Tabu technischer Infraschall

Der Pragmaticus ist ein Fernsehmagazin der neuen Wissens-Print- und -Onlineplattform aus dem Hause Dietrich Mateschitz. Weltwoche-Chefredakteur Roger Köppel spricht mit den Experten Fritz Indra („Motorenpapst“), Gracia Brückmann (Mobilitätsforscherin), Fritz Vahrenholt (ehemaliger Umweltsenator) und Andreas Reinhardt (Vorsitzender BEÖ) zum Thema Elektromobilität. Abzurufen ist die Sendung hier.

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In der Not frisst der Teufel Fliegen oder verheizt Kohle, weil die Gaspreise durch die Decke gehen. So geschieht es gerade im Vereinigten Königreich. Grund ist auch die windarme Zeit, die durch ein lange anhaltendes Hochdruckgebiet wenig Windstrom erbrachte. Der Telegraph (Bezahlschranke) berichtete. Boris Johnson wollte das Land zu einem Saudi-Arabien für Windstrom machen, bei Erträgen wie am 09.09.2021 um 11:00 dürfte das schwierig werden. Windstrom kommt auf 7,5% der installierten Leistung, wollte man nur die jetzt installierte Leistung bei gleichen Windbedingungen erreichen, wäre ein Faktor von 12 notwendig.

(Abbildung: Screenshot Electricitymap.org)

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Laut n-tv spielt das Klima bei älteren Wählern kaum eine Rolle. Diese Wählergruppe ist aber deutlich größer als die Zahl der jüngeren Wähler. Erklärt das die Wut der Jugend und die Benutzung von Begriffen wie Boomer und alter, weißer Mann?

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Finnlands Kernenergie-Pläne erklärt ein 15 Minuten Video auf YouTube. Das Video lässt sich über das Zahnrad-Symbol auch mit deutschen Untertiteln ansehen. Dazu passt ein Artikel bei der Tagesschau: Löst Transmutation das Atommüll-Problem?

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Im Tredition-Verlag ist ganz aktuell ein neues Buch von Klaus Hellmuth Richardt erschienen:

GRÜNE VOLKSWIRTSCHAFT: Lösung für die Welt oder Katastrophe für uns? Eine Analyse mit Vorschlägen

Aus der Buchbeschreibung:

Das Buch beschäftigt sich mit den Chancen und Risiken der Energie- und Verkehrswende. Deutschland ist nicht unabhängig vom Rest der Welt. Wenn man der Umwelt helfen will, muss man sie schonen und alle Aspekte einer möglichen Veränderung betrachten. Dazu gehören sowohl die Umweltauswirkungen der Neuerungen, als auch ihre Nachteile. Generell fehlt in der ganzen Debatte eine breite Diskussion mit Fachleuten aller Lager und eine Gesamtplanung, genannt ‚MASTERPLAN‘, für alle aufeinander abgestimmten Massnahmen. Es geht nicht, dass man alte Kraftwerke abstellt, bevor die neuen betriebsfähig sind, genau wie man keine Autos mit Verbrennungsmotor abschaffen kann, die weltweit, außer bei uns, noch gefragt sind. Und es geht auch nicht, unsere Wirtschaft durch immer höhere Umweltauflagen und -kosten zu ruinieren oder aus dem Land zu treiben, weil unsere Waren international unverkäuflich werden. Soziale Verelendung ist genauso schlimm wie gesundheitliche, aber ohne finanzielle Mittel können wir weder uns noch anderen in der Welt helfen.
Machen wir eine nüchterne und nicht ideologiebeladene Analyse der Situation. Lassen wir Fachleute aus allen Lagern zusammensitzen und wirklich nachhaltige Lösungen für unser Land erarbeiten. Dafür werbe ich.

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Die Politik bevorteilt angeblich Elektroautos bei Preisvergleich an Tankstellen. Das jedenfalls meint der Mineralölverband, die Welt berichtete.

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Die Gaspipeline Nordstream 2 ist fertiggestellt und soll noch dieses Jahr Erdgas von Russland nach Deutschland transportieren. Weiterlesen bei der Tagesschau.

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Die Amag-Gruppe (Importeur von Volkswagen-Fahrzeugen) will bis 2025 klimaneutral sein. Der NZZ Artikel erfordert eine Registrierung.

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Professor Jürgen Kuck von der Ostfalia-Hochschule scheint ein Realist zu sein. In der Braunschweiger Zeitung geht er auf einen möglichen Black-Out ein.

“Aber Ausbau der regenerativen Stromerzeugung allein löst das Problem nicht. Wir brauchen zu jedem Zeitpunkt eine zuverlässige Stromversorgung. Photovoltaik und Wind können keine Versorgungssicherheit darstellen. Ganz einfach gesagt: Wenn nachts kein Wind weht, liefern beide Erzeugungsarten keinen Strom. Und manchmal haben wir im Winter mehrere trübe und windstille Tage nacheinander. Dann haben wir diese Situation – auch großräumig: Das sind die legendären Dunkelflauten, über die gelegentlich so diskutiert wird, als wären es seltene Katastrophen. Aber Dunkelflauten, auch längere, sind Normalität.”

“Man kann eine ganz einfache Rechnung machen: Wenn man die stündliche Stromerzeugung aller Kraftwerke von 2019 nimmt, und dort die gesicherte Leistung abzieht, die bis Ende 2022 vom Netz gehen soll, dann haben wir bei Flaute in 2980 der 8760 Stunden eine Unterdeckung, selbst wenn wir annehmen, dass alle vorhandenen Erdgaskraftwerke mit Volllast betrieben werden.”

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Gegner der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA, die mittlerweile in München stattfindet haben sich von Autobahnbrücken abgeseilt. Die Polizei nahm mehrere Personen fest. Weiterlesen hier.

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Ohne Subventionen geht es nicht. In Brandenburg werden mehr als 400 Windkraftanlagen stillgelegt. Wo bleibt eigentlich der oft angekündigte konkurrenzlos günstige Strom, den Windkraftanlagen produzieren? Unklar ist, was mit den riesigen Fundamenten passiert, die erstellt wurden. Die Landesregierung spricht von 20 Tonnen Müll, der entsorgt werden muss. Sie kann damit allerdings nicht die Fundamente gemeint haben denn die sie bedeutend schwerer. Die Welt berichtete.

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Schweden hat es besser. Laut der Unternehmens Seite Nodepole schlägt das Land bei den Kosten für die Produktion von Strom und auch bei den CO2 Emissionen andere Länder wie Deutschland um Längen.

(Abbildung: Screenshot Nodepole.com)

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Zwei kleine Zeitreisen. Zunächst ins Jahr 2013 als die rot-grüne Landesregierung in NRW den Weg für das Kohlekraftwerk IV in Datteln freimachte. Der Westen berichtete. Und noch etwas weiter zurück, als der Guardian einen Wissenschaftler in den Zeugenstand berief. Der sagte für das Jahr 2015/2016 den Kollaps des Eises der Arktis im Sommer voraus.

„This collapse, I predicted would occur in 2015-16 at which time the summer Arctic (August to September) would become ice-free. The final collapse towards that state is now happening and will probably be complete by those dates“.

Es bleibt dabei, Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.

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Kasachstan setzt auf Kernenergie, um seine Emissionsziele zu erreichen. Weiterlesen hier.

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Die Räumungen im Hambacher Forst waren nicht rechtmäßig. So urteilte nun ein Gericht in Köln. Die Welt berichtete. Nächster Halt: Oberverwaltungsgericht Münster.

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Ein etwas längeres Interview mit dem spanischen Biologen Luis Bolonio bei Riffreporter über den Widerstand in Spanien gegen Windkraft- und Solaranlagen.

“Wir reden nicht nur vom Status quo, sondern auch von der Zukunft. Zurzeit liegt die installierte Leistung spanischer Wind- und Solarenergieanlagen bei rund 36 Gigawatt. Der Integrierte Energie- und Klimaplan der spanischen Regierung (PNIEC) sieht vor, dass diese Leistung bis 2030 auf 89 Gigawatt gesteigert wird. Aber allein die Leistung der zurzeit geplanten Wind- und Fotovoltaikanlagen beläuft sich auf über 200 Gigawatt. Das entspricht einem gewaltigen Flächenbedarf. Eine einzige PV-Anlage nimmt im Durchschnitt 2,2 Hektar ein. Würden alle Wind- und Solarprojekte, die derzeit zur Genehmigung anstehen, realisiert werden, dann würden sie nach unseren Berechnungen eine Fläche von 8000 bis 10.000 Quadratkilometern einnehmen – das entspricht der Ausdehnung einer durchschnittlich großen spanischen Provinz.

Die Energiewende in ihrer derzeit geplanten Form wäre der folgenschwerste Umwelteingriff, den Spanien in den vergangenen beiden Jahrhunderten erlebt hat. Sie käme in ihren Auswirkungen der Desamortisation gleich…”

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Noch mehr Rebellion. Nun haben sich Scientist Rebellion formiert und einen Entwurf des dritten Teils des IPCC Berichts geleakt, der eigentlich erst im März 2022 erscheinen sollte. Die Tagesschau berichtete.

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Premierenfahrt eines Batterietriebzuges. Hier geht es zur Meldung.

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„Roofpedia“ findet neue Grün- und Solardächer. Es geht um eine Software, die anhand von Satellitenbildern automatisch erkennt, welche Dächer geeignet wären. Im Hinblick auf immer mehr Freiflächen, die mit Solarpanelen bebaut werden, ist das ein interessantes Projekt.

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Pressemitteilung des Aktionskreises Energie und Naturschutz:

Tabu technischer Infraschall: Wissenschaftler warnen aktuell vor gesundheitlichen Gefahren für Anwohner von Windkraftanlagen

Bei der Untersuchung der Auswirkungen des Infraschalls von Windkraftanlagen auf die Gesundheit der Anwohner tauchen viele ungeklärte Fragen auf, aber es gibt eine eindeutige Indizienlage. Aufgrund dieser Indizien und im Sinne der Gesundheit der Bevölkerung sind der weitere Ausbau und das Repowering von Windkraftanlagen einem Moratorium zu unterwerfen, bis die relevanten Fragen faktenbasiert und definitiv geklärt sind. Wie konnte es geschehen, dass eine inzwischen von sehr vielen Menschen beschriebene gesundheitsschädliche Einwirkung durch den Infraschall von Windkraftanlagen in Deutschland tabuisiert wurde?

Ein Tabu, das trotz einer überzeugenden Indizienlage für schädigende Einwirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren dazu führt, dass sich immer noch keine ausreichenden Forschungsaktivitäten entfalten können, um endlich solide wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen – in die eine oder andere Richtung! Die vorliegende divergierende Studienlage ist durch Fehlen gemeinsamer Beurteilungskriterien, Wirkungsgrenzen und Festlegung eines geeigneten Schutzniveaus, Nutzung inadäquater Messmethoden, nicht ausreichende Berücksichtigung von Körperschall und meteorologischen Faktoren, Fehlen von Messungen in Wohnräumen, erheblich zu kurze Beobachtungszeiträume, Reduzierung auf epidemiologische Fragestellungen, Nichtbeachtung der besonderen typischen pulshaltigen Signaturen von Infraschall aus Windkraftanlagen sowie politischer Erwartungshaltung charakterisiert. Langzeitstudien, die über chronische Effekte nach langjähriger niederschwelliger Infraschallbelastung Aufschluss geben könnten, fehlen gänzlich. Es fehlt offensichtlich auch der politische Wille, sich dieser Frage ergebnisoffen zu stellen.

Gemeinsam ist allen Studien, auch von RKI (2007) und UBA (2014, 2017, 2019), dass „ein dringender weiterer Forschungsbedarf“ gesehen wird, vor allem bei umweltmedizinischen Fragestellungen und Wirkungen auf zellulärer Ebene. Zukünftige Forschungen erfordern ein gründliches, qualitativ hochwertiges, ergebnisoffenes, prospektives und interdisziplinäres Studiendesign.

Weiterlesen im pdf hier (Pressemitteilung vom 21.8.2021)

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New York Post am 6.9.2021:

Kim Jong Un calls for ‘urgent action’ on climate change amid North Korean food shortage

North Korean leader Kim Jong Un is calling for “urgent action” on climate change in a bid to tackle “abnormal” weather that he blames for the nation’s crippling food shortage. Kim ordered his officials to clamp down on climate change during a Politburo meeting last Thursday, according to the Korean Central News Agency. North Korea has been plagued by severe floods and an ongoing food crisis amid the COVID-19 pandemic. In 2020, vital crops were damaged by typhoons. This year, crops were also damaged by droughts, followed by seasonal heavy rains and flooding.

Weiterlesen in der New York Post

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Im Fachblatt „Die Bodenkultur“ ist nun der Artikel „Einfluss erhöhter atmosphärischer CO2-Konzentrationen auf die globale Vegetationsentwicklung sowie den Ertrag und die Produktqualität im landwirtschaftlichen Pflanzenbau“ von Wolfgang Merbach und zwei Co-Autoren erschienen. Das pdf ist kostenlos herunterladbar. Der Artikel wurde in der Klimaschau #34 einem breiteren Interessiertenkreis vorgestellt (Dünge-Effekt: CO2-Anstieg erhöht Erträge bei Kulturpflanzen).

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In religiösen Kreisen wird die CO2-Religion zunehmend kritisch gesehen. Artikel des Renovatio-Instituts.

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Helmholtz-Klima-Initiative am 20.7.2021:

Klimanotstand aus rechtlicher Sicht: Einordnung für Kommunen

Kommunen spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels. Viele von ihnen setzen dabei auf den so genannten „Klimanotstand“. Mehr als 70 Gemeinden in Deutschland haben ihn seit 2019 bereits ausgerufen. Wie sich die Resolutionen juristisch auswirken, bleibt aber oft ungewiss. Eine neue Kurzübersicht der Helmholtz-Klima-Initiative ordnet mögliche rechtliche Konsequenzen ebenso ein wie den zu erwartenden Nutzen und typische Inhalte der Entschließungen.

Viele kommunale Resolutionen zum Klimanotstand enthalten bereits konkrete Beschlüsse für einen verbesserten Klimaschutz. Für Städte und Gemeinden können die Entschließungen somit ein guter Anlass sein, um ihren eigenen Weg zur Klimaneutralität zu beschreiten. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Climate Service Center Germany (GERICS) am Helmholtz-Zentrum Hereon und der Universität Hamburg in einem neuen Papier für die Helmholtz-Klima-Initiative.

Ein typischer Inhalt von Notstandsresolutionen hat den Forschern zufolge das größte Potenzial, Veränderungen in den Gemeinden anzustoßen: Zahlreiche Kommunen wollen künftig abschätzen, welche Folgen ihre politischen Beschlüsse für das Klima haben können. „Auch wenn eine Resolution zum Klimanotstand rechtlich eher eine Art politische Selbstverpflichtung darstellt, greift es zu kurz, die Beschlüsse nur als wirkungslose Symbolpolitik anzusehen“, sagt Markus Groth vom Climate Service Center Germany (GERICS). Der Ökonom berät Kommunen zur Klimapolitik und trifft bei Gemeinden immer wieder auf ein großes Interesse am Ziel der Klimaneutralität und der Rolle von Klimanotstandsbeschlüssen.

„Das Ausrufen des Klimanotstands kann ein guter Weg sein, um Menschen vor Ort für den Klimaschutz zu mobilisieren“, sagt Groth.

Die neue Kurzübersicht der Helmholtz-Klima-Initiative soll Kommunen einen ersten Überblick über Resolutionen zum Klimanotstand bieten. Neben zentralen Inhalten von Klimanotstandsbeschlüssen werden grundlegende Befugnisse von Gemeinden, mögliche rechtliche Wirkungen sowie relevante strafrechtliche Aspekte betrachtet.

Die Veröffentlichung „Kommunaler Klimanotstand – Eine Kurzübersicht aus rechtlicher Perspektive“ sowie eine Zusammenfassung der Kernaussagen sind auf https://www.helmholtz-klima.de/ zu finden.

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