Wenn der PKW plötzlich 32 Liter verbraucht

Das Problem werden einige vielleicht kennen. Plötzlich verbraucht der PKW 32 Liter Treibstoff auf 100 km und wir reden hier nicht von US-Autos mit 8 Liter Hubraum, sondern von deutschen Mittelklasseautos. Der Grund für dieses Phänomen wird von der Wissenschaftsendung Quarks auf Twitter schlüssig erklärt. Es liegt an der doppelten Geschwindigkeit, die man fährt. Ja, ganz genauso wird es dort erklärt und wer sich jetzt verwundert die Augen reibt über so viel Quark bzw. Quatsch, dem liefern wir hier den Beweis:

Das Fatale an solchen Äußerungen ist die Reichweite, die Quarks hat. Es wird genügend Leser geben, die diesen Blödsinn für bare Münze nehmen. Der Quarks-Redaktion empfehlen wir die Grundkenntnisse der Physik dringend zu vertiefen. Erst dann sollte sie dem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag nachkommen.

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Enformer, der Energie-Blog von  RWE, hat sich eine Studie von Agora-Energiewende angesehen. Die Studie beschreibt, wie 80% des Stroms im Jahre 2030 durch Erneuerbare Energien gewonnen werden sollen.

“Grundlage für die Analyse ist der Koalitionsvertrag der Bundesregierung, der vorsieht, dass bis 2030 80 Prozent des verbrauchten Stroms in Deutschland aus Erneuerbaren Energien stammen soll. Der Bundestag hat zu diesem Zweck im Juli 2022 ein umfangreiches Gesetzpaket für einen schnelleren Ausbau von Onshore- und Offshore-Windkraft sowie der Solarenergie beschlossen. Darüber hinaus hat sich Deutschland im Rahmen seiner G7-Präsidentschaft erfolgreich dafür eingesetzt, dass die G7-Länder bis 2035 einen überwiegend dekarbonisierten Stromsektor anstreben.”

Wasserstoff wird eine tragende Rolle eingeräumt. Es soll zukünftig Erdgas ersetzen. Die Lösung Wasserstoff zeigt aber indirekt an, dass Wind und Sonne auch im Jahr 2030 nicht durchgängig liefern werden. Wie auch, die Abschaffung von Tag und Nacht sowie windarmen Zeiten wird es auch 2030 nicht geben.

“Mit dem massiven Zubau werden Windkraft und Solarenergie die tragenden Säulen des Stromsystems. Zur Absicherung braucht es laut den Experten aber weiterhin regelbare Gaskraftwerke, die zur Deckung der sogenannten Residuallast eingesetzt werden.

Diese Kraftwerke müssten mit sinkender Tendenz zwischen 107 TWh (2030) und 86 TWh (2035) Strom erzeugen. Dabei werde sich im klimaneutralen Stromsystem 2035 die installierte Leistung von Gaskraftwerken von 30 GW (2022) auf 61 GW verdoppeln, da diese Anlagen selten, vor allem im Winterhalbjahr, benötigt werden.

Erdgas wird dabei zunehmend durch Wasserstoff ersetzt. Im Jahr 2030 könnte die Stromerzeugung aus Wasserstoff bei etwa 13 TWh liegen. Dafür sind voraussichtlich vier bis sechs GW wasserstofffähige Kraftwerke notwendig, die über Wasserstoffpipelines versorgt werden.

Allerdings lässt die Studie offen, wie der Zubau von Gaskraftwerken und die Nutzung des Wasserstoffes in der Stromerzeugung ermöglicht werden. Mögliche Förderinstrumente werden nicht genannt. Dabei ist der zukünftige Bedarf an Gaskraftwerken wie beschrieben sehr groß, auch der von H2-ready Anlagen. Und bereits in acht Jahren müssten große Mengen grüner Wasserstoff für die Stromerzeugung produziert werden, wobei der Energieträger ja auch in vielen Sektoren gebraucht wird.”

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Gabor Steingart seziert Robert Habeck im Focus in 5 Punkten.

“”Sie sind dann nicht automatisch insolvent, hören aber vielleicht auf, zu verkaufen“, sagt Habeck über die Bäcker, denen die Energiepreise derzeit das Geschäft versauen. Zum Vergleich: Ludwig Erhard, der Ahnherr des Wirtschaftsministeriums, ist als Kind im Bekleidungsgeschäft seiner Eltern groß geworden. Der Rhythmus von Einnahmen und Ausgaben war der Blues seiner Jugend. Er war ein Minister aus der Wirtschaft für die Wirtschaft.”

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Im Australien fand die Grundsteinlegung für einen gigantischen Windpark statt. Das berichtet Renew Economy. 180 Turbinen mit jeweils 5,7 MW Leistung sollen später einmal in dem Windpark stehen.

 “There will be 180 such concrete foundation pours for each of the massive 5.7MW turbines that will be installed for the 1026MW Macintyre precinct, which will help power the Sun Metals zinc smelter in the north of the state, and has contracted a further 400MW of capacity to the state-owned CleanCo to provide clean power to its customers.

The Nordex Delta 4000-N163/5.7 turbines stand at around 148 metres tall (hub height) and require nearly 2,000 tonnes of concrete in the foundation.

The project is majority owned by Acciona, with a roughly one third stake held by Ark Energy, a subsidiary of Korean Zinc which owns the Sun Metals smelter, the state’s second biggest electricity consumer.

Acciona managing director Brett Wickham said the $2 billion project will create nearly 700 jobs, procure $500 million of work from Queensland businesses, and support hundreds of local businesses in the process.”

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Deutsche Stadtwerke rechnen mit weiteren Strompreissteigerungen in 2023. Bei der Tagesschau heißt es dazu.

“Deutschlands Stadtwerke rechnen nach Angaben des Verbandes kommunaler Unternehmen im kommenden Jahr mit erheblich höheren Strompreisen. Bisher seien diese zwar geringer gestiegen als die Gaspreise. Beim Gas müssten Endkunden der Stadtwerke derzeit häufig zwischen 30 und 60 Prozent mehr zahlen als vor dem Ukraine-Krieg, teils sogar das Doppelte. Aber auch beim Strom seien weitere Steigerungen zu erwarten, sagte ein Sprecher des Verbandes der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Nachdem die Preise bisher um etwa 10 Prozent gestiegen seien, werde für das Jahr 2023 eine Zunahme um die 60 Prozent erwartet.”

Dazu passt eine Meldung aus dem Focus, dass Stadtwerke ihren Firmenkunden kündigen.

“In Osnabrück haben die Stadtwerke über 1000 Kunden gekündigt, Anschlussverträge gibt es nicht. In den Edeka-Filialen geht die Verzweiflung um: „Ohne Strom vergammelt alles in unseren Tiefkühltruhen und Kühlhäusern“, warnt die eine Chefin.”

Hätte die EDEKA-Chefin mal auf Annalena Baerbock gehört, dann würden die Hühnchen in den Tiefkühltruhen nicht vergammeln, sondern Strom liefern. “Das ist alles ganz genau durchgerechnet”, und “auch für Startups interessant”, wie wir schon mal im Mai 2021 berichteten.

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Die gute Nachricht: Der Netzbetreiber Amprion rechnet nicht mit einem Blackout im kommenden Winter. Die schlechte Nachricht, Amprion kann Lastunterdeckungen nicht ausschließen. Der einzige Unterschied dürfte somit lauten, dass es statt ungewollter Zusammenbrüche gezielte Abschaltungen gibt. Das Resultat ist für die Betroffenen allerdings identisch. Auf der Webseite von Amprion heißt es dazu:

“Was tun die Übertragungsnetzbetreiber bei einer drohenden Lastunterdeckung? Sie setzen eine Reihe von Instrumenten ein, unter anderem mobilisieren sie Reserven auf dem europäischen Strommarkt. Das sind bewährte Maßnahmen, um das Netz zu stabilisieren. Wenn sie nicht greifen, kann es im schlimmsten Fall zu sogenannten kontrollierten Lastabschaltungen kommen: Übertragungsnetzbetreiber trennen Verbraucher für kurze Zeit vom Netz.

Das geschieht „diskriminierungsfrei“: Wir machen keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Verbrauchern. Eine kontrollierte Lastabschaltung geschieht zudem regional und zeitlich begrenzt. Darin liegt der große Unterschied zum Blackout. Übertragungsnetzbetreiber wie Amprion verhindern also einen Blackout, indem sie als Ultima Ratio entscheiden, dass Unternehmen und Privathaushalte für eine kurze Zeit abgeschaltet und dann wieder zugeschaltet werden.”

Drei Dinge sind unverständlich:

Warum lächelt Wirtschafsminister Habeck diese Bedenken weg?

Warum hört er nicht auf den Rat der Netzbetreiber in Sachen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke, wenn diese ihm jetzt schon sagen, dass sie mit Lastunterdeckung rechnen?

Wieso wurde über Monate von den Grünen das Mantra, wir haben ein Wärmeproblem aber kein Stromproblem vor sich hergetragen?

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Auf bundestag.de kann eine Petition mitgezeichnet werden:

Nukleare Ver- und Entsorgung

„Stuttgarter Erklärung“ – Aufhebung der Atomausstiegs-Paragraphen (insbesondere § 7 Atomgesetz) vom 26.07.2022

Text der Petition

Mit der Petition „Stuttgarter Erklärung“ vom 25.07.2022 fordern 19 erstunterzeichnende aktive Professorinnen und Professoren deutscher Universitäten, vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Energiekrise sowie der vom IPCC und der EU als CO2-arm und nachhaltig eingestuften Kernenergie, die sofortige Aufhebung der Atomausstiegs-Paragraphen (Insbesondere § 7 Atomgesetz) und eine Prüfung der sicherheitstechnischen Betriebserlaubnis, um deutschen Kernkraftwerken den Weiterbetrieb zu ermöglichen.

Begründung

Stuttgarter Erklärung vom 25. Juli 2022

Mit einseitiger Ausrichtung auf Sonne, Wind und Erdgas wurde Deutschland in Energienot manövriert. Steigende Energiepreise und sinkende Versorgungssicherheit gefährden Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand. Das Festhalten am deutschen Atomausstieg verschärft diese Gefahren und bremst – zusammen mit anhaltender Kohleverstromung – den internationalen Klimaschutz. Der Weltklimarat IPCC bezeichnet die Kernenergie als ein Instrument des Klimaschutzes. Die Europäische Union ordnet Kernenergie als nachhaltige Energiequelle ein. Auf dieser Grundlage plädieren wir für den Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke als dritte Klimaschutzsäule neben Sonne und Wind. Wir fordern die sofortige Aufhebung der Atomausstiegs-Paragraphen (insbesondere § 7 Atomgesetz) und eine Prüfung der sicherheitstechnischen Betriebserlaubnis, um deutschen Kernkraftwerken den Weiterbetrieb zu ermöglichen.

Erstunterzeichner:
Prof. Dr. André D. Thess , Universität Stuttgart
Prof. Dr. Harald Schwarz, BTU Cottbus-Senftenberg
Prof. Dr. Michael Beckmann, TU Dresden

Prof. Dr. Burak Atakan, Universität Duisburg-Essen
Prof. Dr. Alexander Dilger, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Prof. Dr. Francesca di Mare, Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Kerstin Eckert, TU Dresden
Prof. Dr. Sabine Enders, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Prof. Dr. Martina Hentschel, TU Chemnitz
Prof. Dr. Dr. Rafaela Hillerbrand, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Prof. Dr. Antonio Hurtado, TU Dresden
Prof. Dr. Matthias Kind, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Prof. Dr. Marco Koch, Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Andrea Luke, Universität Kassel
Prof. Dr. Frank R. Schilling, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Prof. Dr. Klaus Steigleder, Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Robert Stieglitz, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Prof. Dr. Gerhard Wegner, Universität Erfurt
Prof. Dr. Thomas Wetzel, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Wer möchte, kann die Petition hier mitzeichnen.

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