Schreckliche Sintflut in Südostasien abgeblasen: PIK übersieht in Weltbank-Bericht die natürliche Ozeanzyklik

Kürzlich war Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) als Ghostwriter für den Papst tätig. In den Jahren zuvor hatten die PIKler bereits einen Auftrag als Kontraktschreiber für die Weltbank an Land gezogen. Dabei ersannen die Potsdamer eine Klimaalarm-Serie mit dem coolen Titel „Turn Down the Heat“, den die Weltbank daraufhin global in ihrem Namen verbreitete. Die bisherigen Episoden wurden im November 2012, Juni 2013 und November 2014 auf den Markt gebracht.

Die Hefte wurden von der Presse gierig aufgegriffen, natürlich ohne sie näher im Detail zu prüfen. Wir wollen es genauer wissen: Wie verlässlich ist der Inhalt der Berichte? Is it right?

Beispiel Südostasien. Laut PIK und Weltbank soll die Klimagefahr in dieser Region besonders stark ausgeprägt sein. In einer Pressemitteilung der Weltbank vom 19. Juni 2013 heißt es:

Warmer World Threatens Livelihoods in South East Asia
Turn Down the Heat: Climate Extremes, Regional Impacts and the Case for Resilience, was prepared for the World Bank by the Potsdam Institute for Climate Impact Research and Climate Analytics. […] The report examines the most significant climate risks for South East Asia in a 2ºC world. […] Sea levels are rising faster than previously projected and cyclones will intensify. The report finds that a sea-level rise of as much as 50 cm by the 2050s may already be unavoidable as a result of past emissions, and in some cases, impacts could be felt much earlier. This will cause greater destruction and result in flooding fields for extended periods, and inundate delta areas with intrusions of salt water into fields and in groundwater used for drinking. The report also projects that typhoons will increase in intensity (category 4 and 5).

Bei den Wirbelstürmen ist die Lage ziemlich eindeutig: Bisher ist kein Anstieg der Häufigkeit in der Region zu beobachten (siehe „.Klimaaktivisten missbrauchen Taifun Haiyan für eigene Zwecke: Studien fanden für die vergangenen Jahrzehnte keine Zunahme der Taifunaktivität“). Konzentrieren wir uns daher auf den Meeresspiegel. Weshalb sollte hier in den kommenden 35 Jahren in Südostasien ein Anstieg von 50 cm zu befürchten sein? Das wäre eine Anstiegsrate von 14 mm pro Jahr! Gibt es irgendwelche Anzeichen für einen solch rasanten Meeresspiegelanstieg in der Region? Im weltweiten Durchschnitt zeigen die Küstenpegel doch nur einen Anstieg von 2 mm pro Jahr an.

Eine Arbeit aus dem Mai 2015 im Fachblatt Climate of the Past enthüllt, in welche Falle die Potsdamer hier höchstwahrscheinlich getappt sind. Eine internationale Forschergruppe um Mathew Strassburg von der University of Colorado in Boulder hat sich die Meeresspiegeltrends in Südostasien näher angeschaut. Die Wissenschaftler arbeiteten dabei mit Satellitendaten, die die vergangenen 20 Jahre abdecken. Dabei fanden sie, dass der Meeresspiegelanstieg in diesem Zeitraum in Südostasien außergewöhnlich hohe Raten erreichte, die in einigen Teilen des Untersuchungsgebietes Werte von 10 mm pro Jahr erreichten und sogar überschritten (Abbildung 1). Aber ist es wirklich zulässig, diese hohen Anstiegsraten einfach in die Zukunft zu verlängern, so wie es die PIK-Leute offenbar getan haben?

Abbildung 1: Meeresspiegelanstiegsraten in Südostasien für den Zeitraum 1993-2009 auf Basis von Satellitendaten. Quelle: Strassburg et al. 2015.

 

Strassburg und Kollegen wollten zunächst verstehen, weshalb der Meeresspiegel in Südostasien in den letzten 20 Jahren so viel schneller aufwärts strebte als in den anderen Regionen der Erde. Ist dies ein stabiler Trend oder müssen hier natürliche Schwankungen berücksichtigt werden? Die Wissenschaftler schauten sich daraufhin Küstenpegelmessungen der letzten 60 Jahre an und machten eine überraschende Entdeckung: Der Meeresspiegelanstieg zeigte eine klare natürliche Zyklizität, die an den bedeutenden Ozeanzyklus der Pazifischen Dekadischen Oszillation (PDO) gekoppelt ist, der mit einer Periode von etwa 60 Jahren schwingt. Das Zeitfenster von 20 Jahren im Zusammenhang mit den Satellitenmessungen hat nur den stark anschwellenden Teil der Zyklik abgebildet, der keineswegs für den mittleren Langfrist-Anstieg repräsentativ ist. Betrachtet man die Meeresspiegelentwicklung seit 1950, so ergeben sich für Südostasien mittlere Anstiegsraten von lediglich 1,0-2,5 mm pro Jahr (Abbildung 2), was sich sehr gut in den globalen Durchschnitt einpasst.

Abbildung 2: Meeresspiegelanstiegsraten in Südostasien für den Zeitraum 1950-2009. Quelle: Strassburg et al. 2015.

 

Unter Einbeziehung der natürlichen Zyklik prognostizieren Mathew Strassburg und sein Team für die nächsten Jahre eine starke Verlangsamung des Meeresspiegelanstiegs in Südostasien. Dabei werden in den kommenden 20 Jahren voraussichtlich Werte erreicht, die deutlich unterhalb der globalen Durchschnittsraten liegen.

Nun wird auch klar, an welcher Stelle es beim PIK schiefgelaufen ist. Offenbar hat man es in Potsdam versäumt, die natürliche PDO-Zyklik miteinzubeziehen. Man hatte die Schwankungen in der Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs ignoriert und einfach die hohen Werte der letzten Jahre in die Zukunft fortgeschrieben. Ein fataler Fehler. Nimmt man den langfristig belegten Anstiegswert von 2 mm pro Jahr als Grundlage, ist in den kommenden 35 Jahren lediglich mit einem Anstieg von 70 mm, also 7 cm zu rechnen. Dies ist signifikant weniger als die 50 cm, die vom PIK in den Weltbank-Bericht geschrieben wurden. Eigentlich müsste dieser jetzt dringend mit einem „Addendum“ korrigiert werden, denn es ist davon auszugehen, dass Politiker in der Region und den Geberländern fälschlicherweise noch immer vom stark überhöhten Wert ausgehen. Mit diesem Defizit belastet, ist der PIK/Weltbank-Bericht sicher keine geeignete Planungsgrundlage für die Festlegung von Prioritäten bei der Bewältigung der Klimawandelfolgen.

Im Folgenden die Kurzfassung der Studie:

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Tansanias Meeresspiegel übertraf während der letzten 4500 Jahre vermutlich das heutige Niveau. Meeresspiegel auf den Seychellen in den letzten 10 Jahren stabil

Der globale Meeresspiegel steigt und steigt – und das seit 15.000 Jahren. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass der Anstieg nicht kontinuierlich war und es Phasen gab, wo der Meeresspiegel stabil blieb, vielleicht sogar gefallen ist. Dies könnte z.B. in den natürlichen Kältephasen passiert sein, die es etwa alle 1000 Jahre gab. Anhand von geologischen Methoden ist es möglich, die Meeresspiegelgeschichte zu rekonstruieren. Eine Forschergruppe um Sarah Woodroffe von der Universität Durham in Nordengland hat die Entwicklung des Meeresspiegels in Tansania und auf den weit vor der ostafrikanischen Küste vorgelagerten Seychellen näher unter die Lupe genommen. In einer ersten Studie, …

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Niederländische Studie: Schlimmer als der Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel ist für viele Küstenstädte, dass sie absinken

Kann es etwas Schlimmeres als den Klimawandel geben? Ja, kann es, wie in der Taz am 1. Mai 2014 zu lesen war: Megastädte versinken im Boden: Wie vom Erdboden verschluckt Das Absinken des Erdbodens ist gefährlicher für Küstensiedlungen als der vom Klimawandel verursachte Anstieg des Meeresspiegels. In manchen Städten sinkt der Grund zehn mal schneller als das Wasser steigt. Grundwasserentnahme und steigende Bevölkerungszahlen sind der Hauptgrund dafür, heißt es in einer neuen Publikation des Deltares Forschungsinstituts in Utrecht. Eine weitere Ursache sei, dass Küstenstädte häufig auf sehr weichem Grund gebaut sind. Weiterlesen in der Taz. Auch die Wiener Zeitung, The …

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Meeresspiegelforschung aktuell: Neue Studien aus Europa

Im Januar 2014 hatten wir an dieser Stelle über eine Studie der Universität Siegen mit einem interessanten Fazit berichtet. Eine gründliche Datenauswertung hatte ergeben, dass der Meeresspiegel in der Nordsee seit 100 Jahren mit konstanter Geschwindigkeit steigt, ohne Beschleunigung. Im Oktober 2014 legte die Forschergruppe im Journal of Geophysical Research nach. Den Wissenschaftlern war aufgefallen, dass sich hinter dem gleichmäßigen langfristigen Anstieg des Meeresspiegels Schwankungen versteckten. In ihrer neuen Studie konnten sie zeigen, dass diese Schwankungen nicht nur in der Nordsee auftraten, sondern von der Norwegischen See bis zu den Kanarischen Inseln im Atlantik reichten. Die Forschergruppe um Sönke Dangendorf vermutet, dass Änderungen der küstenparallelen Winde den Meeresspiegelanstieg systematisch beeinflusst haben könnten. Im Folgenden die Kurzfassung des Artikels:

Mean sea level variability in the North Sea: Processes and implications
Mean sea level (MSL) variations across a range of time scales are examined for the North Sea under the consideration of different forcing factors since the late 19th century. We use multiple linear regression models, which are validated for the second half of the 20th century against the output of a tide+surge model, to determine the barotropic response of the ocean to fluctuations in atmospheric forcing. We find that local atmospheric forcing mainly initiates MSL variability on time scales up to a few years, with the inverted barometric effect dominating the variability along the UK and Norwegian coastlines and wind controlling the MSL variability in the south from Belgium up to Denmark. On decadal time scales, MSL variability mainly reflects steric changes, which are largely forced remotely. A spatial correlation analysis of altimetry observations and gridded steric heights suggests evidence for a coherent signal extending from the Norwegian shelf down to the Canary Islands. This fits with the theory of longshore wind forcing along the eastern boundary of the North Atlantic causing coastally trapped waves to propagate over thousands of kilometers along the continental slope. Implications of these findings are assessed with statistical Monte-Carlo experiments. It is demonstrated that the removal of known variability increases the signal to noise ratio with the result that: (i) linear trends can be estimated more accurately; (ii) possible accelerations (as expected, e.g., due to anthropogenic climate change) can be detected much earlier. Such information is of crucial importance for anticipatory coastal management, engineering, and planning.

Den Wind hat auch eine Arbeitsgruppe um Margot Saher im Verdacht. Saher und Kollegen dokumentierten im Januar 2015 in den Quaternary Science Reviews die Meeresspiegelgeschichte Islands für die vergangenen 500 Jahre. Sie fanden, dass sich der Meeresspiegelanstieg auf drei Phasen beschränkte: Um 1600, 1810 und 1980. Den Phasen war gemeinsam, dass sich zu diesen Zeiten die größten Veränderungen in der Nordatlantischen Oszillation (NAO) ereigneten, einem bedeutenden Ozeanzyklus. Die Änderungen in der NAO haben die Windverhältnisse offenbar so umgestellt, dass der Meeresspiegel jeweils nach oben schnellte. Im Folgenden die Kurzfassung der Arbeit:

Sea-level changes in Iceland and the influence of the North Atlantic Oscillation during the last half millennium
We present a new, diatom-based sea-level reconstruction for Iceland spanning the last 500 years, and investigate the possible mechanisms driving the sea-level changes. A sea-level reconstruction from near the Icelandic low pressure system is important as it can improve understanding of ocean–atmosphere forcing on North Atlantic sea-level variability over multi-decadal to centennial timescales. Our reconstruction is from Viðarhólmi salt marsh in Snæfellsnes in western Iceland, a site from where we previously obtained a 2000-yr record based upon less precise sea-level indicators (salt-marsh foraminifera). The 20th century part of our record is corroborated by tide-gauge data from Reykjavik. Overall, the new reconstruction shows ca 0.6 m rise of relative sea level during the last four centuries, of which ca 0.2 m occurred during the 20th century. Low-amplitude and high-frequency sea-level variability is super-imposed on the pre-industrial long-term rising trend of 0.65 m per 1000 years. Most of the relative sea-level rise occurred in three distinct periods: AD 1620–1650, AD 1780–1850 and AD 1950–2000, with maximum rates of 3 ± 2 mm/yr during the latter two of these periods. Maximum rates were achieved at the end of large shifts (from negative to positive) of the winter North Atlantic Oscillation (NAO) Index as reconstructed from proxy data. Instrumental data demonstrate that a strong and sustained positive NAO (a deep Icelandic Low) generates setup on the west coast of Iceland resulting in rising sea levels. There is no strong evidence that the periods of rapid sea-level rise were caused by ocean mass changes, glacial isostatic adjustment or regional steric change. We suggest that wind forcing plays an important role in causing regional-scale coastal sea-level variability in the North Atlantic, not only on (multi-)annual timescales, but also on multi-decadal to centennial timescales.

Im arktischen Norwegen gibt es ein ganz seltsames Phänomen, das nichts mit dem Wind zu tun hat. Dort hat sich nach Ende der letzten Eiszeit und Schmelzen der skandinavischen Eismassen das Land stark gehoben. Ein Forscherteam um Robert Barnett hat im Januar 2015 in den Quaternary Science Reviews eine Meeresspiegelrekonstruktion für eine Lofoteninsel für die vergangenen 3300 Jahre vorgestellt. Sie fanden über den Zeitraum eine Meeresspiegelabsenkung von knapp einem Millimeter pro Jahr. Auf den Lofoten wird es wohl vorerst keine Klimaflüchtlinge geben. Hier die Kurzfassung der Arbeit:

Late Holocene sea-level change in Arctic Norway
Relative sea-level data from the pre-industrial era are required for validating geophysical models of glacio-isostatic adjustment as well as for testing models used to make sea-level predictions based on future climate change scenarios. We present the first late Holocene (past 3300 years) relative sea-level reconstruction for northwestern Norway based on investigations in South Hinnøya in the Vesterålen – Lofoton archipelago. Sea-level changes are reconstructed from analyses of salt-marsh and estuarine sediments and the micro-organisms (foraminifera and testate amoebae) preserved within. The ‘indicative meaning’ of the microfauna is established from their modern distributions. Records are dated by radiocarbon, 201Pb, 137Cs and chemostratigraphical analyses. Our results show a continuous relative sea-level decline of 0.7–0.9 mm yr−1for South Hinnøya during the late Holocene. The reconstruction extends the relative sea-level trend recorded by local tide gauge data which is only available for the past 25 years. Our reconstruction demonstrates that existing models of shoreline elevations and GIA overpredict sea-level positions during the late Holocene. We suggest that models might be adjusted in order to reconcile modelled and reconstructed sea-level changes and ultimately improve understanding of GIA in Fennoscandia.

In Schottland gibt es in abgeschwächter Form einen ähnlichen Trend. Natasha Barlow und Kollegen konnten im September 2014 in den Quaternary Science Reviews zeigen, dass der Meeresspiegel in Nordwest Schottland während der letzten 2000 Jahre allmählich mit 0,4 mm pro Jahr fiel. Insgesamt verzeichneten die Autoren jedoch eine ziemliche Stabilität. Hier die Kurzfassung:

Salt-marsh reconstructions of relative sea-level change in the North Atlantic during the last 2000 years
Sea-level changes record changes in the mass balance of ice sheets and mountain glaciers, as well as dynamic ocean–atmosphere processes. Unravelling the contribution of each of these mechanisms on Late Holocene timescales ideally requires observations from a number of sites on several coasts within one or more oceans. We present the first 2000 year-long continuous salt marsh-based reconstructions of relative sea-level (RSL) change from the eastern North Atlantic and uniquely from a slowly uplifting coastline. We develop three RSL histories from two sites in north west Scotland to test for regional changes in sea-level tendency (a positive tendency indicating an increase in the proximity of marine conditions and a negative tendency the reverse), whilst at the same time highlighting methodological issues, including the problems of dataset noise when applying transfer functions to fossil salt-marsh sequences. The records show that RSL has been stable (±0.4 m) during the last two millennia, and that the regional sea-level tendency has been negative throughout most of the record lengths. A recent switch in the biostratigraphy of all three records, indicating a regional positive tendency, means we cannot reject the hypothesis of a 20th century sea-level acceleration occurring in north west Scotland that must have exceeded the rate of background RSL fall (−0.4 mm yr−1), but this signal appears muted and later than recorded from the western North Atlantic.

Die Hebungsgeschichte der Ostsee ist ebenfalls hochinteressant. Hier haben sich Hebung und globaler Meeresspiegelanstieg immer wieder gegenseitig überholt, so dass es mehrere Wechsel von Verlandung und Überflutung in den letzten 10.000 Jahren gegeben hat. Siehe Zusammenfassungen von Meyer (2002) und Hillmann (2004).

Im Januar 2015 erschien eine Arbeit von Jens Morten Hansen, Troels Aagaard und Antoon Kuijpers online im Journal of Coastal Research. Die Gruppe fahndete nach Zyklen in der Meeresspiegelentwicklung in Nordsee und Ostsee. Dabei stießen sie auf Zyklen mit Perioden von 19, 60 und 75 Jahren, die sie mit Gezeitenzyklen des Mondes korrelierten. Hier der Abstract:

Sea-level forcing by synchronization of 56- and 74-year oscillations with the Moon’s nodal tide on the northwest European Shelf (eastern North Sea to central Baltic Sea)
The North Sea and Baltic Sea long-term records reveal a strong correlation (0.997) between sea-level changes and the sum of identified harmonic oscillations, corresponding to the lunar nodal period and four multiples of it. We developed a transparent method for iterative least residual sine regression that is capable of identifying harmonic sea-level oscillations, e.g., gravitational sea-level effects of the lunar nodal oscillation. Three relatively large harmonic sea-level oscillations with period lengths of 18.6 (18.6), 60.5 (55.8), and 76.1 (74.4) years correspond well to factors 1, 3, and 4 of the 18.6-year lunar nodal period (multiple periods in parentheses). The sum of these oscillations leaves small residuals that can be resolved into two further, statistically less significant oscillations with apparent period lengths of 28.1 (27.9) and 111.1 (111.7) years, corresponding to factors 1½ and 6 of the lunar nodal period. Periods and amplitudes expose strong entrainment, i.e. phase synchronization at rational ratios of the identified oscillations‘ periods as well as amplitude locking at reciprocal rational ratios of 1/2, 1/3, and 2/3 of the three largest oscillations. On top of the region’s general sea-level rise (1.18 mm/y), strong quasi-oscillations occur when the two largest oscillations are in phase. Thus, a large quasi-oscillation commenced in 1971 adding a 40-year sea-level rise of 1.0–1.2 mm/y to the region’s general sea-level rise. If our theory is correct, the ongoing quasi-oscillation should culminate in 2011, and the suggestion may be tested after completion of the ongoing 18.6-year nodal oscillation, i.e. in 2020–21. A purely mathematical extension of the oscillation parameters identified by the applied method suggests that the sum of harmonic oscillations produces 223-year pulses of quasi-oscillations, which can be divided into 158-year periods (e.g., 1747–1905 and after 1970) with large oscillations (60–65 mm), followed by 65-year periods (e.g., 1905–70) with much smaller oscillations (2–16 mm).

Aus Wales berichtete Spiegel Online im Februar 2014 über einen aus den Fluten auftauchenden Wald:

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Was Klimamodelle bislang unberücksichtigt ließen: Bis zu einem Viertel des Meeresspiegelanstiegs geht auf Änderungen im Salzgehalt der Ozeane zurück

Seit mehr als hundert Jahren erstreckt sich ein Netz von Küstenpegeln über den Globus, an denen der Meeresspiegel gemessen wird. Die hier gewonnenen harten Daten spielen eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des Meeresspiegelanstiegs. Da sich einige Küsten heben und andere senken, müssen entsprechende Vertikalbewegungen aus den Pegelwerten herauskorrigiert werden. Mithilfe von Satellitenmessungen (GPS) können diese heute ziemlich genau herauskorrigiert werden. Eine Forschergruppe um Guy Wöppelmann hat im März 2014 in den Geophysical Research Letters eine globale Revision aller GPS-korrigierten Küstenpegelmessungen für das 20. Jahrhundert durchgeführt. Das Ergebnis ist interessant: Während der Meeresspiegel auf der Nordhalbkugel um durchschnittlich 2,0 mm …

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Kürzliches Projekttreffen bei der UNO in Genf: Antiklimatische Schutzwälle für 1 Billion Euro sollen Mittelmeer und Rotes Meer von den Weltozeanen abriegeln

Die Klimapanik treibt seltsame Blüten. Kürzlich erreichte uns die Nachricht, dass am 17. November 2014 am Sitz der UNO in Genf ein Treffen stattgefunden haben soll, in dem nicht weniger als die Komplettabriegelung des Mittelmeeres, des Schwarzen Meeres und des Roten Meeres besprochen wurde. Hierzu sollen gigantische Staumauern an den Meerengen von Gibraltar und Bab al-Mandab errichtet werden. Das geplante Kostenvolumen beträgt 500 Milliarden Euro pro Staumauer, also insgesamt unvorstellbare eine Billion Euro. Die Abtrennung der Nebenmeere von den Weltozeanen müsste schnellstmöglich („top urgent“) durchgeführt werden, da ansonsten der menschengemachte gefährliche Meeresspiegelanstieg die Region überfluten würde.

Die beiden Staudammprojekte laufen unter dem Namen „MEDSHILD“ und „REDSHILD“, inspiriert durch die Wörter Mittelmeer (englisch: MEDiterranean), Rotes Meer (englisch: RED Sea) sowie Schild (englisch: Shield). Ein bisschen seltsam klingen die Namen schon und MEDSHIELD bzw. REDSHIELD wären vielleicht logischer. Aber sei‘s drum. Auch eine knappe Webseite gibt es bereits zu der kostspieligen Bauvision, nämlich www.medshild.com. Dort heißt es:

MEDSHILD & REDSHILD
For the protection of the sea shores of the Mediterranean, Black Sea and Red Sea from the globally rising ocean levels.
Since decades the idea of bridging the gap between Europe and Africa at the Strait of Gibraltar was pursued with various tunnel, bridge and dam projects. None of them realized that the most urgent problem is not the traffic and power cable connection between the two continents, but rather the threat of the rising ocean level endangering all shores of the Mediterranean, Black and Red Seas. The Nile Delta is acutely endangered to be flooded in the very near future, thus destroying the main food base of Egypt. Similar problems can be seen in Venice, at the Rhone Delta becoming more and more saline and thus endangering the agriculture of the Provence. Beaches, coastal roads and buildings of tourist resorts in Italy, Turkey, Spain, Bulgaria, Romania, Greece, Near East, along the Maghreb, in the Balkan states and along the Red Sea shores are affected by the constantly rising sea level.

Abbildung: Die UNO-Projekte. Quelle: www.medshild.com

 

Mit schlimmen Horrorszenarien sollen die Anrainerländer überzeugt werden, dass es fünf vor zwölf und das Projekt alternativlos wäre. Dass der globale Meeresspiegel derzeit laut Küstenpegelmessungen lediglich um 2 Millimeter pro Jahr ansteigt, wird geflissentlich verschwiegen.

 

Flussdeltas in Gefahr

Angeführt werden mehrere gefährdete Deltas im Mittelmeer. Ein Großteil der Probleme rührt jedoch nicht vom Meeresspiegelanstieg her, sondern von der Senkung der Deltagebiete. Zum einen ist dies ein ganz natürlicher Prozess, der sich aus der zunehmenden Verdichtung („Kompaktierung“) der Deltaablagerungen im Laufe der Zeit ableitet. Becker & Sultan haben 2009 in einem Beitrag im Fachmagazin The Holocene die Senkungsraten im Nildelta auskartiert. Dabei fanden sie Subsidenzbeträge von bis zu 8 Millimeter pro Jahr, Beträge die den globalen Meeresspiegelanstieg um bis das Vierfache übersteigen. Hier ein Auszug aus der Kurzfassung der Studie:

Land subsidence in the Nile Delta: inferences from radar interferometry
[…] The highest subsidence rates (similar to 8 mm/yr; twice average Holocene rates) do not correlate with the distribution of the thickest Holocene sediments, but rather with the distribution of the youngest depositional center (major deposition occurred between similar to 3500 yr BP and present) at the terminus of the Damietta branch. The adjacent, slightly older (8000-2500 yr BP) Mendesian branch depositional center is subsiding at slower rate of 2-6 mm/yr. Results are interpreted to indicate that: (1) modern subsidence in the Delta is heavily influenced by compaction of the most recent sediments, […]

Zum anderen wird gerade in ariden Bereichen wie dem Nildelta exzessiv Grundwasser abgepumpt, was das Land ebenfalls absinken lässt. Zur Grundwasserproblematik im Nil-Delta gibt es z.B. diese Studie von Aly und Kollegen, die 2012 in den Remote Sensing Letters erschienen ist (Auszug aus der Kurzfassung):

In this study, we apply persistent scatterer interferometry (PSI) to measure the magnitude and monitor the spatial and temporal variations of land subsidence in the Nile Delta, during 1993–2000, using synthetic aperture radar interferometric data of 5.66 cm wavelength. The average measured rates of local subsidence in two major cities in the delta, namely Mansura and Greater Mahala, are –9 and –5 mm year–1, respectively. The observed deformation features imply that subsidence in both cities is controlled mainly by local groundwater processes.

Während in der Vergangenheit die vom Nil herantransportierten Sande und Tone das durch die Senkungsbewegung verlorene Sedimentvolumen meist ausgleichen konnten, ist dies nach dem Bau des Assuan-Staudamms nun nicht mehr möglich. Die im Delta abgelagerten Sedimentmengen sind seitdem stark zurückgegangen. Wellen und Strömungen nagen am Delta und drängen es zurück.

Natürliche Senkung durch Sedimentkompaktion, exzessive Grundwassernutzung und durch Staudämme zurückgehaltene Sedimentmengen sind die wahren Probleme im Nildelta, nicht so sehr der globale Meeresspiegelanstieg. Und wie sieht es außerhalb der Deltas aus? Weite Teile des Mittelmeers bestehen aus Felsküsten, denen ein moderater Meeresspiegelanstieg von 20 cm pro Jahrhundert wenig ausmachen sollte.

 

Fragwürdige Meeresspiegel-Visionen

Die Betrachtung der einzelnen Komponenten der Meeresspiegelproblematik im Mittelmeer ist dem MEDSHID-Projektteam aber offenbar zu komplex. Vielmehr wird auf der Medshild-Webseite auf eine alarmistische Studie hingewiesen, die Angst und Bange machen soll:

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Wie verlässlich sind Satellitenmessungen des Meeresspiegels? Küstenpegel zeigen viel geringeren Anstieg als Messungen aus dem All

Von Klaus-Eckart Puls

Zahlreiche Auswertungen von Küsten-Pegel-Messungen über 200 Jahre sowie neuerdings von Schwere-Messungen der GRACE-Satelliten ergeben immer wieder einen Meeres-Anstieg von etwa 1,6 mm/yr. Dagegen stehen die seit 1992 publizierten Altimeter-Messungen mit den Satelliten-Systemen TOPEX/POSEIDON/JASON mit doppelt so hohen Werten von 3,2 mm/yr. Die erhebliche Diskrepanz ist bis heute ungeklärt. Dabei stimmen jedoch immerhin die Trends überein: Der Meeres-Anstieg verläuft seit wenigstens 100 Jahren linear, es gibt keine Beschleunigung des Anstieges. Ein Signal durch anthropogenes CO2 (AGW) ist nirgends erkennbar. Das alles steht in krassem Widerspruch zu den Verlautbarungen und insbesondere zu den alarmistischen Prognosen des Klimarates IPCC und einiger Klima-Institute. (Foto rechts: Ostsee, Poel; Aufnahme von H. Puls).

 

(1) Meeres-Anstieg an der Deutschen Nordsee-Küste seit 10.000 Jahren

Es ist das große Verdienst des Wilhelmshavener Küstenforschers Karl-Ernst BEHRE vom Niedersächsischen Institut für Historische Küstenforschung (NIHK), daß wir gute Kenntnisse über die Trans- und Regressionen an der deutschen Nordsee-Küste seit dem Ende der letzten Eiszeit haben [1], vgl. Abb.1 :

 Abbildung 1: Meeres-Anstieg für die südliche Nordsee seit 10.000 Jahren [Quelle 1c, S.21]

 

Abbildung 2 : Meeres-Anstieg für die südliche Nordsee der letzten 3.000 Jahre [Quelle 1a (2003), S.35]

 

Aus den Abbildungen 1 und 2 ergibt sich: Der Meeres-Spiegel ist in den letzten 10.000 Jahren um mehr als 50 Meter gestiegen. Der Anstieg hat sich immer mehr verlangsamt, wenn man den übergreifenden Trend auch über die Trans- und Regressionen der letzten 3.000 Jahre betrachtet. In den „jüngsten“ 400 Jahren (1600-2000) hat es (ohne GIA-Korrektur) einen Anstieg von 1,35 m gegeben, in den vergangenen 100 Jahren nur einen solchen von 25 cm, folglich eine weitere Verlangsamung. Bezüglich der säkularen Abschwächung des Meeres-Anstieges in den letzten Jahrhunderten kommen andere umfangreiche Untersuchungen [2] zum ähnlichen Ergebnis wie BEHRE:

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Weltklimarat IPCC in seinem Bericht von 1990: „Es gibt keine überzeugenden Hinweise darauf, dass sich der Meeresspiegelanstieg im 20. Jahrhundert beschleunigt hätte“

Zum Abschluss unserer Schwerpunktserie zum Meeresspiegel wollen wir noch einmal den Kontext in Erinnerung rufen, in dem sich das aktuelle Geschehen abspielt. Im geologischen Maßstab hat der Meeresspiegel in den vergangenen 180 Millionen Jahren etwa die Hälfte der Zeit deutlich höher gelegen als heute (Abbildung 1).

Abbildung 1: Meeresspiegelentwicklung der vergangenen 180 Millionen Jahre. Quelle: David Middleton

 

Betrachtet man nur die Nacheiszeit, also die letzten 12.000 Jahre, dann erkennt man einen rapiden Anstieg in den ersten 8000 Jahren mit Anstiegsraten von mehr als 10 Millimetern pro Jahr, der ab 4000 v. Chr. stark abbremst (Abbildung 2). Der heutige Meeresspiegelanstieg mit 1-3 mm pro Jahr fällt in diese erschlaffende Endphase der nacheiszeitlichen Entwicklung.

 

Abbildung 2: Meeresspiegelentwicklung der vergangenen 14.000 Jahre. Quelle: David Middleton

 

Wir befinden uns heute in einer Warmzeit, die der letzten Eiszeit folgte. Während der Eiszeit waren große Wassermengen in großen Eisschilden gespeichert, die sich bis Norddeutschland vorschoben. Der Meeresspiegel lag entsprechend 120 Meter tiefer als heute. Vor der letzten Eiszeit, der Weichsel-Vereisung, gab es jedoch ebenfalls eine Warmzeit, die Eem-Warmzeit die vor 126.000 Jahren begann und vor 115.000 Jahren endete. Damals lag der Meeresspiegel bis zu 9 m höher als heute – ganz ohne menschliches Zutun. Dieser Wert wurde von mehreren Arbeiten kürzlich erneut bestätigt (Dutton & Lambeck 2012 in Science, Muhs et al. 2012 in Quaternary Research, O’Leary et al. 2013 in Nature Geoscience).

Wir zoomen uns jetzt weiter ein und betrachten die letzten 300 Jahre. Dem allgemeinen Trend ist eine Zyklik aufgeprägt, die dem Rhythmus von Warm- und Kaltphasen folgt. Während der Kleinen Eiszeit vor 300 Jahren wuchsen die Eismassen der Erde an, so dass der Meeresspiegelanstieg stoppte (Abbildung 3). Im Übergang zur Modernen Wärmeperiode begann der Meeresspiegel dann wieder zu steigen – erst langsam, dann schneller, bis um 1920 die volle Geschwindigkeit erreicht wurde. Seit knapp 100 Jahren hat sich an dieser Anstiegsrate nichts geändert. Es ist daher schwer, an dieser Entwicklung einen menschengemachten Einfluss erkennen zu wollen, da der vermehrte anthropogene CO2-Ausstoß erst vor ca. 50 Jahren richtig ins Gewicht fiel.

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Kehrtwende in der Staatskommunikation auf den Malediven: Präsident der Inselgruppe versichert, dass die Malediven nicht untergehen werden

Hand aufs Herz: Könnten Sie auf der Landkarte genau zeigen, wo sich die Malediven befinden? Nicht wenige unserer Mitmenschen würden die Inselgruppe wohl zunächst im Pazifik verorten. Hobbyschnorchler wissen es besser: Die Malediven liegen etwa tausend Kilometer südwestlich von Indien im Indischen Ozean. Das haben Sie gewusst? Dann hier die etwas schwerere Zusatzfrage: Kennen Sie den Namen des maledivischen Präsidenten? Das ist schon schwieriger. Bekannter als das aktuelle Staatsoberhaupt ist auf jeden Fall sein Vorgänger, Mohammed Nasheed. Der hatte im Kampf gegen die vermeintliche Klimakatastrophe eine internationale Bühne gefunden, die ihn weltberühmt machte. In der Neuen Zürcher Zeitung erinnerte Markus Hofmann am 11. April 2012 an Nasheeds skurrilen Auftritte:

Mohammed Nasheed ist eine eindrückliche Person. Ich erinnere mich gut, wie er im Dezember 2009 am Klimagipfel in Kopenhagen wie eine Bienenkönigin die Journalisten, Kameraleute und Fotografen um sich scharte, wo immer er auftauchte. Der kleingewachsene, zierliche Mann ist eine eher unscheinbare Erscheinung. Doch er strahlt Charisma aus – und als Präsident der vom Klimawandel bedrohten Malediven war er damals ein gefragter Staatsmann.

Und Nasheed, der wegen seiner jahrelangen demokratischen Opposition auch “Mandela der Malediven” genannt wird, weiss, wie er auf seine Anliegen aufmerksam machen kann. Er führte zum Beispiel höchst medienwirksam eine Kabinettsitzung unter Wasser durch und wies so auf die Gefahr hin, die den Malediven durch den Anstieg des Meeresspiegels droht. Inzwischen ist Nasheed nicht mehr Präsident.

Weiterlesen auf nzz.ch.

Im Laufe seiner Klimaaktivistenkarriere ließ ich Nasheed unter anderem im Dokufilm “The Island President“ auf Zeluloid bannen. Den Trailer zu dem Streifen gibt es auf Youtube:

 

Eine Polizeimeuterei im Februar 2012 beendete Nasheeds Präsidentenkarriere schließlich spektakulär. So richtig zufrieden waren die Malediver nicht mit Nasheed. Trotz des lauten Trommelns in den Medien blieben die erhofften Klimawandelreparationszahlungen aus. Und dies hatte unter anderem auch wissenschaftliche Gründe. Kieler Forscher fanden nämlich heraus, dass der Meeresspiegel in Teilen des Indischen Ozeans seit der Mitte des letzten Jahrhunderts um bis zu 5 Zentimeter abgesunken ist (siehe S. 200 in „Die kalte Sonne“).

So richtig hatten die Insulaner auch gar nicht an Nasheeds Inseluntergangsszenarien geglaubt. Wie anders wäre sonst zu erklären, dass auf den Malediven reihenweise neue Luxusresorts an der Küste gebaut werden, kurz vor dem vermeintlichen Untergang der Insel? Zudem sind elf neue regionale Flughäfen auf den einzelnen Inseln geplant. Vieles deutet mittlerweile daraufhin, dass die Meldiver die Nase von ihrem Expräsidenten kräftig voll hatten. Investoren hatten sich nämlich angesichts der Katastrophenszenarien von den Malediven abgewandt. Wer will sein Geld schon in von der Sintflut gefährdete Projekte investieren. Es wundert daher nicht, dass im August 2012 die Kehrtwende in der staatlichen Öffentlichkeitsarbeit stattfand. Der neue Präsident des Inselreiches beendet die Panikmache. Nein, die Inseln werden nicht untergehen. Auf der maledivischen Webplattform HaveeruOnline war zu lesen:

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Ozeanzyklen spielen auch im Atlantik und Mittelmeer eine wichtige Rolle für die Meeresspiegelentwicklung: Wer die Zyklen nicht berücksichtigt oder mit zu kurzen Datensätzen operiert, argumentiert unseriös

Vor einigen Tagen berichteten wir an dieser Stelle über einen starken Einfluss von Ozeanzyklen im Maßstab von mehreren Jahrzehnten auf die Meeresspiegelentwicklung im Pazifik (siehe unseren Blogbeitrag „Neue Studien belegen: Meeresspiegelentwicklung im Pazifik ist eng an Ozeanzyklen gekoppelt“). Die Lehre hieraus: Es ist nicht zulässig, regional beobachtete Beschleunigungsphasen im  Meeresspiegelanstieg einfach in die Zukunft fortzuschreiben. Oftmals schlägt der Zyklus nach mehreren Jahren oder wenigen Jahrzehnten wieder ins Gegenteil und der Anstieg verlangsamt sich wieder bzw. der Meeresspiegel kann sogar fallen. Einen ähnlich starken Einfluss der Ozeanzyklen können wir übrigens auch im Atlantik und sogar im Mittelmeer beobachten. So veröffentlichte eine …

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Beschleunigter Meeresspiegelanstieg an Teilen der US-Ostküste liegt noch vollständig im Bereich der natürlichen Variabilität

Entlang eines 1000 km langen Streifens der US-Ostküste stieg in den letzten Jahrzehnten der Meeresspiegel schneller an als im globalen Durchschnitt. Das Gebiet fällt in etwa mit der US mittelatlantischen Küste („U.S. mid-Atlantic coast“) zusammen, die zwischen Neuengland und den Südstaaten liegt und Delaware, Maryland, New Jersey, Pennsylvania, Washington D.C., New York, Virginia, West Virginia und North Carolina umfasst. Einige Forscher begingen in der Vergangenheit bereits den Fehler, diese gesteigerten Meeresspiegelraten als globale Durchschnittswerte fehlzuinterpretieren.

Eine Reihe von Forschergruppen haben sich in den letzten 12 Monaten mit dem Phänomen beschäftigt. Was steckt hinter der anomal hohen Meeresspiegelanstiegsrate in dieser Region? Im Februar 2013 veröffentlichte hierzu ein Forscherteam um Tal Ezer von der Old Dominion University in Norfolk, Virginia, die Arbeit „Gulf Stream’s induced sea level rise and variability along the U.S. mid-Atlantic coast” im Journal of Geophysical Research. Die Wissenschaftler fanden, dass der seit 2004 erschlaffende Golfstrom für den beschleunigten Meeresspiegelanstieg verantwortlich zeichnet.

Im August 2013 erschien dann in den Geophysical Research Letters eine Studie mit dem Titel „Does the mid-Atlantic United States sea level acceleration hot spot reflect ocean dynamic variability?” von Robert Kopp von der Rutgers University in Piscataway, New Jersey. Kopp fand heraus, dass sich der Meeresspiegelanstieg an der US mittelatlantischen Küste seit Mitte der 1970er Jahre beschleunigt hat. Noch könne man aber nicht sagen, ob es sich um normale Schwankungen in der Ozeandynamik handelt oder ob es der Beginn eines Langzeittrends ist. Kopp schreibt, dass die Meeresspiegelbeschleunigung noch zwei weitere Jahrzehnte andauern müsste, bevor man die Entwicklung als noch nie dagewesen bezeichnen kann. Der Wissenschaftler erkannte zudem, dass es systematische Beeinflussungen des Meeresspiegels in der Region durch Ozeanzyklen wie die Atlantische Multidekadenoszillation (AMO), die Nordatlantische Oszillation (NAO) sowie den Golfstrom gibt.

Wiederum einige Monate später, im Oktober 2013, publizierten Jianjun Yin und Paul Goddard von der University of Arizona in Tucson in den Geophysical Research Letters den Artikel „Oceanic control of sea level rise patterns along the East Coast of the United States“. Auch diese Forscher sehen den Golfstrom und seine nordwärtige Verschiebung als wichtigen Faktor für die Beschleunigung des Meeresspiegels an Teilen der US mittelatlantischen Küste.

Im gleichen Monat erschien in den Geophysical Research Letters die Studie „Sea level rise, spatially uneven and temporally unsteady: Why the U.S. East Coast, the global tide gauge record, and the global altimeter data show different trends” von Tal Ezer. Der Forscher findet in der Studie regional unterschiedlich ausgeprägte, systematische Beeinflussungen des Meeresspiegels durch den Golfstrom, die AMOC (Atlantic Meridional Overturning  Circulation, den polwärts gerichteten Wärmestrom des nördlichen Atlantiks) sowie über Jahrzehnte hinweg schwankende Ozeanzyklen.

Im November 2013 schließlich veröffentlichte ein Forscherteam der Woods Hole Oceanographic Institution um Magdalena Andres in den Geophysical Research Letters ein Paper mit dem Titel „Interannual sea level variability in the western North Atlantic: regional forcing and remote response”. In der Arbeit kommen die Autoren zu dem Schluss, dass der Meeresspiegel der US-Ostküste signifikant im Takt wechselnder Windregime schwankt. Die über das Jahr gemittelten Änderungen liegen dabei im Bereich von ±50 mm, was um den Faktor zehn höher als der Langzeit-Trend des Meeresspiegelanstiegs ist.

Die Serie an neuen Publikationen zeigt eindrucksvoll, dass der Meeresspiegel an der US-amerikanischen Ostküste einer Vielzahl von natürlichen Einflüssen unterliegt, die im Maßstab von Stunden bis mehreren Jahrzehnte operieren. Es ist daher wenig sinnvoll, Verallgemeinerungen aus zu kurzen Zeitabschnitten herzustellen oder gar aus lokalen Entwicklungen die globale Situation ableiten zu wollen, ohne die natürlichen Prozesse vollständig verstanden zu haben.

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Fachzeitschrift ‚Climate of the Past‘ lehnt Meeresspiegel-Manuskript von Rahmstorf-Gruppe ab: Gutachter finden fundamentale Fehler in der Methodik

Vor einigen Jahren reiste der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf durch die Salzwiesen North Carolinas an der Ostküste der USA. Gemeinsam mit einigen Gleichgesinnten wollte er dort das Geheimnis des Meeresspiegels ein und für allemal klären. Und er fand Ungeheuerliches: Aus den Kalkschalen von Einzellern las die Rahmstorf-Gruppe heraus, dass der weltweite Meeresspiegel heute schneller als je zuvor in den letzten zweitausend Jahren ansteigt. Ein großer Tag für die Unterstützer der Klimakatastrophe. Kurz darauf herrschte aber Katerstimmung. Fachkollegen konnten Rahmstorfs Behauptung nicht nachvollziehen. North Carolina eignet sich nämlich gar nicht als Stellvertreter für die weltweite Meeresspiegelentwicklung. Der Meeresspiegel großer Teile der US-Ostküste ist global nicht repräsentativ. Die Anstiegsrate in anderen Teilen der Erde ist viel geringer.

Auch die politische Führung North Carolinas reagierte prompt und entschied, dass die von Rahmstorf vermutete enorme Steigerung des Meeresspiegels selbst für North Carolina nicht plausibel ist und daher in Planungen nicht zu berücksichtigen sei (siehe unseren Blogartikel „Senat von North Carolina erteilt Rahmstorfs beschleunigtem Meeresspiegel eine Absage“). Bereits in den Vorjahren hatte es in Fachkreisen Kritik an den überzogenen Prognosen des Potsdamers gegeben, so zum Beispiel anlässlich einer Analyse einer Arbeit von Vermeer und Rahmstorf aus dem Jahr 2009 auf Climate Sanity.

Die Rahmstorf-Truppe stellte auf stur. Sie blieben bei ihrer fragwürdigen Darstellung und hoffte offenbar, das eine oder andere Paper bei IPCC-freundlichen Journalen unterzubringen. Im Juli 2012 schickten Rahmstorf und Kollegen ein weiteres Manuskript zu den Salzwiesen in North Carolina auf die Reise durch die wissenschaftliche Begutachtung. Als Leitautor fungierte Martin Vermeer von der finnischen Aalto University.

Diesmal wollte man der Welt nicht nur neue klimatische Superlative bieten, nein, man wollte auch noch die Arbeit anderer Kollegen, die auf deutlich weniger dramatische Szenarien kamen, ausbremsen. Eingereicht wurde das Manuskript „On the differences between two semi-empirical sea-level models for the last two millennia“ beim Fachjournal Climate of the Past, wo es zunächst in der Diskussionssparte gebracht wurde. Im Diskussionsstadium werden die Arbeiten von Fachgutachtern bewertet. Zudem steht es auch jedem anderen Wissenschaftler oder Interessierten frei, Kritik zu äußern und Kommentare online zu hinterlassen, zu denen sich die Autoren dann wieder äußern können.

Im Manuskript schießen Stefan Rahmstorf und seine Mitstreiter scharf gegen die Studie einer Forschergruppe um Aslak Grinsted vom Niels Bohr Institut der Universität Kopenhagen. Der Däne hätte mit seinen Kollegen einen über hunderte von Jahren wirkenden, globalen Langzeitanstieg des Meeresspiegels nicht berücksichtigt. Daher wären die Grinsted-Prognosen für die kommenden 500 Jahre alle zu lasch und falsch. Als angeblichen Beweis führt die Rahmstorf-Gruppe drei einzelne Meeresspiegelrekonstruktionen an. Und wie könnte es anders sein: Eine dieser drei Referenzdatensätze stammt aus North Carolina.

War es Naivität oder realitätsferne Selbstüberschätzung? Dies ist schwer zu sagen. Die Gutachter hatten in diesem Fall leichtes Spiel. Da der überdurchschnittlich steigende Meeresspiegel in North Carolinas ganz offensichtlich nicht die weltweit gemittelte Situation widerspiegelt, taugt der Datensatz auch nicht als Kalibrierung für Modelle. Und da dies eine wichtige Stütze des Modells der Rahmtorf-Gruppe darstellt, stürzte sogleich die gesamte Argumentation zusammen.

Der Herausgeber der Zeitschrift hatte dies frühzeitig erkannt und Aslak Grinsted als Gutachter gewinnen können. Am 4. September 2012 veröffentlichte Grinsted sein öffentliches Gutachten, das fast länger ausfällt, als das zu begutachtende Manuskript. Gleich im zweiten Absatz fällt Grinsted ein vernichtendes Urteil über die Arbeit der Rahmstorfgruppe. Wörtlich heißt es im Gutachten:

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Neue Studie der Universität Siegen: Meeresspiegel in der Nordsee steigt seit 100 Jahren mit konstanter Geschwindigkeit – keine Beschleunigung

Der Meeresspiegel steigt unaufhaltsam. Schuld daran wäre der Mensch, heißt es. Wenn wir weiter ungehemmt CO2 ausstoßen wie bisher, werden Nord- und Ostsee die norddeutsche Tiefebene überfluten, eine gerechte Strafe für unser frevelhaftes Tun. Da gerade in den letzten Jahrzehnten die CO2-Konzentration in der Atmosphäre besonders stark angestiegen ist, müsste sich dies in der Meeresspiegelentwicklung deutlich niedergeschlagen haben – wenn die Zusammenhänge so einfach wären, wie sie in den Katastrophenszenarien angenommen werden. Zeit für einen Faktencheck: Hat sich der Meeresspiegelanstieg in der Nordsee bereits beschleunigt? Inwieweit hat das Meer bereits auf die Veränderungen in der Treibhausgaskonzentration reagiert? Ist es wirklich …

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Neue Studien belegen: Meeresspiegelentwicklung im Pazifik ist eng an Ozeanzyklen gekoppelt

Seit mehr als hundert Jahren wird der Meeresspiegel an Küstenpegeln gemessen, die quer über den Erdball verteilt sind. Zwar sind nur punktuelle Messungen möglich, jedoch reichen viele dieser Messreihen weit in die Vergangenheit zurück. Im Gegensatz hierzu können moderne Satelliten flächenhaft Daten sammeln. Ein großer Nachteil ist jedoch, dass es erst seit 1993 Satelliten gibt, die Meeresspiegelmessungen durchführen. Hierdurch ist es schwierig, den langfristigen Anstiegstrend vom Einfluss der Ozeanzyklen zu unterscheiden (siehe unseren Blogartikel „GeoForschungsZentrum Potsdam: Satellitenbeobachtungen zu kurz um Meeresspiegelanstieg bis 2100 abzuschätzen“). In den letzten Jahren wurde immer klarer, dass der Meeresspiegel signifikant durch Ozeanzyklen beeinflusst wird (siehe unsere Blogartikel „Forscherteam der University of Colorado Boulder: Ozeanzyklen haben Meeresspiegelanstieg in den letzten 20 Jahren verstärkt“, „Meeresspiegelentwicklung der letzten 150 Jahre eng an natürliche Ozeanzyklen gekoppelt“ und „Sechzig-Jahres-Ozeanzyklus jetzt auch in der Meeresspiegelentwicklung gefunden“).

Im Pazifik wurden nun weitere Hinweise auf die große Bedeutung von Ozeanzyklen für die Meeresspiegelentwicklung gefunden. So veröffentlichte eine US-amerikanische Forschergruppe um Mark Merrifield von der University of Hawaii at Manoa im Juli 2012 in den Geophysical Research Letters eine Untersuchung zum westlichen tropischen Pazifik. Anhand von Küstenpegelmessungen rekonstruierte das Team die Meeresspiegelentwicklung der Region und fand, dass dem langfristigen Anstieg Schwankungen im Maßstab von mehreren Jahrzehnten überlagert sind. Letztere werden durch die Pazifisch Dekadische Oszillation (PDO) bedingt, einem Ozeanzyklus mit einer Periode von 60 Jahren. Die in den vergangenen Jahren in diesem Meeresgebiet verzeichneten hohen Anstiegsraten gehen nach Ansicht der Autoren auf die positive Phase der PDO zurück. Da nun die negative Phase der PDO beginnt, rechnen Merrifield und Kollegen für die kommenden Jahre mit einer Abschwächung des Meeresspiegelanstiegs im westlichen tropischen Pazifik. In der Arbeit schreiben die Autoren:

The recent high sea level rise rates in the WTP [western tropical Pacific] beyond the global mean rate are a result of increasing trades, which occur when the PDO (SOI) index exhibits a negative (positive) trend. These rates are expected to weaken and reverse when current trends in the indices reverse sign. […] The recent high sea level rise rates in the WTP beyond the global mean rate are a result of increasing trades, which occur when the PDO (SOI) index exhibits a negative (positive) trend. These rates are expected to weaken and reverse when current trends in the indices reverse sign.

Ebenfalls in den Geophysical Research Letters erschien im November 2012 eine Arbeit von Xuebin Zhang und John Church, die sich mit einem ähnlichen Thema beschäftigte. Die Autoren errechneten mithilfe multipler variabler linearer Regression, dass 60% der im Pazifik beobachteten Variabilität im Meeresspiegel auf Ozeanzyklen wie die PDO und El Nino/Südliche Oszillation (ENSO) zurückzuführen sind.

Im August 2013 publizierte eine Forschergruppe um Xuhua Cheng von der Chinese Academy of Sciences in Guangzhou in den Geophysical Research Letters eine Untersuchung zum Nordpazifik. Auf Basis von GRACE-Schwerefeld-Satellitendaten fanden sie einen Einfluss der PDO auf die Meeresspiegelentwicklung im Untersuchungsgebiet.

Im Dezember 2013 veröffentlichte das Journal of Geophysical Research eine Studie einer Forschergruppe um Jae-Hong Moon vom Jet Propulsion Laboratory des California Institute of Technology zur pazifischen Meeresspiegelgeschichte der letzten 50 Jahre. Die Wissenschaftler fanden zwei bedeutende Zeiten, während der sich der Meeresspiegel änderte. Diese ereigneten sich Mitte der 1970er und in den frühen 1990er Jahren und stehe mit der PDO in Zusammenhang. Laut der Studie hat die PDO im westlichen Pazifik den Meeresspiegelanstieg verstärkt, während der Anstieg im östlichen Teil des Pazifiks verlangsamt wurde.

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Südseeinseln trotzen dem Meeresspiegelanstieg: UNO weist Klimaschadensersatzansprüche der pazifischen Inselstaaten ab

Im Pazifik gibt es unzählige kleine Koralleninselchen, die nur knapp über den Meeresspiegel hinausragen. Kokosnusspalme, Liegestuhl und leckeres Getränk: Fertig ist das Südseefeeling. Nun sind die Inseln aber leider zum Untergang verurteilt, warnt man uns in der Presse. Die Gleichung scheint auf den ersten Blick simpel zu sein: Es braucht keinen großen Meeresspiegelanstieg, um Inseln zu überfluten, die sich gerade so über Wasser halten. So warnte die Tagesschau des schweizerischen Fernsehens SRF am 7. September 2012:

Steigender Meeresspiegel bedroht Inselparadiese
Atolle werden vom Meer verschluckt. Der Klimawandel trifft auch die Bewohner einiger Inselparadiese hart: Ihre Heimat ist bedroht, weil der Meeresspiegel steigt. Für die Menschen müssen Umsiedlungspläne entwickelt werden. «Niedrig liegende Atolle werden unbewohnbar.»

Und auch die deutsche Tagesschau bläst in Zusammenarbeit mit dem Weltspiegel in das gleiche Horn und meldete am 20.Oktober 2013:

Salomonen: Wie der Pazifik das Paradies verschluckt
Der Meeresspiegel steigt, neue Krankheiten brechen aus. Von den Verursachern des Klimawandels fühlen sich die Menschen allein gelassen.

Und in der Berliner Umschau vom 26. November 2013 wird berichtet:

Klimawandel: Pazifischen Inseln droht immenser Verlust
Anlässlich der Warnung der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) vor katastrophalen wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels für die Pazifischen Inselstaaten weist die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) darauf hin, dass auch Jahrtausende alte Kulturen auf hunderten bislang bewohnten Inseln dadurch gefährdet sind. „Es wäre ein immenser Verlust für das Weltkulturerbe der Menschheit, wenn indigene Fischer und Bauern nicht mehr auf ihren Atollen leben können“, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen. „Mehr als zehn Millionen Angehörige indigener Völker auf den Pazifischen Inseln sind durch den Anstieg des Meeresspiegels und durch die dadurch verursachte Versalzung ihrer Böden sowie durch die Zunahme von Unwettern oder Extremwetterlagen akut bedroht.“

Natürlich ist auch der Deutschlandfunk mit dabei. In einer Sendung vom 18. August 2012 werden dann auch explizit die Schuldigen am Klimawandel und dem befürchteten Untergang genannt: Es ist Deutschland und der Rest des Westens, die die Südseeinseln auf dem Gewissen haben werden:

Bedrohtes Südseeparadies: Die Republik Vanuatu im Südpazifik
Vanuatu – immer noch sollen hier die glücklichsten Menschen der Welt leben. Der Archipel erstreckt sich über nicht weniger als 1300 Kilometer durch den Südpazifik. Doch die Idylle wird vom Klimawandel bedroht. […] Finanzminister Moana Carcasses setzt aber gerade mit Blick auf Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit Deutschland und erinnert freundlich an dessen Verantwortung. „Deutschland hat erkannt, dass es an diesen Klimaproblemen nicht unschuldig ist, dass es Teil der ganzen Problematik ist. Und Deutschland ist bereit, Geld zur Verfügung zu stellen, um das in Ordnung zu bringen. Für diese Haltung habe ich großen Respekt. Wir müssen alles daran setzen, mit diesem Land weiter intensiv zusammen zu arbeiten, weil es das Beste ist, um uns zu unterstützen. Das ist es, was wir wollen. Und wenn wir über Klimawandel reden, dann reden wir über Geld, über Cash, da hilft kein Geschwätz. Man muss Geld in die Hand nehmen, um gegen die Folgen der Klimaveränderungen zu kämpfen. Ohne Geld geht da gar nichts!“. Vanuatu, das bedrohte Paradies am anderen Ende der Welt. Ihre Fröhlichkeit und Freundlichkeit haben die Menschen noch nicht verloren, aber der Klimawandel, verursacht von den Industrienationen, bringt ihre Lebensgrundlagen in Gefahr.

Ein explosiver, emotional aufgeladener Cocktail: Reicher industrieller Westen gegen arme Naturvölker. Wiederholung der biblischen Sintflut, Schuld und Sühne, hohe Reparationszahlungen. Für Journalisten aus den wissenschaftsfernen Redaktionen ist der Fall bereits eindeutig, die Rollen von Gut und Böse klar verteilt.

Es wundert allerdings, dass in solchen Artikeln eigentlich nie von wissenschaftlichen Untersuchungen die Rede ist. Es werden Politiker, Menschenrechtler und Mitglieder des Volkes befragt. Für die Forscher und ihre Meeresspiegelstudien aus der Region interessieren sich die Medien eher weniger. Weshalb ist dies so? Warum spielen die aktuellen Erkenntnisse keine Rolle in der Berichterstattung? Wir werden im Folgenden versuchen, diese Lücke zu schließen und den journalistischen Kollegen gewissermaßen Starthilfe geben. Bei unserem Streifzug durch die Literatur der letzten anderthalb Jahre werden einige erstaunliche Zusammenhänge klar werden, die in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt sind.

Das Dilemma beginnt mit einem grundsätzlichen Missverständnis: Die pazifischen Inselchen befinden sich auf Meereshöhe nicht etwa, weil der Meeresspiegel in den letzten 12.000 Jahren stabil geblieben wäre. Nein, das Meer stieg in dieser Zeit, der Nacheiszeit, um satte 120 Meter an, zunächst sehr schnell, dann immer langsamer werdend (siehe unseren Blogbeitrag „Der Meeresspiegel steigt! Seit 15.000 Jahren“). Irgendwie müssen es die Koralleninseln doch geschafft haben, mit diesem Meeresspiegelanstieg klar zu kommen und zu überleben.

Des Rätsels Lösung: Es sind die Korallen, die das Wunder vollbringen, die Inseln stets auf Meereshöhe zu halten. Das Korallenriff sitzt in der Regel auf einem Vulkansockel, auf dem das Korallenkonstrukt sitzt. Zu einer Zeit, als sich der Vulkanstumpf noch nahe der Meeresoberfläche befand, begann das Korallenwachstum. Korallen benötigen Licht und können nur im flachen Wasser gedeihen. Wenn dann der Meeresspiegel steigt – oder der Vulkanunterbau absinkt – wächst das Riff nach oben. Auf diese Weise kann sich das Riff an neue Meeresspiegel anpassen. Das Geheimnis lautet also: Die Inseln leben!

Sollte der Meeresspiegel nun einmal fallen, werden die hungrigen Wellen einen Großteil des Korallenkalks wieder zerstören und die Insel einebnen. Ein weiterer Faktor in diesem Gleichgewicht sind Strömungen und Winde, die Korallenschutt entlang den Küsten der Inseln umverteilen bzw. zu Dünen auftürmen.

In der medialen Diskussion zum Schicksal der Südseeinseln werden diese Zusammenhänge meist übersehen. Die Atolle sind keine passiven Objekte, die zufällig zu ihrer heutigen Höhe gekommen sind, sondern es handelt sich um lebendige Gebilde, deren Natur es ist, sich stets bis zur Meereshöhe aufzubauen. Die Inseln agieren gewissermaßen wie Schiffe, die mit dem schwankenden Meeresspiegel auf- und abschaukeln.

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