Greta und die christliche Seefahrt

Das Abenteuer hat begonnen: Gegen 16 Uhr MESZ verließ die „Malizia 2“ am 14.8. den Pier der Marina in Plymouth. Ziel: New York, wo in 13 Tagen die  Landung geplant ist. An Bord: zwei Segelprofis, Greta Thunberg, ihr Vater und ein Dokumentarfilmer.

Die Malizia 2 ist eine hochmoderne Rennyacht, kein Fahrtensegler (Foto). Das Einrumpfboot verfügt über „Foils“, Tragflächen die den Rumpf bei höherer Geschwindigkeit aus dem Wasser heben können. Sie gehört einem Immobilienunternehmer in Stuttgart. Betrieben wird sie vom Yachtclub Monaco. Sie ist eine Sonderanfertigung.  Greta wird von Boris Hermann als Skipper über den Nordatlantik gebracht, weil sie ohne CO2 – Ausstoß zu den Vereinten Nationen in New York fahren will.

Die geplante Route können Sie hier anschauen. Es geht nicht auf dem üblichen  Kurs  mit Passatwindunterstützung im Süden entlang, vielmehr segelt man eine nördlichere Route weil um diese Jahreszeit die Hurricangefahr im Süden zu groß ist. Was ist aus seemännischer Sicht zu diesem Unternehmen zu sagen? Drei völlig unerfahrene (bisherige Segelstunden: null) Passagiere über den Nordatlantik an Bord einer Rennyacht gegen die See (die Strömung kommt durch den Golfstrom  gegenan) und den Wind (er kommt fast immer aus West im Nordatlantik) zu hetzen, ist gelinde gesagt ein Abenteuer.

Das Boot wird stark stampfen und sehr hart am Wind segeln müssen, um überhaupt voranzukommen.  Greta selbst äußerte nach einer Spazierfahrt vor der Küste bei praktisch keiner Welle bereits, dass sie „ein wenig seekrank“ war. Auf dem Atlantik erwarten sie locker 25 kn Wind und Wellen von 3 m Höhe. Verbunden mit dem unausweichlichen Stampfen und einiger Krängung (Schieflage des Bootes, vgl. Abb.1) führt das mit hoher Sicherheit zu heftiger Seekrankheit. Diese kann lebensbedrohlich werden, infolge Dehydrierung und psychischer Überlastung. Die betroffene Person muss dann unverzüglich von Bord.

Man hörte von geplanten Beschäftigungen von Greta an Bord. Eine davon: Lesen unter Deck. Wer noch nicht seekrank ist und dies tut, wird es bestimmt! Der Gleichgewichtssinn wird überhaupt nicht mehr durch den Gesichtssinn kontrolliert, die Augen sehen die recht unbewegten Zeilen und das Innenohr signalisiert heftige Bewegung in allen Achsen. Das Unglück ist praktisch unausweichlich. Es gibt dann nur einen Platz, an dem man dann nicht seekrank wird: Im Schatten einer sehr alten Eiche.

Was erwartet die Reisenden für Wetter? Bei der Ausfahrt aus Plymouth waren es 16-20 kn Wind aus Richtung West-Nordwest.  Wenn der Wind nicht zum Kurs passt ist nicht der Wind falsch, sondern der Kurs! Was wird folgen? Nach einer ruhigeren Phase bis Freitag morgen über den Tag 27 kn aus Südwest, Anfang der kommenden Woche dann sehr wenig Wind bis hin zur Flautengefahr:

Abbildung: Die Wettersituation auf der Route am frühen Dienstag morgen (20.8.). Quelle

Es ist wohl alles dabei, was das Seglerherz höher schlagen lässt… aber nicht mit einem Boot mit einem versiegelten (nur im äußersten Notfall einzusetzenden) Dieselmotor -CO2!!-, der dem Boot für nur 5 Stunden 5 kn Fahrt (!) verleihen kann. Dies alles auf einem recht kleinen Boot, ohne jede Erfahrung inmitten einer Wasserwüste für 13 Tage.

Um es zusammenzufassen: Es ist der helle Wahnsinn und der Skipper schaut in einem Video kurz vor der Abfahrt in die Kamera und meint: Es ist ein Abenteuer, er weiß dass die Umstände sind wie sie sind (hoffentlich wird er das nicht bei einer Vernehmung nach einem möglichen Zwischenfall erklären müssen: Vorsatz!) und wenn es nicht geht, drehen sie eben um. Das ist nicht gesunder Ehrgeiz, das ist seemännisch unverantwortlich! Dem Skipper, selbst ein Anhänger von Gretas Klimabewegung, geht es offensichtlich um PR und nicht um die seemännische Sorgfalt, die zu walten hat, sonst stünde er nicht bereit.

Eine reine Propagandafahrt ohne jeden Sinn und Zweck. Sollten wir alle Gretas Beispiel folgen und segeln statt fliegen? Im Jahre 2018 waren 5,2 Mio deutsche Passagiere per Flugzeug nach Nordamerika unterwegs. Wenn immer nur 5 Personen auf einer Yacht für 13 Tage unterwegs wären bräuchte man mehr als 1 Million Segelyachten. Es ist alles der helle Wahnsinn, eine reine Symbolhandlung, leider auch sehr gefährlich.

Es ist sicher nicht zuvorderst Greta, die das zu verantworten hat. Falls sie das lesen sollte, hier ein paar Hinweise für sie, wie sie selbst etwas dazu beitragen kann, dass es gut geht. Also möglichst wenig seekrank sein. Für sie auch gerne in Englisch, sie wird wohl deutsch nicht lesen können:

  1. Stay on deck, look at the horizon!
  2. Be a crewmember, one hand for yourself, one hand for the boat!
  3. Leash yourself, always!
  4. Eat vitamin c drops, say it helps best against seasick without side effects!
  5. Do not fear, stay engaged with the boat! Learn sailors knots, it’s somewhat for the rest of your life!

All the best for you in a real crisis, when it’s over you should have learned so much about real nature!      

Siehe auch die folgenden Beiträge:

Greta und das Narrenschiff! (ScienceSepticalBlog)

Greta Thunberg in der Klima-Falle (Die Welt)

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