Tonga-Vulkanausbruch kühlte das Klima leicht ab

Russlands fragile Wirtschaft. Der russische Analyst Kamil Galeev erklärt auf Twitter, wo die Probleme der russischen Wirtschaft liegen. Eine große Schwierigkeit ist demnach die immer mehr nach Norden drängende Verlagerung der Förderung von Öl und Gas. Das ist aufwendig und teuer. Galeev beschreibt auch, wie “Dienstleister” den russischen Staat bzw. die Staatsunternehmen sprichwörtlich ausnehmen. Sie bauen Infrastruktur für den Staat zu horrenden Preisen und auch nicht der Logik folgend, sondern der Profitmaximierung. Der Analyst rechnet vor, dass es günstiger wäre, den Inhabern dieser Dienstleister, es sind die Oligarchen, das Geld direkt zu zahlen. Denn um einen Dollar für diese einzunehmen, müssen 9 Dollar vom Staat aufgewendet werden.

Eigentlich, sagt Galeev, braucht Russland den Westen sowohl für Investitionen als auch für Technik, zum Beispiel zum Fördern. Der Westen ist allerdings auch ein großer Abnehmermarkt. China scheidet als Ersatzmarkt aus, weil die Chinesen als “Single-Buyer” eine enorme Marktmacht haben und Preise verlangen, die sich für Russland kaum rechnen. Europa mit einem Markt, der aus vielen Nachfragern besteht, ist viel attraktiver. Russland ist also schlecht beraten, sich diesen Markt zu zerstören. Es ist aber bedingt durch den Überfall auf die Ukraine gerade dabei das zu tun. Die Probleme des Ausplünderns des Landes bemerken auch Analysten innerhalb des Landes. Sie wurden laut Galeev aber alle aus ihren Positionen entfernt.

“Analysts speculated that the pipelines construction in Russia is systematically conducted not in the interest of state owned companies which finance them, but in favour of well-connected „contractors“ who built them. And they purposefully design them as costly as possible

These analysts suggested that the entire pipeline construction in Russia is conducted in a way so that „contractors“ could enrich. In other words, state-owned companies work at a loss, so that Putin’s friends could work at a profit. Analysts were fired of course.”

Galeev vermutet sogar etwas wie Revanche bei den Chinesen, die es den Russen nicht verziehen haben, was diese mit China in den Zeiten angestellt haben, als China schwach war. Der gesamte Thread ist sehr lang, er ist aber sehr lesenswert.

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Europa sucht sich neue Kohlelieferanten. Laut Oilprice.com könnte Südafrika als Lieferant einspringen.

“Several carriers with coal have headed from South Africa’s Richards Bay Coal Terminal west around the Cape of Good Hope since last week, according to vessel-tracking data Bloomberg has compiled. Coal heading west from South Africa is not the typical export route for the large African coal producer and exporter, as it ships over 86 percent of its coal east to Asia.

The Russian invasion of Ukraine, however, has changed trade routes for many commodities, including for coal. Traders and utilities have started to steer clear of Russian seaborne commodities, including crude oil, LNG, and coal, as many firms and traders are in a “self-sanctioning” mode not taking any risks with any cargoes from Russia.

Coal flows from South Africa, the United States, and Colombia to Europe have increased over the past few weeks, Bevan Jones, chief executive officer of consultants African Source Markets, told Bloomberg.”

Dazu passt thematisch die Meldung vom Handelsblatt (Bezahlartikel), dass die Betreiber von Kohlekraftwerken, auch von abgeschalteten, sich auf einen Weiterbetrieb der Anlagen vorbereiten. Kohle ist offenbar kein Tabu mehr in Sachen Energie bei der EU.
Politico zitiert den EU-Kommissar Timmermans:

““Things have changed. I mean, history has taken a very sharp turn a week ago, and we need to come to terms with that historic change,“ said Timmermans.

„Poland and several other countries had plans to transit out of coal, and then temporarily use natural gas and then move to renewables. If they stay longer with coal, but then immediately moved to renewables, it could still be within the parameters we set for our climate policy,“ he said.”

Der Krieg in der Ukraine macht aber noch ganz andere Sachen möglich. Nordrhein-Westfalen will die 1.000 Meter-Abstandsregel laut P&W (Bezahlschranke) aussetzen. Offenbar herrscht größtes Vertrauen, dass Windkraftanlagen sofort russisches Gas ersetzen können. Dabei ist der Anteil von Gas zur Stromerzeugung relativ klein verglichen mit der Wärme, die mit Gas gewonnen wird. Der Focus rechnet jedenfalls mit 4 kalten Wintern in Deutschland, bevor russisches Gas ersetzt werden kann. Der Artikel geht u. a. auf die Bauzeit von Flüssiggas-Terminals ein. Der Spiegel bringt einen Artikel mit einer Studie, die besagt, dass Europa auch ohne russisches Gas auskommen könnte. Dazu müsste aber heimisches Gas gefördert werden.

“Alternative Lieferungen könnten gesteigert werden durch eine Kombination aus mehr Flüssiggas- und Pipeline-Importen und einer stärkeren heimischen Erdgasförderung. Eine wichtige Rolle spiele auch die Gasspeicherung. Die Modellrechnung geht davon aus, dass die Speicher zu Beginn des kommenden Winters zu 90 Prozent gefüllt sind. Auf der Grundlage aktueller Gaspreise rechnen die Analysten dafür mit Kosten in der Größenordnung von 60 bis 100 Milliarden Euro. Starke staatliche Eingriffe wären für die Einspeicherung erforderlich.”

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Windeurope.org ist eine Webseite, die die Produktion von Strom durch Wind für mehrere Länder in Europa anzeigt. Nicht in Echtzeit aber im Rückblick. Interessant auch die Kapazitätsbetrachtung. Wieviel % der Nennleistung wurde wirklich genutzt.

(Abbildung: Screenshot Windeurope.org)

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“Und sie lernen nichts”. Das meint Hans-Josef Fell auf Twitter. Wer ist wohl mit sie gemeint? Momentan gibt es offenbar zahlreiche Protagonisten, die meinen durch den Krieg in der Ukraine Rückenwind für die eigene Agenda zu bekommen. Fell gelingt hier das Kunststück gegen die Kernenergie zu wettern und gleichzeitig das IPCC in den Zeugenstand zu berufen. Richtig, jenes Gremium, das als Maßnahme gegen die Erderwärmung den Ausbau der Kernenergie fordert. Das geht alles nach dem Motto: Follow my science.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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Leserpost von Reinhard Storz:

Ich denke der überwiegenden Zahl unserer Mitbürger und Politiker ist nicht klar, was mit der endgültigen Stilllegung eines Reaktors verbunden ist und was es bedeutet eine solche Anlage, kurz vor der Stilllegung, weiterbetreiben zu wollen. Als Verantwortlicher für das Laden von Brennelementen im Forschungsreaktor DIDO, in den Jahren vor und während der endgültigen Stilllegung, habe ich das erlebt und gehe davon aus, dass sich das Vorgehen und der Ablauf bei einem Reaktor zur Stromerzeugung nicht wesentlich unterscheidet.

Mit dem Stilllegungsbeschluss zu einem bestimmten Datum hat der Betreiber schon rechtzeitig (mindestens 3 bis 4 Jahre zuvor) die für die restliche Betriebsdauer erforderlichen Brennelemente in Auftrag gegeben. Diese werden mehr als 1 Jahr vor Betriebsende angeliefert und beim letzten Brennelementewechsel in den Reaktorkern eingesetzt. Und zwar alle verbleibenden Brennelemente. Sie sollen, so die behördliche Anforderung, hochradioaktiv werden, um sich durch die Strahlung vor Mißbrauch durch Unbefugte (Bspw. Terroristen) zu schützen.

So wurde beim Forschungsreaktor DIDO für die letzte Betriebsphase auch ein betagtes Brennelement in den Kern geladen, welches über viele Jahre in Bereitschaft gehalten werden musste weil es dazu diente, die Messgräte der Inspektoren von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA sowie der Behörde EURATOM vor der jeweiligen Spaltstoffflusskontrolle zu kalibrieren. Derartige Kontrollen fanden etwa 4 mal jährlich statt, teilweise mit Vorankündigung, teilweise überraschend. Aufgrund dieser Erfahrung gehe ich davon aus, dass für eine weitere Beladung der in der Diskussion befindlichen Reaktoren kein frischen Brennelemente mehr vorrätig sind. Durch langsames Absenken der Leistung, stretch-out Betrieb genannt, könnte man die Stromerzeugung der 3 Kernkraftwerke wohl im Jahre 2023 noch einige Wochen aufrechterhalten. Aber dann geht ohne frische Brennelemente nichts mehr.

Frische Brennelemente kann man natürlich nicht beim Supermarkt um die Ecke aus dem Regal kaufen. Die Zahl der möglichen Lieferanten ist begrenzt. Ob man sich möglicherweise von der Geometrie, dem Brennstoffinhalt etc. passende, im Moment nicht benötigte Brennelemente aus einem Kernkraftwerk im Ausland zur Überbrückung beschaffen könnte müsste geprüft werden. Falls die passend und verfügbar sind wäre zu prüfen ob es rechtlich zulässig ist diese zu benutzen, da sie höchstwahrscheinlich nach ausländischen Spezifikationen gefertigt und abgenommen wurden. Müssten diese nach deutschen Vorschriften durch Behörde und Sachverständige nachträglich geprüft und abgenommen werden, soweit das überhaupt am Ende zahlreicher Fertigungsschritte noch möglich ist?

Diese wenigen Sätze mögen einen Eindruck davon geben, was erforderlich ist für den Weiterbetrieb eines im Prozess der endgültigen Stilllegung befindlichen Kernkraftwerkes. Die Beschaffung nach deutschen Vorschriften gefertigter Brennelemente wird nach meiner Einschätzung zu einem Stillstand der Kernkraftwerke von mindestens 2 Jahren führen.

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Leserpost von Paul Schwedtke (Techniktisch der Kreis-VHS Plön):

Was hat Politiker geritten, neben den Maisflächen, die Arten verschwinden lassen, nun auch noch Acker- und Weideflächen mit PV-Anlagen abzudecken? Fern jeder Verbrauchsstelle. Strom hat die Stadt nötig. Hier gibt es hunderttausende von Dächern und die Energie kann gleich um die Ecke genutzt werden.

Durch Windkraft ist auf dem Land Unruhe entstanden. WKA-Scheichs genießen das Einkommen. Die anderen Landwirte können sich die Pachtpreise nicht mehr leisten. Es kommt doch auch niemand auf die Idee, eine 200 m hohe WKA in der Stadt aufzurichten. Aber auf die paar Wähler im Land kann man verzichten. Wie schön, dass sich die Dörfer inzwischen gegen diesen Wahnsinn zu wehren beginnen. Und denken sie daran: Die Bauern ernähren uns.  Wir haben Energie – unter unseren Füßen. Geld für die Erschließung ist vorhanden: Geisterstrom. Nur die Technik, einst in Celle, nicht mehr. Wie eng müssen die Entscheidergehirne sein, um diese Energie zu übersehen.

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phys.org am 4.3.2022:

Flood preparation could have been better if the impacts of weather forecasts were clearly communicated

The extreme rain and flooding bombarding Australia’s east coast has inflicted a heavy toll on lives and livelihoods. This, however, could’ve been minimized if weather warning systems had been clearly translated into on-the-ground, local impacts for communities.

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Nebelspalter am 4.3.2022:

Helvetas-Vertreterin schreibt bei den Klimaberichten mit

Die Inderin Rupa Muckerji ist leitende Autorin beim Weltklimarat IPCC, sitzt aber gleichzeitig in der Geschäftsleitung des Schweizer Hilfswerks Helvetas. Dass NGO-Vertreter beim angeblich unabhängigen Weltklimarat viel Einfluss haben, hat eine lange Tradition.

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phys.org am 1.3.2022:

Tonga volcano to have smaller cooling impact on climate change than first thought

A fresh analysis of the possible cooling effect of the sulfur dioxide injected into the atmosphere by the Hunga Tonga-Hunga Ha’apai volcano in January 2022 has concluded that the impact will be much smaller than initially thought—but the researchers responsible add some major caveats to this conclusion.

Weiterlesen auf phys.org

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phys.org am 1.3.2022:

How politics, not climate change, is responsible for disasters and conflict

The latest UN report on the potential impacts of climate change gives a grim verdict, with some effects now deemed unavoidable. But there are also lessons on disasters and violent conflicts which could help save lives and create safer societies regardless of human-caused climate change.

Weiterlesen auf phys.org

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phys.org am 1.3.2022:

Poorer nations need $60 bn a year to protect nature: NGOs

Wealthy countries should provide at least $60 billion every year to the world’s poorest nations to combat biodiversity loss, an alliance of environment groups said Tuesday.

Weiterlesen auf phys.org

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