Die Stromlücke

Es dürfte einer der sachlichsten und auf aufschlussreichsten Vorträgen der letzten Zeit gewesen sein, den Jochen Homann, Staatssekretär a.D. und ehemaliger Leiter der Bundesnetzagentur anlässlich der Munich Economic Days hielt. In 30 Minuten behandelt Homann so ziemlich alles, was die Probleme der Energiewende betrifft.

“Es liegt auf der Hand, dass, wenn man aus der Kernenergie aussteigt und man aus der Kohleverstromung aussteigt, dass dann eine Stromlücke entsteht, und die lässt sich nicht allein durch Erneuerbare ausgleichen. Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit.”

Beim Thema Speicher dürften einigen die Ohren geklingelt haben, vor allem den “nochundnöcher” Experten.

“Es gibt keine großen Speicher, mit denen man Notsituationen überbrücken könnte.”

Der gesamte Vortrag steht im großen Kontrast zu Äußerungen des Homanns Nachfolgers bei der Bundesnetzagentur, dem Grünen Politiker Müller, der ja eher dauergrinsend seine Botschaften verbreitet. Was müssen das für Zeiten gewesen sein, als noch Fachleute in Ministerien saßen oder Behörden führten? Auch Homanns Gedanken zum Thema Genehmigungszeiten und Ausbautempo stehen im krassen Widerspruch zu Aussagen von Staatssekretär Patrick Graichen, es wäre alles nur eine Frage der Einstellung, in Denglish: Wir brauchen ein anderes Mindset. Nach 30 Minuten kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass hier jemand Wunsch und Wirklichkeit sehr nüchtern analysiert. Das Video ist daher eine absolute Empfehlung.

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Fritz Vahrenholt bei BILD TV:

Angst um die Wirtschaft: Wie viel Schuld haben die Grünen? | Die richtigen Fragen – 31. Oktober 2022

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Das Klima als Vehikel zu einem Systemwechsel? Auf diesen Schluss kann man kommen, wenn man sich die Aussagen von Greta Thunberg anhört. Die Welt berichtet anlässlich des neuen Buches, welches sie herausgibt.

“Laut der jungen Schwedin werde ein extremes System, das auf der Ausbeutung von Menschen und des Planeten beruht, als normal bezeichnet. „Es ist ein System, das durch Kolonialismus, Imperialismus, Unterdrückung und Völkermord durch den sogenannten Globalen Norden definiert wurde, um Reichtum anzuhäufen, und das immer noch unsere gegenwärtige Weltordnung prägt.“

Die Klimakrise habe ihre Wurzeln in einem rassistischen, unterdrückerischen Extraktivismus, der sowohl die Menschen als auch den Planeten ausbeute, um kurzfristige Profite für einige wenige zu maximieren. „Wenn Wirtschaftswachstum unsere einzige Priorität ist, dann sollte das, was wir jetzt erleben, genau das sein, was wir erwarten sollten.“”

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Stefan Rahmstorf gibt der Tagesschau ein Interview. Darin sagt er wenig Neues. Natürliche Klimaantriebe gibt es nicht mehr, der Mensch ist komplett verantwortlich. Andere Antriebe wären allerdings auch schlecht, weil sie die Argumentation stören würden.

“tagesschau.de: Sind es denn alleine die Emissionen, die wir jetzt reduzieren müssen?

Rahmstorf: Ja, die globale Erwärmung ist ja zu 100 Prozent vom Menschen verursacht, also durch unsere Emissionen. Und das ist ja eine gute Nachricht, weil wir sie deswegen auch stoppen können. Es wäre ja schlecht, wenn die globale Erwärmung von anderen Faktoren – etwa der Sonnenaktivität – verursacht worden wäre. Wir wissen, dass das nicht der Fall ist. Die Sonnenaktivität hat sogar leicht abgenommen und der Erwärmung leicht entgegengewirkt, die wir verursacht haben. Also liegt es in unserer Hand. Die Politik muss einfach wesentlich entschlossener reagieren. Es kann nicht sein, dass in Deutschland Sektoren, wie der Verkehrssektor, ihre Klimaziele einfach verfehlen und man nicht mal die einfachste Gratis-Maßnahme, nämlich ein allgemeines Tempolimit, ergreift.”

Interessant sicherlich auch die Fixierung auf die Stromproduktion, die ja bekanntlich nur etwa 20% des Gesamtenergiebedarfs ausmacht. Ob Rahmstorf wohl weiß, wieviel CO2-Ersparnis ein Tempolimit im Vergleich zu einem Weiterbetrieb der restlichen Kernkraftwerke bringt?

“tagesschau.de: Jetzt haben Sie ein konkretes Beispiel schon genannt, nämlich das Tempolimit. Was wäre aus Ihrer Sicht als Wissenschaftler noch eine schnell umsetzbare Möglichkeit, um die Emissionen zu reduzieren?

Rahmstorf: Das, was jetzt schnell passieren muss, ist Kohle durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Das ist ein billiger und schnell möglicher Weg, wie auch die Internationale Energieagentur aufzeigt. Die Erneuerbaren wachsen weltweit exponentiell. Sie haben bereits die Stromerzeugung aus Kernkraft überholt, und sie können innerhalb der nächsten zehn Jahre auch die Stromerzeugung aus Kohle überholen. Und ja, das ist natürlich nur ein Teil der Maßnahmen im Stromsektor. Es gibt ja auch noch die anderen Sektoren wie eben Verkehr, Industrie, Landwirtschaft. Aber gerade der Ersatz der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien ist wirklich relativ leicht zu schaffen. Die Technologien haben wir, sie werden immer billiger.”

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Acht lesenswerte Bücher zum Thema Energie. Tech For Future stellt sie vor, allerdings auch Bücher, die man nicht zu lesen braucht.

“Eines der meistverkauften Sachbücher in 2021 handelt vom Klimawandel.1

“Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben” wurde von keinem Klimaforscher geschrieben, sondern vom Kabarettisten Eckart von Hirschhausen.

Selbst Massenmarkt-Thriller-Autor Frank Schätzing veröffentlichte ein top verkauftes Klimabuch: “Was, wenn wir einfach die Welt retten?”.

Auch 2022 sind mehrere Klimabücher unter den Bestsellern, darunter Greta Thunbergs treffend betiteltes “Klima-Buch”.

So eine Popularität des Klimawandels wäre vor 10 Jahren noch unvorstellbar gewesen. Das ehemalige Nischenthema ist im Mainstream angekommen.

Aber nur weil sich ein Buch gut verkauft, ist es nicht gleich lesenswert. Ich kann als Klimablogger keinen der oben genannten Bestseller empfehlen.”

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In China ist ein weiteres Wasserkraftwerk in Betrieb gegangen. Das berichtet cgtn.com. Die Baihetan Talsperre hat bereits 13 Einheiten zur Stromproduktion. Jetzt kam Nummer 14 dazu. Sie zählt nun zur zweitgrößten Anlage der Welt nach dem Drei-Schluchten-Staudamm, ebenfalls in China.

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Deutschland könnte seine Klimaziele bis 2030 deutlich verfehlen. Der Spiegel mit einem Artikel über die Ergebnisse einer Experten-Kommission zu dem Thema.

“In allen Sektoren ließe sich eine erhebliche Lücke mit Blick auf die Ziele des Jahres 2030 hin feststellen. »Die bisherigen Emissions-Reduktionsraten reichen bei Weitem nicht aus, um die Klimaschutzziele für 2030 zu erreichen – weder in der Summe noch in den einzelnen Sektoren«, wird Ratsmitglied Thomas Heimer in einer Mitteilung zu dem Bericht zitiert. »Die jährlich erzielte Minderungsmenge müsste sich im Vergleich zur historischen Entwicklung der letzten 10 Jahre mehr als verdoppeln«. Im Industriesektor wäre Heimer zufolge etwa eine 10-fache und beim Verkehr sogar eine 14-fache Erhöhung der durchschnittlichen Minderungsmenge pro Jahr notwendig.”

Die Empfehlungen kommentiert Jasper von Altenbockum von der FAZ.

“Grund für das Drama sind Verkehr und Gebäude. Im Verkehr müsste von heute auf morgen eine Elektrifizierung der Fahrzeugflotte durchgesetzt werden. Dafür fehlen aber nicht nur genügend E-Autos. Ladeinfrastruktur, Netze und Strom stehen erst in Jahren ausreichend zur Verfügung. Im Gebäudesektor ist es ähnlich. Nur mit Zwangsmaßnahmen ließen sich die Planziele erreichen. Soll so die „große Transformation“ aussehen?

Der Vorschlag aus dem Expertenrat, die Mengen an Kohlendioxid radikal zu kappen, die in diesen Sektoren noch ausgestoßen werden dürfen, knüpft zwar an den Emissionshandel an. Doch könnten sich große Teile der Bevölkerung Wohnung und Mobilität schlicht nicht mehr leisten. Das geht weit über die „Einschränkungen“ hinaus, von denen der Bundespräsident jüngst sprach.”

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Die Eissaison auf Grönland ist seit gut zwei Monaten im Gange. Sie startet immer am 1. September. In der Zeit von September bis Mai gewinnt die Oberflächen-Eismasse, im Sommer verliert sie in der Regel. Bei der akkumulierten Oberflächen-Massenbilanz bewegt sich die aktuelle Saison im oberen Bereich des Durchschnitts 1981-2021. Das berichtet Polarportal.dk.

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Gletscherschmelze, Letzte Generation

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 04. 11. 22. Ein Bericht handelt vom Rückgang verschiedener Gletscher auf der Welt. Im dem Artikel wird erwähnt (aus englischer Übersetzung) „der Rückzug und das Verschwinden von Gletschern sei einer der dramatischsten Beweise für die Erwärmung des Erdklimas“. Ja, es ist richtig, dass es sich um ein Ergebnis der Erwärmung des Erdklimas handelt. Doch das ganze einen „dramatischen Beweis“ zu nennen, ist doch wohl fehl am Platz.

Noch vor 500 Jahren glaubten die Menschen, was die Kirche ihnen vorgegeben hat. Doch dann begannen Menschen, die Natur zu erforschen. Es wurden im Laufe der Zeit Belege für wiederkehrende Klimaänderungen gefunden, mit mehreren deutlich extremeren Warmphasen. Heute liegt eine recht gute Datenlage vor, welche Klimaphasen über Millionen von Jahren widergibt. Es hat im Laufe der Erdgeschichte schon eine Reihe von Warm- und Kaltphasen gegeben. Nach dem Ende der letzten Eiszeit hat es auch eine Reihe von Klimaschwankungen gegeben – diese sind aus Proxydaten recht gut belegt. Die aktuelle Wiedererwärmung nach der kleinen Eiszeit ist alles andere als spektakulär. Es ist in keiner Weise außergewöhnlich warm, die hat die Welt in den letzten 10.000 Jahren schon deutlich andere Phasen erlebt. Auch in den früheren Warmphasen sind eine Reihe von Gletschern zurückgewichen oder sind ganz verschwunden. Auch dafür gibt es Beweise.

Dass die Menschen vor 500 Jahren die Klimaänderungen nicht verstanden haben ist nachvollziehbar. Doch in der heutigen Zeit, mit weitentwickelten naturwissenschaftlichen Kenntnissenn, sind solche Aussagen von „dramatischen Beweisen für die Erwärmung“ absolut unpassend. Man kann den Eindruck gewinnen, dass die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrhunderte immer mehr in Vergessenheit geraten und die Menschheit sich wieder auf einen Stand wie im Mittelalter zurückentwickelt.

Noch einige Worte zur „letzten Generation“. Ich hatte mich bereits zu dem Unfall mit der Radfahrerin in Berlin geäußert – meine Anmerkungen wurden am 04. 11. 22 in Kalte Sonne abgedruckt. Doch die Situation verschärft. Die Frau ist gestorben und es hat weitreichende Kritik an der „letzten Generation“ gegeben. Doch die Mitglieder fühlen sich jetzt einer Hetze ausgesetzt. Der Tod der Frau wird zwar bedauert, doch es ist kein Einlenken zu erkennen. Das Verschulden wird anderen zugeschrieben, z. B. die Problematik LKW gegen Radfahrer. Eine Erkenntnis, dass durch die Straßenblockaden erhebliche Gefahren für Menschenleben und Gesundheit mit sich bringen, ist bei den Aktivisten nicht vorhanden. Es wird stattdessen betont, dass solche Protestaktionen, welche die Teilnehmer für demokratisch legitim halten, weitergehen werden. Selbst ein so dramatisches Ereignis bringt die Aktivisten nicht zum Nachdenken. Was ist davon einer solchen Dreistigkeit zu halten?

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Neues Video mit Günther Aigner:

Skisaisonlängen in Kitzbühel: 35 Jahre

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Das Wetter im Oktober 2022 und was daran Klima ist

Von Frank Bosse

Der DWD vermeldete in vielen Medien (u.a. hier) am 31.10.22 den Stand zum Oktober.  Festgestellt wurden 12,5 °C Mitteltemperatur und 50 l/m² Regen. In mancher Überschrift konnte man lesen: „extrem warm“, der Niederschlag wurde so eingeordnet: „Verglichen mit der Periode 1991 bis 2020 lag die negative Abweichung bei fast (minus) 20 Prozent.“ Wir haben diese Werte in den Kontext seit 1900 eingeordnet, zunächst die Temperaturen:

Es sind die Rohdaten gezeigt, der lineare Trend seit 1900 und ein 30-jähriger Tiefpass. Die Oktobertemperaturen steigen zwischen 1900 und 2022 um 0,14 °C / Dekade an. Der nichtlineare Tiefpass zeigt an, dass die dekadische Entwicklung bis ca. 1960 beim Langzeittrend war, dann bis 2005 etwas darunter, danach deutlich darüber. Was wir sehen ist eine klare Erwärmung um ca. 1,6°C seit 1900. Die einzelnen Jahre streuen stark, Werte über 11,5°C sahen wir oft (5 Mal), jedoch erst nach 1995. Es handelt sich um ein klares Klimasignal.

Nun der Niederschlag:

Hier sehen wir einen sehr kleinen (positiven!) Langzeit Trend seit 1900, praktisch unbedeutend. Der 30-jährige Tiefpass zeigt eine sehr feuchte Periode zwischen 1920 und 1940 an, einen kleinen Hub zwischen 1995 und 2005, sehr stark durch ein wirkliches Extrem befeuert: in 1998 hatten wir 166l /m² Niederschlag im Oktober zu verzeichnen. Der Mittelwert der letzten 50 Jahre betrug tatsächlich 62 l/ m². Nur hilft das hier nicht weiter, es gibt keinen Trend und die Standardabweichung (ein Ausdruck der Streuung einer Größe) beträgt im Zeitraum fast +-29 l/m². Die festgestellten 50l/m² bewegen sich also völlig im normalen Bereich, ein Trend zu niederschlagsärmeren Oktobern ist nicht feststellbar. Das veranschaulicht die Regel, dass ein Durchschnitt kaum Bedeutung hat, ohne die Streuung, ähnlich der alten Regel: „Der See ist im Durchschnitt 50 cm tief, trotzdem ertrunken.“

Die „Abweichung“ von jeder „Periode“ sagen in Wahrheit hier gar nichts über Klima. Kein Signal im Rauschen, auch wenn es oft herbeigeredet wird.   

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