Norwegen baut Subventionen für Elektrofahrzeuge ab

„Flüssiggas kann Pipelinegas nicht ersetzen“. Das sagt jedenfalls Goldman Sachs-Analyst Jeff Currie bei Capital.

“Deutschland dürfte mit dem Versuch scheitern, russische Gaslieferungen durch Importe von verflüssigtem Erdgas (LNG) zu ersetzen. Zu diesem Schluss kommt Jeff Currie, führender Rohstoff-Experte der Investmentbank Goldman Sachs. „Deutschland und Mitteleuropa haben ihre Industrie mit der Hilfe von billigem Gas aus Russland aufgebaut“, sagte Currie dem Wirtschaftsmagazin Capital (Ausgabe 06/2022, ET 19.05.2022).
„Das mit Flüssiggaslieferungen auszugleichen, wird nicht funktionieren.“ LNG ist nach Einschätzung Curries zu teuer, um eine echte Alternative für Pipeline-Gas zu werden. „Man muss es runterkühlen, in teuren Behältern transportieren, regasifizieren und dann wieder in eine Pipeline einspeisen“, sagte er. „Das ist sinnlos.“”

Passend dazu die Meldung, dass verschiedene Naturschutzverbände gegen den Bau eines LNG-Terminals in Wilhelmshaven gerichtlich vorgehen wollen. Die Zeit berichtete:

“Die aktuelle Energiekrise dürfe von der Gaswirtschaft nicht missbraucht werden, um im Ergebnis mehr Erdgas in Deutschland abzusetzen als vor dem Krieg, erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). «Das Beschleunigungsgesetz loggt uns in eine überdimensionierte und klimaschädliche Planung ein», sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt.”

Zwei Dinge fallen schon auf bei der Argumentation. Gegen Beschleunigung beim Bau von Windkraftanlagen mit entsprechendem Abbau von Rechten der Betroffenen haben die Verbände offensichtlich wenig Probleme. Es gibt kein schlüssiges Konzept der nun klagenden Verbände wie die Substitution von russischem Pipelinegas konkret aussehen soll. Hier ist der kurz- bis mittelfristige Zeitraum gemeint und Studien, bei denen der Wunsch der Vater des Gedankens war, scheiden leider aus. Gemeint sind die Ratschläge, dass Wind und Sonne sowie Wärmepumpen das russische Gas ablösen können, und zwar kurzfristig.

Letztlich bedeuten solche Klagen, dass die Abhängigkeiten vom russischen Gas bestehen bleiben. Ob die Umweltverbände sich hier ihrer für Russland hilfreichen Rolle bewusst sind? Dem BUND kommt eine Sonderrolle zu. Man versucht dort die Quadratur des Kreises. So wird einerseits der massive Ausbau von Windkraft gefordert und gleichzeitig vor diesem Ausbau gewarnt. Bitte einmal das Zitat weiter oben mit diesem hier aus einer Mitteilung des BUND vergleichen:

„Klimakrise und Energiekrise erfordern einen extrem schnellen und trotzdem naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren Energien in Bürger*innenhand. Der Naturschutz darf bei dem Tempo aber nicht unter die Räder geraten“, erklärt Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND.”

Ob es beim BUND Textbausteine gibt? Über die “Innenhand” der Bürger kann man ohnehin nur den Kopf schütteln. Gendergaga in Hochform.

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Norwegen gilt als Musterland bei der Elektromobilität. Allerdings scheint es jetzt ein Umdenken in Sachen Subventionen zu geben, das ist einem Artikel bei Trends der Zukunft zu entnehmen.

“Wer in den letzten Jahren in Norwegen ein Elektroauto gekauft hat, profitiert von zahlreichen staatlichen Vergünstigungen. So musste er keine Mehrwertsteuer entrichten und kann auf öffentlichen Parkplätzen kostenlos den Wagen abstellen. Diese Strategie erwies sich als durchaus erfolgreich: Inzwischen verfügen rund 65 Prozent der neu zugelassenen Autos in Norwegen über einen Elektroantrieb. Dies stellt einen Rekordwert in Europa dar. Doch die Regierung hat schon vor einiger Zeit einen leichten Kurswechsel eingeleitet und einige Vergünstigungen zurückgefahren. Nun wurde auch die vollständige Befreiung von der Mehrwertsteuer aufgeweicht. Für Fahrzeuge, die umgerechnet mehr als 51.700 Dollar kosten, muss demnach zumindest ein ermäßigter Satz gezahlt werden. Außerdem gilt ab dieser Grenze: Je teurer das Auto, desto höher auch der Mehrwertsteuersatz. In Kraft tritt die neue Regelung ab dem nächsten Jahr. Dies könnte in diesem Jahr noch einmal zu steigenden Verkäufen führen, während zumindest teure Elektroautos anschließend an Attraktivität verlieren könnten.”

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Die gleiche Thematik behandelt auch elektek.co. Dort wird über die zukünftige Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs in Norwegen berichtet.

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Die Energiewende wirkt. Das französische Unternehmen Vallourec wird nach Angaben des Manager-Magazins seine Produktion von Röhren in seinen zwei Werken in Nordrhein-Westfalen einstellen.

“Die Produktion nahtloser Stahlrohre in Deutschland sei für Vallourec aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr darstellbar, erklärte Vorstandschef Philippe Guillemot (63). Vallourec Deutschland habe seit sieben Jahren signifikante Verluste geschrieben. Ursache dafür seien Überkapazitäten in der Branche, sinkende Margen, aber auch externe Schocks wie diverse Ölkrisen, Strafzölle aus China, die Corona-Krise sowie der von Russland begonnene Krieg in der Ukraine mit dramatischen Auswirkungen auf Vormaterial- und Energiepreise.”

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Die Bundesnetzagentur stellt laut msn.com Pläne vor, in welcher Reihenfolge Gasverbraucher im Falle eines Lieferstopps abgeschaltet werden.

“Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat klargestellt, dass im Fall eines russischen Gaslieferstopps neben Privathaushalten auch Einrichtungen wie die Feuerwehr, Krankenhäuser, die Polizei, Schulen, Kitas, Gefängnisse oder auch die Bundeswehr zu den geschützten Kunden gehören würden.

Für Privathaushalte gelte ein Verbrauch von bis zu 10.000 Kilowattstunden Gas im Jahr als Richtwert: „Das deckt auch berufliche oder gewerbliche Zwecke im privaten Haushalt ab, also zum Beispiel Selbstständige“, sagte Müller der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Gewerbebetriebe wie Supermärkte oder Bäckereien, die einen Gasverbrauch von bis zu 1,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr erreichen, sollen ebenfalls vor einer Gasabschaltung geschützt werden.

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Warum ist nur niemand vorher darauf gekommen? Simone Peter hat laut Twitter möglicherweise den Stein der Weisen gefunden. Im Falle der benötigten Stromlast in Deutschland nimmt man bei Schwankungen von Wind und Sonne einfach die Wasserkraft und die Biogasanlagen. Das paart mit Kraft-Wärme-Kopplung und Power to X und Zack, schon ist das Problem gelöst. Das Blöde ist nur, die Wasserkraft ist in Deutschland sehr häufig Laufwasser, und das läuft ohnehin immer, allerdings in bescheidenen Größen.

Das nächste Blöde sind die Biogasanlagen. Auch die laufen häufig permanent. Und auch deren Möglichkeiten sind begrenzt. Ganz abgesehen davon, dass sich gerade etliche Akteure um Agrarflächen rangeln. Da, wo Energiepflanzen wachsen, möchten gern auch Photovoltaik-Anlagen Platz haben. Grund und Boden sind aber nicht vermehrbar, außer vielleicht in den Niederlanden. Daher ist das Platzproblem nicht wirklich lösbar. Und noch blöder ist, dass es Wirkungsgradverluste bei der Produktion von synthetischen Kraftstoffen (PtX) gibt, für die man vorher große Mengen an Strom benötigt. Wollte man solche Stoffe herstellen, bräuchte man sehr günstigen Strom, weil ein Großteil der Energie bei der Herstellung von synthetischen Stoffen verloren geht, und man bräuchte ihn immer und nicht nur, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint.

Irgendwie klingt dieser Tweet wie das Pfeifen im Wald. In erster Linie macht man das, um sich selbst Mut zu machen. Die fluktuierenden Erträge aus Wind und Sonne wird man mit Biogas und Wasserkraft nicht ausgleichen.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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phys.org am 19.5.2022:

Record-breaking cold in Brazil threatens homeless, crops

Coats and scarves have come out prematurely in Brazil, as the south of the tropical country experiences a record-breaking cold spell, a menace for both homeless people and crops.

With 1.4 degrees Celsius, the capital Brasilia recorded the coldest temperature in its history on Thursday, with more than a month to go until the official start of winter.

On the website of the Inmet meteorological agency, the entire southern half of a map of Brazil is colored orange and captioned: „Cold wave (danger).“

In Sao Paulo, Latin America’s largest city, the thermometer stood at 6.6 C on Wednesday morning, a record for May since 1990. The „feels like“ temperature was -4 C.

A 66-year-old homeless man died in Sao Paulo on Wednesday after falling ill in a food distribution line. According to local media, he had spent the night in the street

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University of New South Wales:

Combining tree rings, rainfall, streamflow records to reconstruct Daly River’s climatic history

Plans to allocate water from the Northern Territory’s (NT) Daly River to cotton plantations could be based on overly optimistic expectations about streamflow, a new study of tree rings in the area has found.

And if streamflow—the volume of water that churns through the river in a given period—of the Daly River goes through more „dry“ spells like it did in 2019 and 2020, the health of the river ecosystem could be severely compromised.

In a paper published today in the journal Water Resources Research, researchers from UNSW Sydney described how they reconstructed the area’s paleoclimatic history by using novel methods that combined streamflow records, statistics and tree-ring data from not only local trees, but many others throughout Australasia.

They reconstructed a rainfall period that went back more than 500 years to find that the monsoon system affecting Northern Australia swung between very wet periods of high rainfall and greater streamflow, and drier periods of substantially lower flows in the Daly and connected rivers.

Ms Philippa Higgins, UNSW Ph.D. candidate and lead author of the study, says the window of data the NT government might use to base its allocations on doesn’t take into account the longer history of streamflow in the river.

„If you base water allocations on a period that’s a lot wetter than the historical period, you’re at a big risk of over-allocating that resource,“ Ms Higgins says.

In other words, if streamflow goes back to historical levels when monsoon rainfall was much less than in recent decades, we could see „major environmental and cultural damage,“ says Ms Higgins.

„Overallocation of water resources combined with consecutive years of low rainfall that results in reduced streamflow in the river could reduce water quality, negatively impact aquatic species and river vegetation, and potentially damage sites of significance for Indigenous custodians.“

Ms Higgins says if calculations of water resource potential are based on gauge data that only stretches back a few decades at a time when streamflow has increased at unprecedented levels, such assumptions could be overly optimistic.

„We only have records for streamflow in the Daly that go back 50 or 60 years.

„However, our new method of deriving the paleo climate based on tree-rings goes back almost 600 years. And we see in that time, even as late as the mid 20th Century, that the monsoon season was drier, leading to much lower streamflow.“

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Goethe-Universität Frankfurt am Main:

Wie Eiswolken entstehen – asiatischer Monsun beeinflusst weite Teile der Nordhalbkugel

Atmosphärenforscher:innen des internationalen Verbunds CLOUD haben einen Mechanismus entdeckt, der in der oberen Troposphäre Keime für Eiswolken entstehen und rasch wachsen lässt. Die Entdeckung beruht auf Wolkenkammer-Experimenten, an denen ein Team der Goethe-Universität Frankfurt mit hochspezialisierten Messungen beteiligt war. Obwohl die Bedingungen für die Keimbildung nur in der asiatischen Monsunregion erfüllt sind, hat der Mechanismus Auswirkungen auf die Bewölkung über weiten Bereichen der Nordhalbkugel (Nature DOI 10.1038/s41586-022-04605-4)

FRANKFURT. Der asiatische Monsun befördert gewaltige Mengen Luft von erdnahen Schichten der Atmosphäre bis in rund 15 Kilometer Höhe. Wie in einem riesigen Fahrstuhl gelangen so auch Luftschadstoffe, die durch menschliche Aktivitäten entstehen, in die obere Troposphäre. Ein Wissenschaftsteam des CLOUD-Konsortiums ((Cosmics Leaving Outdoor Droplets), darunter Atmosphärenforscherinnen und Atmosphärenforscher der Goethe-Universität Frankfurt, haben die dort herrschenden Bedingungen in ihrer Experimentierkammer am Teilchenbeschleunigerzentrum CERN in Genf nachgestellt, einschließlich der kosmischen Höhenstrahlung.

Dabei fanden sie heraus, dass sich aus Ammoniak, Salpetersäure und Schwefelsäure bis zu 100-mal mehr Aerosol-Partikel bilden als bei Anwesenheit von lediglich zwei dieser Substanzen. Diese Partikel stehen dann einerseits als Kondensationskeime für flüssige Wassertröpfchen in Wolken zur Verfügung, andererseits als feste Keime für reine Eiswolken, die in der Fachsprache als Zirren bezeichnet werden. Außerdem stellte das Wissenschaftsteam fest, dass sich mit den Drei-Komponenten-Partikeln Eiswolken schon bei einer geringeren Wasserdampf-Übersättigung bilden als bisher erwartet. Das heißt, die Eiswolken entstehen bereits unter Bedingungen, von denen die Atmosphärenforscher:innen weltweit bisher annahmen, dass sie nicht zur Zirrenbildung führen. Mit globalen Modellrechnungen zeige das CLOUD-Forschungsteam weiterhin, dass sich die Wolkenkeime innerhalb von wenigen Tagen über große Teile der Nordhalbkugel verteilen können.

„Das Experiment in der CLOUD-Kammer war eine Reaktion auf die Ergebnisse von Messkampagnen über Asien. Diese Kampagnen haben gezeigt, dass dort während des Monsuns in der oberen Troposphäre Ammoniak vorhanden ist“, erläutert Prof. Joachim Curtius von der Goethe-Universität. „Zuvor hatte man immer angenommen, dass Ammoniak auf Grund seiner Wasserlöslichkeit aus den aufsteigenden Luftmassen ausgespült wird, bevor er die obere Troposphäre erreicht.“ Wie nun das Experiment der CLOUD-Forscher belegt, ist der Ammoniak eine entscheidende Zutat für eine verstärkte Wolkenbildung. Die Ammoniak-Emissionen in Asien stammen überwiegend aus der Landwirtschaft.

Der internationale Forschungsverbund CLOUD besteht aus Teams, die von 21 Forschungseinrichtungen entsendet werden. Bei dem Experiment, dessen Ergebnisse das Forschungsteam in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature vorstellt, waren die Wissenschaftler:innen um Curtius für die massenspektrometrische Messung der Schwefelsäure-Konzentration verantwortlich. Diese Konzentration veränderte sich im Laufe des Experimentes, war aber wie in der oberen Troposphäre immer sehr gering: Einem einzigen Schwefelsäure-Molekül stehen mehr als eine Billion anderer Gasmoleküle gegenüber. „Solche Messungen bedürfen neben den besten Messgeräten einer hochspezialisierten Expertise. Daher benötigt man zur Durchführung eines solchen Experimentes Teams mit sich ergänzenden Kompetenzen“, erläutert Curtius, der Mitglied im CLOUD-Steuerungsausschuss ist und Koordinator des gerade erfolgreich beendeten EU-Projekts CLOUD-MOTION war. Die Schwefelsäure bildet sich in der CLOUD-Kammer wie in der Atmosphäre aus Schwefeldioxid und Hydroxyl-Radikalen.

Wolken sind ein wichtiges und zugleich noch unzureichend verstandenes Element im globalen Klimageschehen. Je nachdem, ob sie hoch oder niedrig schweben, wie groß ihr Wasser- oder Eisgehalt ist, wie dick sie sind oder über welcher Erdregion sie sich bilden, wird es unter ihnen wärmer oder kühler. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit benötigen genaue Kenntnis aller Vorgänge rund um den Klimafaktor Wolken, damit sie die Präzision von Klimamodellen verbessern können. Die Erkenntnisse des CLOUD-Forschungsteams bringen sie auf dem Weg zu immer verlässlicheren Klimavorhersagen ein gutes Stück voran.

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