Fred Singer (1924-2020): Abschied von einem Pionier des Klimarealismus

Von Sebastian Lüning

Am 7. April 2020 starb der bekannte Klimarealist Prof. Dr. Fred Singer im hohen Alter von 95 Jahren. Singer war einer der Pioniere in der Bewegung gegen den Klimaalarmismus. Auszug aus einem Nachruf von Michael Limburg auf EIKE:

Fred Singer war zunächst – nach seiner Promotion 1947 in Princeton – in der US-Botschaft in London als wissenschaftlicher Verbindungsbeamter (1950-53) tätig und dann eines von 12 Mitgliedern der American Astronautical Society der 300 besten Wissenschaftler des Landes (1954-56). Danach wurde er Direktor des Center for Atmosphere- and Spacephysic der University of Maryland (1953–62); dann erster Direktor des Nationalen Wettersatellitendienstes (1962–64); dann Gründungsdekan der School of Environmental and Planetary Sciences der University of Miami (1964–67); stellvertretender Sekretär für Wasserqualität und Forschung im US-Innenministerium (1967–70); stellvertretender Administrator für Politik, US-Umweltschutzbehörde (1970–71); stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Beratenden Ausschusses für Ozeane und Atmosphäre (NACOA) (1981–86); und Chefwissenschaftler am US-Verkehrsministerium (1987–89).

Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden außerdem über 200 Mal in führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht. 1954 erhielt er von Präsident Eisenhower für seine Arbeit sogar einen Sonderpreis des Weißen Hauses. Ohne jede Übertreibung kann angemerkt werden, dass man S. Fred Singer als Vater der US-Wettersatelliten bezeichnen darf. Atmosphärenphysik war seine Domäne.

Weil er sah, dass die aufkommende Umweltbewegung besonders mit der Politik eine für die Demokratie höchst gefährliche Symbiose anstrebte, gründete er bereits 1990 das  Science and Environmental Policy Project (SEPP) und 2008 in Wien das Nongovernmental International Panel on Climate Change (NIPCC). Beide Institutionen waren aktiv in der Gewinnung und Verbreitung wissenschaftlicher Fakten, gegen die zunehmende Ideologisierung der Umweltidee – und der aufkommenden Panikmache wg. des vermeintlich menschgemachten Klimawandels. Eine Fülle von wissenschaftlichen Büchern (Climate Change Reconsidered, oder Unstoppable Global Warming, Every 1,500 Years, zusammen mit Dennis Avery) und viele Arbeiten, die in dieser fruchtbaren Zeit, vielfach mit Unterstützung von Heartland und Cfact entstanden, legen davon ein beredtes Zeugnis ab.

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Fred Singer (Quelle: Heartland Institute)

Im Jahr 2009 nahm ich am New York Marathon teil. In den Tagen vor dem Rennen streifte ich durch Manhattan und landete dabei durch Zufall auch in einer Buchhandlung. Mehr gelangweilt als zielstrebig nach etwas suchend stieß ich beim Stöbern auf ein Buch mit einem interessanten Titel:

Unstoppable Global Warming: Every 1,500 Years

Das Buch war damals gerade erst 2 Jahre alt und nannte als Autoren S. Fred Singer und Dennis T. Avery. Über den Klimawandel hatte ich damals nur als Zeitungsleser ab und zu gelesen, aber richtig interessiert hatte mich das Thema bis dahin nicht. Als ausgebildeter Geologe hatte ich zwar das Grundlagenwissen, aber noch nicht die Gelegenheit, mich näher mit der Materie zu beschäftigen. Hier war nun die Möglichkeit, dies zu ändern. Ich investierte die knapp 20 Dollar und ratterte am Abend samt Buch und Startnummer im Rucksack mit der U-Bahn zu meiner Unterkunft zurück.

Wie jeder Marathonläufer weiß, sollten sich Sportler die letzten zwei Tage vor dem Einsatz schonen. So verbrachte ich viel Zeit auf einem New Yorker Sofa und begann im neu erstandenen Buch zu blättern. Die Lektüre entpuppte sich als hochspannend. Ich lernte, dass es einen 1500-Jahreszyklus in der Klimaentwicklung gab, der durch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten belegt war. Als Wissenschaftler schätzte ich es sehr, dass Singer und Avery auch gleich die Literaturzitate als Fußnote mitlieferten. So konnte ich die Arbeiten später zuhause unabhängig überprüfen. Zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass die beiden Autoren nicht übertrieben hatten. Der klimatische Millenniumspuls war real und nicht etwa ausgedacht.

Das war der Startschuss, mein Interesse war geweckt. In der Folge las ich mich tief in das Thema ein. Zunächst über Sekundärliteratur, dann aber immer mehr über die Originalpublikationen. Im Februar 2012 fassten Fritz Vahrenholt und ich unseren Kenntnisstand in der „kalten Sonne“ zusammen. In den meisten Punkten hatten wir Recht, wie wir heute im Rückblick beruhigt feststellen können. Im Recherche-Vorfeld hatte ich das große Glück, Fred Singer persönlich in Hamburg kennenzulernen. Neben einem kurzen Gespräch signierte er mir auch sein Buch:

Später trafen wir uns noch ein oder zwei Mal auf Konferenzen, wo wir uns weiter austauschten. Ein bewundernswerter Mann mit viel Weitsicht. 1924 in Wien als Kind einer jüdischen Familie geboren, verließ er nach der Annexion Österreichs 1938 durch Nazideutschland im zarten Alter von 14 Jahren seine Heimat, floh zunächst in die Niederlande, wo er bei einem Optiker in die Lehre ging, um von dort weiter über England in die USA zu emigrieren. Nach seinem Dienst in der US Navy studierte er schließlich in Princeton Physik und promovierte 1947. Später studierte er auch noch Elektrotechnik an der Ohio State University und schloss dort mit einem Diplom ab. Fred sprach außer Englisch auch Deutsch, Schwedisch und Niederländisch.

Im Dezember 2011 veröffentlichte der Biologe Prof. Andreas Fischlin von der ETH Zürich im Magazin Schweizer Monat eine Kritik an den Klimathesen von Fred Singer. Fischlin war am zweiten und vierten IPCC Bericht jeweils als Leitautor beteiligt und verteidigte in seinem Text die Arbeit des Weltklimarats vehement. Sein Artikel ist dabei in einem hochemotionalen, teilweise aggressiven Stil abgefasst, der eine fruchtbare wissenschaftliche Diskussion eher behindert. Ausgangspunkt der Debatte war ein Interview des schweizer monat mit Fred Singer in der gleichen Ausgabe.

Im Juni 2012 unterzogen wir hier im Blog Fischlins Argumentation einem Faktencheck. Waren seine harten Vorwürfe gegen Singer wirklich gerechtfertigt? Das Ergebnis der wissenschaftlichen Überprüfung von Fischlins Beweisführung war ernüchternd. Alles deutete darauf hin, dass sich der ehemalige IPCC-Autor kräftig verrannt hatte. Die detaillierte Analyse ausgewählter Passagen aus Fischlins Schmähschrift können Sie hier nachlesen.

Fred Singer hat die realistische Seite der Klimadebatte geprägt wie kaum ein anderer. In vielen Bereichen hatte er den richtigen Riecher und konnte unberechtigten Klimaalarm 10 Meilen gegen den Wind wahrnehmen. Seine motivierende und ruhige Art stellte einen Gegenpol zum aufgeregten Endzeitgesang der Alarmgemeinde dar. Er lag bei vielen Themen goldrichtig, aber natürlich auch nicht bei allen. Nobody is perfect.

Ich danke Fred Singer (und natürlich auch Dennis Avery, den ich auch einmal treffen durfte) für ihr aufrüttelndes Buch und die Motivation, Aussagen zum Klimawandel zu hinterfragen. Nach 95 ereignisreichen und produktiven Jahren erreichte Fred nun die Ziellinie im Marathon seines Lebens. Ruhe in Frieden, Fred. Währenddessen stampft der lange Klimazyklus unablässig weiter durch die Zeit, unbeirrt vom Lärm der aufgeregten Klimadebatte. Warm, kalt, warm, kalt, warm…..

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Lesen Sie auch „Reflections on a Scientific Giant and My Friend, Fred Singer“ von Joseph Bast.

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