Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung zum Klimawandel: Gegenargumente fördern die Meinungsbildung

Die staatliche Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltete im Juni 2015 eine Diskusssion zum Klimawandel und hatte Vertreter aller Meinungsrichtungen eingeladen. Das fanden einige IPCC-nahe Wissenschaftler, Vertreter der Grünen und die taz überhaupt nicht gut. In der taz zeigte sich Redakteur Malte Kreutzfeldt am 17.6.2015 reichlich angesäuert:

Bundeszentrale lädt Klimaskeptiker ein: Bühne für den „größten Unsinn“
Die staatliche Bundeszentrale für politische Bildung hat einen Klimawandel-Leugner eingeladen.
Es klingt nach einer hochwissenschaftlichen Veranstaltung: „Energiewende und Klimawandel – Fakten auf dem Prüfstand“ nennt die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) ihre Podiumsdiskussion, die am Montag in Berlin stattfinden soll. Doch ein Klimawissenschaftler war bei Debatte zunächst nicht vorgesehen. Stattdessen lud die staatliche Bildungseinrichtung neben einem Vertreter des Stromkonzerns RWE und dem ehemaligen Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell mit Michael Limburg den Vizepräsidenten des Europäischen Instituts für Klima und Energie (Eike) ein.

In der Überschrift heißt es noch Klimaskeptiker, im Untertitel verschärft die taz dann auf Klimawandel-Leugner. Der Stachel sitzt tief. Warum wurde Michael Limburg eingeladen und nicht der taz-Redakteur? Er hätte doch auch so viel zu sagen gehabt. Zum Beispiel, dass er Klimaleugner echt ätzend findet. Aber das war ja schon von vorneherein klar, da war es vielleicht wirklich besser, Michael Limburg einzuladen, zumal er gar kein Klimaleugner ist, denn er bestreitet ja gar nicht, dass sich das Klima wandelt. Der grüne Podiumsteilnehmer Hans-Josef Fell verteidigt die Veranstaltung hingegen, wie in der taz zu lesen war:

Zwar seien die Klimaskeptiker nicht ernst zu nehmen, sagte er der taz. „Aber meine Teilnahme wird dazu beitragen, ihre Thesen zu widerlegen.“ Die BPB weist die Kritik ebenfalls zurück. Auch wenn Klimawandel-Leugner nur „vereinzelte Stimmen“ seien, sollten sie doch Raum bekommen, teilte die Pressestelle auf Anfrage mit; dadurch könne „die Meinungsbildung in der Sache unterstützt werden“. Offenbar als Reaktion auf die Kritik wurde aber immerhin das Podium erweitert: Nun sollen dort zusätzlich eine Journalistin und ein echter Klimawissenschaftler sitzen.

Na, da sind wir ja mal gespannt, ob Fell dies gelungen ist. Die Veranstaltung hat mittlerweile statt gefunden, so dass wir den Ausgang bequem nachlesen können. Dazu später mehr. Zuvor noch etwas Hintergrundwissen zum taz Redakteur Malte Kreutzfeldt von seiner taz-Profilseite:

Jahrgang 1971, ist Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.

Bei diesen Hobbys erklärt sich Kreutzfeldts Feindseligkeit gegenüber einer offenen Klimadiskussion wie von selbst. Große Angst vor der Veranstaltung hatte aber auch Steven Geyer von der Frankfurter Rundschau. Vielleicht ist es die Furcht, dass im Rahmen der Diskussion etwas herauskommen könnte, was für die Anhänger der Klimaalarmlinie unbequem sein könnte? Geyer schreibt am 18. Juni 2015:

Die Adelung der Klima-Leugner
Die Bundeszentrale für politische Bildung gibt einem Wissenschaftsgegner das Wort

Wieder dieses böse und falsche Wort Leugner. Geyer ist offenbar hoch emotionalisiert, denn er geht sogar noch weiter, nennt Limburg einen „Wissenschaftsgegner“. Das ist unschön, denn EIKE behandelt eine Vielzahl von klimawissenschaftlichen Themen, wobei es in der Forschung durchaus unterschiedliche Meinungen geben darf. Vielleicht war dies Geyer nicht so sehr bewusst, als er seine Zeilen mit hochrotem Kopf schrieb. Ähnlich wie in der Religion gibt es bei Geyer vermutlich nur zwei Lager: Christ und Anti-Christ. Entweder Du bist unserer Meinung oder Du hast alle Deine Rechte verwirkt und gehörst auf den Scheiterhaufen. Ein seltsames Verständnis von Pluralität und Fachdiskussion. Interessant auch wie Geyer EIKE beschreibt:

Ob auch EIKE Industrie-Geld erhält oder nur ein Bund von Querulanten, Wichtigtuern und Gegnern von Grünen und Gutmenschen ist, ist unklar: Deutsche Denkfabriken müssen ihre Geldgeber nicht offenlegen.

Querulanten, Wichtigtuer und Gegner von Grünen und Gutmenschen. Darf ein Redakteur so etwas eigentlich über wissenschaftlich Andersdenkende schreiben? Hat sich Steven Geyer eigentlich mit der Thematik beschäftigt? Vermutlich nicht, denn bei der Frankfurter Zeitung wird Geyer als Politik-Redakteur geführt, der ansonsten über Flüchtlinge und Griechenlandkrise schreibt. In seiner fachlichen Überforderung bemerkt Geyer dann nicht einmal, dass alle seine im Artikel genannten Quellen entweder ehemalige PIK-Forscher oder Parteiangehörige der Grünen sind. In der Frankfurter Rundschau lesen wir:

Echte Klimaforscher sind entsetzt über die staatliche Adelung für die Eike-Klimaskeptiker. „Skeptizismus gehört zwar zur Wissenschaft ebenso wie die unterschiedliche Interpretation von Fakten, etwa mit Blick auf die Handlungsrelevanz des Klimawandels“, sagt etwa Brigitte Knopf, die Generalsekretärin des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change, an dem etliche Forscher Details des Klimawandels untersuchen. Sie halte es für eine große Errungenschaft des Rechtsstaates, dass auch wissenschaftlich abwegige Äußerungen durch das Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt sind. „Aber es ist mir nicht verständlich, dass die Bundeszentrale für politische Bildung dem selbst ernannten Experten Michael Limburg auf ihrem Podium ein Forum bietet, obwohl er den wissenschaftlichen Fakt nicht anerkennt, dass der Klimawandel im Wesentlichen menschengemacht ist.“

Was Geyer uns verschweigt, erfahren wir zum Glück aus der taz, nämlich dass Brigitte Knopf lange am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung tätig war. Wissenschaftliches Fakt ist, dass die CO2-Klimasensitivität noch immer schlecht bekannt ist und die Spanne von 1,5-4,5°C Erwärmung pro CO2-Verdopplung reicht. Interessanterweise würde der untere Rand dieser Spanne bedeuten, dass die Klimaerwärmung des 20. Jahrhunderts eben NICHT vor allem menschengemacht ist, sondern überwiegend durch natürliche Faktoren verursacht wurde. Brigitte Knopf schneidet also willkürlich die IPCC-Spanne an einer Stelle ab und behandelt alle die unterhalb liegen als Klimaleugner und Wissenschaftsgegner. Eine hoch fragwürdige Vorgehensweise, die das Mercator Research Institute einmal näher unter die Lupe nehmen sollte. Ein Blick auf das Impressum des Instituts bringt jedoch Ernüchterung. Das Mercator Research Institute scheint eine Art Ableger des PIKs zu sein, denn Mercator-Geschäftsführer ist kein Geringerer als Ottmar Edenhofer vom PIK…

Mittlerweile hat EIKE auf seiner Webseite auch eine lesenswerte Gegendarstellung zum Geyer-Artikel gebracht.

Natürlich war auch Nick Reimer vom Klimaretter alles andere als happy und fährt in einem Blogbeitrag schwere Geschütze auf:

Bundeszentrale lässt Klimawandel leugnen
Wenn mit Steuermitteln die Lügen der Klima“skeptiker“ verbreitet werden: Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet dem Sektierer-Verein Eike eine Bühne. Begründung: Gegenargumente könnten die Meinungsbildung fördern.

Immerhin bringt Reimer noch eine weitere Teilnehmerin der Podiumsdiskussion ins Spiel, Dagmar Dehmer vom Tagesspiegel, die schon anlässlich des Erscheinens unseres Buches „Die kalte Sonne“ einige schlaflose Nächte gehabt haben wird. In der Folge fiel sie durch schlampig recherchierte Artikel zum Extremwetter auf. Im Klimaretter lesen wir:

„Natürlich weiß ich, dass die ganze Veranstaltung Quatsch ist“, sagt Dagmar Dehmer vom Tagesspiegel, die dort als Journalistin die Themen Energiewende und Klimawandel bearbeitet. Sie ist als Mitdiskutantin von der Bundeszentrale eingeladen worden und hält es „für völlig überflüssig, solchen Leuten solch ein Podium zu bieten“. Dehmer will hart gegenhalten und Limburgs Thesen entlarven.

Noch jemand, der die Klimaskeptiker entlaven will. Viel Spass dabei, möchte man ihr wünschen. Wie ist es nun wirklich gelaufen? Seltsamerweise ist die Berichterstattung über den eigentlichen Verlauf der Podiumsdiskussion erstaulich dünn. Weder in der Frankfurter Rundschau, noch in der taz, noch beim Klimaretter werden wir fündig. Hat die geplante „Entlarvung“ von Limburg, EIKE und den Klimaskeptikern vielleicht doch nicht so gut geklappt wie geplant?

Auf der EIKE-Seite hingegen erschien eine detaillerte Nachbesprechung zur Podiumsdiskussion (Teil 1, Teil 2), inklusive Youtube-Links zu einem Mitschnitt der Veranstaltung (Teil 1, Teile 2 & 3). Interessierte Leser können sich dort ein eigenes Bild machen. Zu beachten ist dabei, dass es natürlich auch innerhalb der klimaskeptischen Fraktion Unterschiede in der Sichtweise zur CO2-Klimasensitivität gibt. Limburg vertritt hier einen Sensitivitätswert von Null, andere Skeptiker halten hier Werte für möglich, die bis in den unteren Bereich der IPCC-Spanne reichen.

 

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