In einer idealen Welt

In einer solchen Welt gibt es genügend Handwerker mit viel Zeit, keinerlei Lieferprobleme und immer genügend Nachschub an Material. Zudem haben in dieser Welt alle Menschen ein eigenes Haus und stets genügend Geld zur Verfügung, um diese Häuser energetisch perfekt zu sanieren. Diese Welt gibt es, jedenfalls, wenn es nach dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK geht. Das PIK wurde von der Bundesregierung beauftragt den Gasverbrauch in Deutschland zu untersuchen. Die Industrie kam vergleichsweise gut weg, weil sie schlicht nicht mehr oder bedeutend weniger produziert, die privaten Gaskunden gehen nach dem PIK aber zu verschwenderisch mit Gas um und müssten kräftig sparen. Bei der Tagesschau heißt es dazu:

„Zusammen mit einem beschleunigten Hochlauf von Wärmepumpen, dem Anschluss an Fern- und Nahwärmenetze und einer stärkeren energetischen Sanierung des Gebäudebestands ließen sich im Gebäudesektor kurzfristig gut 30 Prozent des Gasbedarfs einsparen“, sagte Gunnar Luderer, Vizeleiter des Ariadne-Projekts vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Mieter, Handwerkermangel, Lieferprobleme und manchmal schlicht fehlendes Geld – all das gibt es offenbar nicht. Es ist nur der mangelnde Wille. Die Frage ist auch, was mit “kurzfristig” gemeint ist. Wer heute eine Wärmepumpe bestellt, der hat gute Chance diese möglicherweise bis Ende 2023 installiert zu bekommen. Was sind Untersuchungen eigentlich wert, die an der Realität so vorbeigehen?

+++

Für etwas Wirbel sorgte Stefan Aust von der Welt. Der war Gast bei Sandra Maischberger und machte eine Rechnung auf, die vielen offenbar nicht schmeckte. Er rechnete hoch, wie viele Windkraftanlagen man bräuchte, um 1/3 der Gesamtenergie für Deutschland zu erzeugen, und kam auf 300.000 solche Anlagen. Diese Zahl setzte er in Relation zur Gesamtgröße von Deutschland und kam auf eine Anlage pro Quadratkilometer. Solche Rechnungen haben wir hier auch schon aufgemacht, sie sollten aber immer auch mit dem Stand der Technik gerechnet werden. Windkraftanlagen haben heute deutlich größere Leistung als in der Vergangenheit. Außerdem hat Aust die Anlagen, die sich offshore befinden, nicht bedacht. Aber selbst, wenn es nur 100 – 200.000 Anlagen sind, die Zahl ist immer noch gewaltig und wird ein erhebliches Platzproblem aufwerfen.

Ein kleines Eigentor schoss dann allerdings Stefan Rahmstorf vom PIK. Den nervte die Sendung und das Auftreten von Aust offenbar. Rahmstorf twitterte munter:

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Wenn man sich ansieht, wie oft Menschen aus der Klimaaktivisten-Szene in Talkshows auftauchen, die nachweislich allenfalls Laien sind, wirkt dieses Posting schon sehr bizarr. Selbst bei vermeintlichen Experten wird es schwer, wie das Beispiel von ”nochundnöcher” Claudia Kemfert zeigt. Der wiesen berufene Kollegen schon mehrmals dicke Fehler in ihren Rechnungen nach. Vollends ins Abseits katapultierte sie sich in der ZDF-Sendung Blackout. Sie pries Speicher ”noch und nöcher” sowie smarte, flexible Stromsysteme, die es leider aber noch gar nicht gibt. Man müsste sie einfach nur entwickeln, so der Wunschgedanke von Kemfert.

Das Stichwort heißt Meinungsspektrum und Diskurs. Wenn Aust hier falsch liegt, dann können ihm das andere Studiogäste mit Argumenten klarmachen. Wenn man allerdings Degrowth-Fangirls wie Ulrike Hermann von der taz einlädt, dann wird es mit den Argumenten schon schwer. Wenn nämlich alles schrumpfen soll, dann wird auch die Produktion und die Errichtung von Windkraftanlagen schrumpfen. Im Amerikanischen nennt sich das Deadlock. Die Sendung ist in der ARD-Mediathek noch bis zum 19.10.2023 zu sehen.

+++

Die FAZ hat einen Bezahlartikel zur Wahrscheinlichkeit eines Blackouts in Deutschland. Die deutschen Netzbetreiber haben verschiedene Szenarien durchgespielt und bei jedem fehlte Storm, nur jeweils unterschiedlich viel. Das schien allerdings den Wirtschaftsminister und viele Grüne nicht zu stören. Sie posaunten weiterhin ”Wir haben kein Stromproblem” durch die Gegend.

+++

Die Kostensteigerungen machen auch vor der Windkraftindustrie nicht halt. Das Handelsblatt (Bezahlartikel) berichtet über mangelnde Angebote bei einer Versteigerungsrunde.

“”Die erneute Unterzeichnung der Ausschreibung verschärft das Problem des schleppenden Ausbaus der dringend benötigten Windenergieanlagen weiter“, warnte die Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae. Grund für das geringe Interesse seien vor allem „signifikante“ Kostensteigerungen für Windenergieanlagen durch höhere Rohstoff- und Finanzierungskosten.”

Zum gleichen Thema gibt es in der Welt einen Bezahlartikel. Die Lösung ist für Lobbyisten übrigens ganz einfach: noch mehr Subventionen.

“Der Lobbyverband BWE fordert deshalb von der Bundesregierung eine Regelung, wonach eine Steigerung der Rohstoffkosten nachträglich auf die Fördersumme aufgeschlagen werden kann. „Angesichts der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Kostenexplosion entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist der ausgeschriebene Höchstwert keine solide Basis für den Abschluss von Projekten“, argumentiert BWE-Präsident Albers: „Um künftige Ausschreibungsrunden wieder auszufüllen, muss der aktuelle Ausschreibungsrahmen dringend an die Marktentwicklungen und den Deutschen Industriepreisindex angepasst werden.“ Heißt: Der Bundeshaushalt soll mehr Fördergelder bereitstellen, weil die Windparkbauer künftig höhere Zulieferkosten geltend machen wollen. Wie hoch der Zuschlag ausfallen muss, um die geplante Windkraft-Offensive endlich in Schwung zu bringen, ist unklar.”

+++

Frankreich beginnt mit Gaslieferungen an Deutschland, das berichtet der Spiegel.

“Zunächst fließen 31 Gigawattstunden täglich über die Grenze, die maximale Kapazität liegt nach Angaben von GRTGaz bei 100 Gigawattstunden pro Tag. Da die einzige Leitung zwischen beiden Ländern ursprünglich nur für die Lieferung von Gas aus Deutschland nach Frankreich und nicht andersherum vorgesehen war, mussten zunächst Anpassungen vorgenommen werden.

Diese seien angesichts des starken Rückgangs der russischen Gaslieferungen nach Europa und im Rahmen der europäischen Solidarität zur Energiesicherheit getätigt worden, so der Netzbetreiber.”

+++

Ein spannendes Interview gibt es bei T-Online mit Frank Böttcher vom Klimarechenzentrum in Hamburg.

Auch heutzutage wird das Klima oft noch mit dem tagesaktuellen Wetter verwechselt. Was bringen uns langfristige Klimamodelle?

Wettervorhersage-Modelle liefern das Wetter für die nächsten Tage. Aus Erfahrung weiß man, dass die Wettervorhersage nach zehn Tagen meistens schon nicht mehr die App wert ist, in der sie angezeigt wird. Für Klimamodelle spielt das tägliche Wetter keine Rolle mehr, das verschwindet in den Daten mehrerer Jahrzehnte. Entscheidend ist, dass wir Trends beobachten. Sehen wir veränderte Häufigkeiten bei Starkregen, eine veränderte Anzahl von Tagen mit extrem hohen Temperaturen oder Trockenheit? Diese Eindrücke sind sehr hilfreich, weil wir uns so auf diese Gegebenheiten einstellen können und letztlich auch genau die Zeit bekommen, die nötigen Anpassungen zu tätigen.”

Wohltuend ist auch das Verständnis von Anpassung. Wer so etwas heute fordert, der landet sehr schnell im Leugner-Keller, denn es könnte ja sein, dass Anpassungsmaßnahmen Aufmerksamt, Geld und Ressourcen an anderer Stelle wegnehmen. Es ist einfacher mit den Schultern zu zucken und auf den Klimawandel zu zeigen, als sich anzupassen. Wie so etwas tragisch enden kann, das zeigt das Hochwasser aus dem Sommer 2021 aus dem Westen Deutschlands.

+++

Denken Sie bitte immer daran, Einbrecher, die ungebeten in ihr Haus eindringen, etwas zu essen und zu trinken hinzustellen. Sorgen Sie auch dafür, dass die ungebetenen Gäste freien Zugang zu den Toiletten haben. Ist der Weg auf die Toilette nicht möglich, dann stellen Sie bitte entsprechende Gefäße auf. Natürlich sollte ihr Haus auch gut beleuchtet und geheizt sein.

Der Gipfelweg zum Schwachsinn ist steil, aber er wird weiter tapfer erklommen. Nun haben sich die Scientist Rebellion auf den Weg gemacht und klebten sich im Porsche-Showroom in der Wolfsburger Autostadt an den Boden. Damit man ihnen das mit der Wissenschaft auch abnahm, trugen sie weiße Kittel, denn ein Wissenschaftler ohne Kittel ist nämlich keiner. Das gilt übrigens auch für Ärzte. Tragen diese grünen oder blauen Kittel, sollte man immer sehr skeptisch sein.

Der wissenschaftliche Sachverstand ging dann aber offenbar nicht weit genug. Die Erkenntnis, dass Menschen eine Verdauung haben, die nach regelmäßigen Toilettenbesuchen verlangt, hat sich zu diesen Wissenschaftlern noch nicht herumgesprochen. Vielleicht wäre es aber auch zu auffällig gewesen dort mit Nachttopf oder Ente einzumarschieren. Ähnliche Forderungen nach Umsorgung hatten übrigens auch Aktivisten, die in Nordrhein-Westfalen in Tagebaubereiche eindrangen und sich beschwerten, dass die Polizei ihnen keine Pizza vorbeibrachte.

Teilen: