird von der Abu Dhabi National Oil Co. bis Anfang 2023 an den deutschen Energieversorger RWE AG geliefert. ADNOC unterzeichnete außerdem eine Absichtserklärung über weitere Lieferungen im nächsten Jahr. Eine anschließende Reise nach Katar führte nicht sofort zu weiteren Abschlüssen.

Die Sicherstellung zusätzlicher Lieferungen ist für Deutschland von entscheidender Bedeutung, nachdem der Kreml eine wichtige Pipeline stillgelegt hat. Offizielle Stellen machen sich zunehmend Sorgen über Stromausfälle und Rationierungen in diesem Winter, und die Wirtschaft steuert auf eine Rezession zu. Die am Sonntag bekannt gegebene Vereinbarung zeigt, wie schwierig es für das Land sein wird, in nächster Zeit mehr Gas zu bekommen.

„Wir müssen sicherstellen, dass die Koalition für Flüssigerdgas in der Welt so weit voranschreitet, dass die hohe Nachfrage gedeckt werden kann“, sagte Scholz in Abu Dhabi.”

+++

Brandeins mit einem sogenannten Longread. Es geht um die alte Idee von Desertec oder anders gesagt, Strom und daraus folgende Produkte dort herzustellen, wo die Bedingungen gut sind, oder soll man sagen besser als in Deutschland? Eigentlich eine Binse, aber dennoch werden die Apologeten der Energiewende nicht müde zu betonen, dass Deutschland autark wird in Sachen Energie. Das ist jedoch ein Trugschluss. Im Fokus des Artikels steht dabei Saudi-Arabien.

“Van Son war sich seiner Sache sicher. Er wollte seine saudischen Gesprächspartner mit einer nüchternen Rechnung überzeugen: Ein mit Solarzellen bedecktes Quadrat von 300 mal 300 Kilometern würde ausreichen, um die ganze Welt mit Energie zu versorgen. „Nach einer halben Stunde konnte ich wieder gehen“, sagt der Niederländer heute. „Die Saudis lebten noch im Ölzeitalter.“ Es gab keinen nennenswerten Markt für Solarenergie, die Fotovoltaik-Technik war unglaublich teuer und Klimaschutz noch kein so großes Thema wie heute. Der erste Versuch des Projekts Desertec scheiterte krachend.”

“Die Lage zwischen Rotem Meer und jordanischer Grenze ist geografisch ideal, um Sonnen- und Windenergie zu nutzen: tagsüber hohe Sonneneinstrahlung, nachts hohes Windaufkommen. Solche stabilen Energiequellen braucht es, um Meerwasser zu entsalzen und daraus per Elektrolyse Wasserstoff zu gewinnen. „Dass der Wasserstoff nicht nur Neom versorgt, sondern auch nach Europa transportiert wird, ist ausdrücklich gewollt“, sagt der Niederländer Terium. „Die erste Fabrik für grünen Wasserstoff ist sogar rein auf den Export ausgerichtet.“

Die geplante Fabrik, die eine Elektrolyse-Kapazität von 2000 Megawatt haben und fünf Milliarden Dollar kosten soll, könnte in drei Jahren in Betrieb gehen. Der Wasserstoff soll dann vorerst – umgewandelt in Ammoniak, weil dieses leichter zu transportieren ist – per Schiff nach Europa gebracht werden. Ammoniak kann dort wieder zu Wasserstoff umgewandelt und von Branchen genutzt werden, die besonders viel Energie brauchen. Später, so Terium, könnten Pipelines den Wasserstoff auch in Reinform nach Europa leiten. Die Dii sieht die bisherigen Erdgas-Pipelines dafür als geeignet an.”

+++

Letzten Sonntag (25.9.2022) berichtete eine Sonderausgabe der Klimaschau über eine neue Publikation von Nic Lewis, die eine reduzierte CO2-Klimasensitivität ergab. Mittlerweile habe sich die Sendung mehr als 13.000 Zuschauer angesehen. Der Clip erreicht dabei nicht wie üblich nur die Kritiker des Klimakatastrophengedankens, sondern auch die Gemeinde der Klimaaktivisten. Dies ist sehr positiv, denn hiermit wird die Kommunikationsbarriere durchbrochen, die sich zwischen den verschiedenen Denkrichtungen der Klimadebatte aufgebaut hat. Es wird fleißig in den Kommentaren unter dem Video diskutiert, Machen Sie mit!

Teilen: