Scholz als Partycrasher

Das Machtwort des Kanzlers in Sachen Weiterbetrieb von 3 Kernkraftwerken bis April 2022 wollen wir in der Sache gar nicht weiter kommentieren. Die Medien sind voll von Meldungen und Kommentaren über die Richtlinienentscheidung von Kanzler Scholz. Immerhin hat der Kanzler jetzt einigen die sogenannten Abschalt-Parties verdorben, die für den 31.12.2022 geplant waren. Kürzlich witzelten wir hier noch über die Jürgen-Trittin-Nervenheilanstalt, eine Erfindung der Heute-Show. Jetzt könnten einige Grüne so eine Anstalt vermutlich gut gebrauchen. Vielleicht braucht der Namensgeber sogar selbst etwas Abregung. Im Interview mit rnd gab sich Trittin trotzig und droht schon mal mit Abtrünnigkeit. Er wird wissen, dass das Ende der Koalition wäre. Hunde, die bellen…

„Mag sein, dass der Brief von der Geschäftsordnung der Bundesregierung gedeckt ist, vom Grundgesetz ist er es nicht. Danach führen die Minister ihre Ressorts in eigener Verantwortung. Die Geschäftsordnung bindet auch nicht die Fraktionen.

Was auch bei diesem Thema auffällt, die Grünen trauen ihren Abgeordneten kein eigenständiges Denken und Formulieren zu. Zum wiederholten Male tauchen wortgleiche Tweets auf, die vermutlich aus der Parteizentrale kommen. Spannend werden die nächsten Wochen und Monate dennoch. An der Energieknappheit wird sich bis April 2023 wenig ändern. Wir werden eine Diskussion um eine weitere Laufzeitverlängerung erleben und die Grünen werden möglicherweise feststellen, dass Parteitage keine Regierung sind. Scholz hat sich also nur etwas Zeit erkauft, mehr nicht. 56% der Deutschen können sich nach einer Umfrage von YouGov einen Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke auch über das Jahr 2024 vorstellen. Folgerichtig fragt Curd Wunderlich von der Welt:

Und was ist dem Winter 23/24?

Sascha Müller-Kraenner von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) outet sich derweil als vermeintlicher Fan von Altkanzler Helmut Schmidt.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Natürlich ist Olaf Scholz kein Helmut Schmidt, vielleicht hat Müller-Kraenner aber auch einfach keine guten Geschichtskenntnisse. Unter Schmidt wurde als Lehre aus den Ölkrisen 1973 sowie 1979/1980 der Einstieg in die Kernenergie forciert und zwar massiv. Schmidt hatte bis zu seinem Tod immer wieder vor dem Ausstieg gewarnt.

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Fritz Vahrenholt zum selben Thema bei Bild auf Youtube:

Viertel nach Acht – 18. Oktober 2022 | mit Fritz Vahrenholt, Ljudmyla Melnyk, Gerhard Conrad

Kanzlermachtwort, Atomkrieg, Geheimdiplomatie – wie lösen wir unsere Probleme?

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Schnell noch Bornhom besuchen, um die Schönheit der Ostseeinsel möglicherweise ein letztes Mal zu bewundern. Es drohen nämlich beträchtliche Eingriffe in das Landschaftsbild, wenn man diesen Bericht bei En-Former, dem Energieblog von RWE liest. Sowohl auf der Insel als auch der umliegenden Ostsee sollen zahlreiche Windkraftanlagen entstehen.

“Dänemark verfolgt schon seit längerer Zeit Pläne, an der Insel Bornholm ein Energie-Zentrum zu errichten. Ursprünglich war eine komplette künstliche Insel für das Projekt geplant. Jetzt aber soll ein Großteil der Anlagen direkt auf Bornholm und in den umliegenden Gewässern installiert werden.

Das Projekt startete bereits im Sommer 2020 nach einer Entscheidung des dänischen Parlaments und dem dänisch-deutschen Abkommen zur Zusammenarbeit bei Offshore-Projekten in der Nord- und Ostsee. Darauf folgte eine Machbarkeitsstudie der benachbarten Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz und Energinet.

Nun unterzeichneten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der dänische Energieminister Dan Jørgensen eine Vereinbarung zur Entwicklung der Energieinsel, die die Zusammenarbeit der beiden Länder stärkt und das Projekt weiter vorantreibt.

Bis 2030 sollen auf und rund um die Insel Windenergieanlagen mit einer Leistung von bis zu drei GW errichtet werden. Sie machen damit mehr als die heute in Dänemark angeschlossenen Offshore-Windkapazität (2,3 GW)  aus. Ein 470 Kilometer langes Seekabel soll die Stromnetze der Insel mit Deutschland verbinden. So kann auf Bornholm produzierter Strom direkt ins deutsche Netz fließen. Damit könnte das Projekt etwa 4,5 Millionen dänische und deutsche Haushalte mit grünem Strom versorgen.”

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Die EU hat von März bis September 2022 Rekordwerte bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien erreicht. Das berichtet der Spiegel.

“Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine hat die Europäische Union laut einer Studie so viel Strom aus Wind und Sonne produziert wie noch nie. Zwischen März und September kam fast ein Viertel der Elektrizität in der EU aus Solar- und Windkraft: Das geht aus einer Studie der Organisationen Ember und E3G  hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde und aus der die Nachrichtenagentur dpa zitiert.

Im vergangenen Jahr waren es demnach 21 Prozent in dem Zeitraum, verglichen mit 24 Prozent in diesem Jahr. Insgesamt kamen 345 Terawattstunden aus den beiden erneuerbaren Quellen – ein Plus von 39 Terawattstunden im Vergleich zu 2021.

Auch Deutschland erreichte der Studie zufolge einen Rekord mit 104 Terawattstunden Strom aus Sonne und Wind seit März. Das entspreche etwa einem Drittel der gesamten Elektrizität. Insgesamt haben den Analysten zufolge 19 EU-Staaten Rekorde bei der Stromproduktion mit den beiden erneuerbaren Energien erreicht – darunter sind etwa Frankreich, Italien, Polen und Spanien.”

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Die Knappheit eines Gutes bestimmt in der Regel seinen Preis. Das ist bei Frachtkapazitäten von LNG-Schiffen für den Transport von Flüssiggas nicht anders. Laut Business-Insider sind die Frachtraten bei solchen Schiffen auf neuen Rekordhöhen mit fast 400.000 Dollar pro Tag.

“It now costs $397,500 per day to charter an LNG ship in the Atlantic basin, according to data from Spark Commodities. The vessels are fitted out to store and transport LNG by sea to a coastal destination, where it will be heated up to become gas again and then pumped to buyers.

Carrier rates have soared since Russia invaded Ukraine in late February, with the average cost of chartering a ship for a day rising from $14,300 to just under $400,000 in that timespan.

The Ukraine war has left Europe hungry for energy, and demand there for LNG rose by 65% in the year through August compared with the same period in 2021, the International Energy Agency has said.”

Gleichzeitig scheint sich der Gaspreis in Deutschland nach unten zu bewegen, wie die Tagesschau berichtet.

“Am Gasmarkt hat sich die grundsätzlich angespannte Situation in den vergangenen Wochen etwas gebessert. Hintergrund sind politische Bemühungen, Europa aus der zuvor hohen Abhängigkeit von russischem Erdgas zu lösen. So begann beispielsweise Frankreich am Donnerstag mit Gaslieferungen nach Deutschland. Grundsätzlich ist vereinbart, dass künftig bis zu 100 Gigawattstunden täglich strömen sollen.

Auch ein schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien ist geplant, dazu kommen Partnerschaften für die Lieferung von verflüssigtem Erdgas (LNG). Zudem plant die Europäische Union (EU) gemeinsame Gas-Einkäufe. Die Erdgasspeicher sind mittlerweile gut gefüllt, sodass die Energierisiken mit Blick auf die Wintermonate etwas verringert wurden. In Deutschland erreichten die Füllstände zuletzt im Schnitt 95 Prozent, was eigentlich erst für den 1. November angepeilt war.

Darüber hinaus gibt es viele Initiativen zur Dämpfung des Erdgasverbrauchs. Hierzulande müsse er um mindestens 20 Prozent sinken, sagte jüngst Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Verbrauchsdaten von Haushalten hätten unlängst deutlich gemacht, dass noch nicht genug eingespart werde.”

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Man kann schon sehr leicht durcheinanderkommen bei den ganzen Aktivistengruppen. Jetzt waren es Scientist Rebellion, die das Verkehrsministerium blockierten und mit roter Farbe beschmierten. Die Berliner Morgenpost dazu:

“Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin, schrieb am Vormittag zu der Aktion: „Wer Gebäude beschmiert, begeht eine Sachbeschädigung. Dann sprechen wir von Straftaten – So reden wir am zweiten Tag dieser Woche über das zweite Bundesministerium im Wohlfühlbiotop für Guerilla-Aktionen im Zeichen des Klimas u. jede Menge sinnfrei geleistete Einsatzkräftestunden.“”

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Ein alter Witz aus der Schule geht so. Der Lehrer sagt seiner Klasse: 50% von euch können nicht rechnen. Ein Schüler meldet sich: Aber so viele sind wir doch gar nicht. Nun ja, eine neue Studie stellt Schwächen bei Grundschülern in Deutschland fest. Rechnen, lesen und schreiben. Die Heute-Sendung stellt die Studie vor und visualisiert das. Tja… Vielleicht hat jemand aus der Redaktion eine Vorliebe für Fahnen und Hoheitsabzeichen? Vorsicht ist daher immer besser angesagt, wer weiß, wie die Redaktionen sonst so arbeiten?

(Abbildung: Screenshot ZDF-Mediathek)

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