Hurra, wir leben noch!

Es ist nicht lange her, da waren die Medien voll von Bildern der außergewöhnlichen Brände in Australien. Die Brände und die Folgen sind aber gerade aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten. Es gibt Ausnahmen wie den Blogger Sascha Lobo, der auf Instagram die Folgen der Brände dokumentiert. Neben den zugegebenen düsteren Fotos von Lobo, erscheinen aber auch sehr ermutigende Bilder von der Rückeroberung der Brandflächen durch die Natur. Die Seite Brightvibes hat unter dem Motto „Life after the bushfires“ etliche solcher Fotos veröffentlicht. Sehenswert.

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Die Niagarafälle sind aktuell zum Teil eingefroren und erzeugen beeindruckende Bilder. Möglicherweise ist der Winter in Nordamerika dieses Jahr nicht gut geeignet, um Menschen für ein sich wandelndes Klima zu sensibilisieren, sofern dieses ausschließlich Erwärmung meint. Es ist z. T. sehr kalt in Nordamerika , aber das ist für einen Winter nicht ungewöhnlich. Erst wenn Rekorde fallen wie aktuell für Chicago wird es interessant. Das sind aber alles anekdotische Betrachtungen und beim Klima im 30 Jahreszeitraum verschwinden kleine Zeiträume.

Interessanter ist dagegen eine Übersicht der Höchsttemperaturen verschiedener US Staaten, wie sie auf der Seite Elektoverse zu finden sind. Betrachtet wurden die höchsten gemessenen Temperaturen in verschiedenen US-Bundesstaaten. Erstaunlicherweise waren nur 2 Staaten dabei, bei denen diese Peaks in den 2000er Jahren erreicht wurden. Der Großteil der Rekorde stammt aus den 1930er Jahren (Mittlerer Westen) oder den 1990er Jahren (Südwesten). In 7 Staaten kamen die höchsten Temperaturen aus der Zeit vor 1920. Auch das sind lediglich Momentaufnahmen, aber dennoch bemerkenswert, weil eben nicht die weltweit wärmsten Jahre für die Rekorde gesorgt haben.

Auf Elektoverse findet man auch die Messung der Schneemasse in der nördlichen Hemisphäre durch das Finnish Meteorological Institute. Danach sieht es nach deutlich mehr Schnee aus in diesem Winter.

Beide Beispiele demonstrieren sehr gut, dass für Klima immer größere Räume betrachtet werden sollten. Wenn Westeuropa so wie dieses Jahr einen sehr milden Winter hat, dann kann für andere Regionen etwas ganz anderes gelten. Südkorea meldet aktuell ebenfalls Rekorde beim Schnee. Die Schneesituationen in anderen Teilen der Welt stehen also im kompletten Gegensatz zu der Situation in der Mitte Europas.

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Lithium ist ein wichtiger Bestandteil beim Bau von wieder aufladbaren Batterien, und da wir immer mehr Geräte mit Akku betreiben – nicht zuletzt für die E-Mobilität – wird immer mehr Lithium gebraucht. Indigene Völker in Südamerika haben nicht nur im Amazonas große Probleme, auch die Bewohner im Länderdreieck Bolivien, Chile und Argentinien leiden durch den Abbau von Lithium ganz enorm. Die Gegend gilt als größtes Vorkommen an Lithium auf der Welt. In einem Artikel der Deutschen Welle wird das Problem sehr genau dargelegt und auch der bizarre Zusammenhang, die Umwelt in Europa oder den USA durch Elektromobilität zu schützen, während man auf der anderen Seite der Welt die Umwelt und auch Menschen massiv schädigt.

„Das Problem ist, dass die Maschinen den Untergrund komplett umpflügen, um neue Brunnen oder Transportwege zu bauen. Dadurch zerstören sie die natürlichen Barrieren zwischen Salz- und Süßwasser und kontaminieren das Wasser. Zudem bohren sie nach Süßwasser für die Lithiumproduktion. Aber das hat Folgen für die Brunnen der Anwohner und die natürlichen Grundwasservorkommen.“

Die Problematik beim Abbau von Lithium erreicht mittlerweile auch Europa. In Portugal werden große Vorkommen vermutet aber hier droht ebenfalls beim Abbau Ungemach. Auch hier gibt es einen Artikel der Deutschen Welle, der die Situation beschreibt.

„Für ein Kilo Lithium muss etwa eine Tonne Granit zerkleinert und ausgewaschen werden – mit zum Teil höchst aggressiven Chemikalien. Nur für die Erkundung wurden in Covas do Barroso 105 Plattformen angelegt, Wälder gerodet, Baggerstraßen angelegt. In einer Region, die erst vor einem Jahr von der UNO als „landwirtschaftliches Welterbe“ klassifiziert wurde.“

Es täte der Diskussion um die Energiewende sicherlich sehr gut, wenn solche Aspekte ebenfalls mit angesprochen werden würden. Beiden Artikeln kann man schlecht vorwerfen interessengetrieben zu sein. Die Deutsche Welle macht das, was man von gutem Journalismus erwartet: Alle Seiten einer Thematik aufzuzeigen. Das ist momentan eher rar geworden.

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Günther Ederer auf Achgut mit dem Artikel „Der kurze Klima-Prozess“. Er macht einen großen Rundumschlag und streift Themen wie die Grüne Doppelstrategie, moralische Überlegenheit oder Klimaretter, die eigentlich nur das System stürzen wollen.

„So haben wir mittlerweile zwei Ebenen der politischen Realität. Da ist die repräsentative Demokratie mit Grundgesetz, Parlamentsentscheidungen und allgemein gültigen Gesetzen, und da ist die selbsternannte Moral von Aktivisten, die sich über Parlamentarismus und Gesetze hinwegsetzen, weil sie ja auf einer höheren Ebene der besseren Menschen agieren.“

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War der September 2019 der Peak für die Klimabewegung Fridays for Future (FFF)? Erfahrungsgemäß gehen die Schätzungen von Teilnehmerzahlen bei Demonstrationen immer sehr weit auseinander. Im September 2019 kamen laut Polizei in Hamburg etwa 70.000 Demonstranten bei der Klimademo zusammen. FFF schätzte seinerzeit 100.000 Menschen. Aber egal wie geschätzt wird, die Zahlen bei der Demo am 21.02.2020 sind rückläufig. Hier schätzte die Polizei 20.000 Teilnehmer, die Veranstalter gingen von 60.000, also 3 mal mehr aus. Über die Gründe, warum es einen Rückgang gibt, kann nur gerätselt werden. Obwohl Greta Thunberg als prominenteste Vertreterin der Bewegung eingeladen war, kamen weniger Demonstranten. Möglicherweise hat Greta Thunberg aber auch einen indirekten Hinweis dazu gegeben als sie sagte:

„Wir sind müde, konstant außen vor gelassen zu werden.“

Es kann aber auch schlicht Demonstrationsmüdigkeit sein. Die nächste Zeit wird zeigen, ob die Bewegung ihren Höhepunkt tatsächlich hinter sich hat.

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Wem das Best of Weltuntergang von Michael Miersch gut gefallen hat: Es gibt auch eine internationale Version, die alles hat, was man sich für einen prima Weltuntergang nur vorstellen kann: die eisfreie Arktis, Aussterben der Eisbären, Abkühlung der Erde oder saurer Regen, der alles Leben tötet. Alle, die noch am Leben sind und sich darüber freuen, hier ist der Soundtrack von Milva dafür.

Der Song stammt aus dem Jahre 1999 oder wie man vermutlich bald sagen wird, aus dem Jahr mit 368 ppm CO2 in der Luft. Für diejenigen, die bereits zu der Zeit auf der Welt waren: Es war das Jahr mit den Stürmen Anatol und Lothar. Wir hatten das Pfingsthochwasser an Donau und Bodensee, im Mai lagen noch beträchtliche Mengen Schnee auf den Bergen, die dann sehr schnell schmolzen. Der Sommer war zu warm. Der Deutsche Wetterdienst DWD vermeldet in seinem Bericht für das Jahr 1999:

„Die rein phänomenologische Gegenüberstellung von Zeitreihen der Westwetterlagenhäufigkeit in verschiedenen räumlichen Skalenbereichen und der Wintermitteltemperatur in Deutschland zeigt einige Parallelen, aber auch einige Unterschiede zwischen den Datensätzen. Dies bedeutet, dass eine Häufung von Westwetterlagen, die zweifellos während der letzten Jahre stattgefunden hat, zwar durchaus deutliche Auswirkungen auf die Wintermitteltemperatur haben kann, aber eine einfache Kausalkette anthropogener Treibhauseffekt – mehr Westlagen – mildere Winter lässt sich dennoch nicht ohne weiteres aufstellen.

Es existieren Erscheinungsformen der atmosphärischen Zirkulation, die sich in mehreren räumlichen Skalenbereichen zeigen, aber auch andere, die nur in begrenzten räumlichen Größenordnungen in Erscheinung treten, und die Ursache-Wirkungskette besteht aus einem Komplex von verschiedenartigen Wechselwirkungen unseres Klimasystems. Neben diesen physikalischen Unterschieden sind bei den einzelnen Datensätzen aber auch mögliche Inhomogenitäten der Daten (Stationsverlegungen bei den Luftdruckreihen, Klassifizierungsänderungen insbesondere bei subjektiven Wetterlagenklassifikationen) in Erwägung zu ziehen.“

So etwas im Jahr 2020 ausgesprochen, wäre wahrscheinlich das sofortige Karriere-Ende beim DWD.

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