Die Sonne im Oktober 2014 und die Annäherung der Klimaforschung an die Realitäten

Von Frank Bosse und Fritz Vahrenholt

Unser Fixstern war im Oktober „über alles“ deutlich weniger aktiv als im Vormonat. Die festgestellte Fleckenzahl (SunSpotNumber – SSN) betrug 60,6. Im September waren es noch 87,6. Da wir im absteigenden Ast des Zyklus sind, ist das zunächst wenig verwunderlich. Die Abweichung von einem mittleren Zyklus als arithmetische Mittelwerte aller Zyklusmonate der registrierten 23 Zyklen seit 1749 betrug jedoch im Oktober -32%, im Vormonat waren es nur -11%.

Abb.1: Der Aktivitätsverlauf des aktuellen solaren Zyklus (SC 24) im Vergleich zu einem mittleren Zyklus (blau) und dem bisher recht ähnlichen SC1 (schwarz), der von März 1755 bis  Juni 1766 aufgezeichnet wurde.

 

Während des letzten Monats gab es auch eine spektakuläre Beobachtung auf der Sonne: der bisher größte Fleck des Zyklus 24. Es war schon ein „Monster“:

Abb.2: Der Sonnenfleck 2192 beobachtet mit dem Satelliten SDO und von einem Flugzeug aus bei Sonnenaufgang Quelle: spaceweather.com

 

Solche Flecken entstehen durch Magnetfelder, die durch die Konvektion vom leitfähigen Sonnenplasma hervorgerufen werden. Sie halten Energie aus dem Sonneninneren zurück, daher die dunklere Färbung. Wenn die Felder recht „unordentlich“ sind können sie kollabieren und das erzeugt dann gigantische Eruptionen, genannt Flares. Die gab es auch bei diesem Fleck, die sehr häufig damit verbundenen Masseausstöße (CME) blieben jedoch völlig aus. Über das „Warum“ herrscht Rätselraten. Im Kontext aller Zyklen bis zum aktuellen Monat Nr. 71 sehen wir weiterhin den Absturz der Aktivität nach dem SC22, also nach Mitte 1996.

Abb.3: Die aufsummierten Abweichungen der einzelnen Zyklen vom mittleren Zyklus SC1-SC23.

 

Wer unsere kleine Kolumne regelmäßig verfolgt hat, schon einiges erfahren über die Diskrepanzen zwischen den Modellannahmen auch des letzten IPCC- Berichtes in 2013 und der Realität. Hier berichteten wir über die divergierenden Trends zwischen Modellen und Beobachtungen der globalen Temperaturen, hier über die Abweichungen bei der Differenz der Temperaturen beider Hemisphären unserer Erde.

Ein weiteres Eingeständnis von signifikanten Divergenzen gab es unlängst in der Zusammenfassung einer Diskussion über die Temperaturen der höheren Troposphäre über den Tropen. Die Modellrechnungen kommen zum Ergebnis,dass in Höhen um 7-9km (300-400mb) die Temperaturen stärker ansteigen als nahe am Boden, wenn es eine Erwärmung gibt. Die Modelle ermitteln einen stak ansteigenden Wert, die Beobachtungen zeigen kaum eine signifikante Veränderung. Alle Diskutanten (auch die Vertreter aus dem  IPCC-„Mainstream“- Lager) waren sich einig: Die Beobachtungen der Satelliten und Wetterballons seit 1979 zeigen eine signifikant niedrigere Erwärmung der oberen Troposphäre an als Modelle ( vgl. Tabelle 5 der o.g. Quelle).

„However with more years of data the discrepancy between models and observations has become so large that all participants agree the differences are significant.”

Wie verhält es sich mit der Variabilität der Temperaturen (hier die der Meeresoberflächen, SST) über längere Zeitabschnitte der Vergangenheit? Eine brandaktuelle Arbeit unter Federführung von Thomas Läpple vom Alfred Wegner Institut kommt zum Schluss: Die Temperaturen schwankten in den letzten 700 Jahren viel mehr ( bis zu Faktor 50!) als von Modellen abgeleitet, wenn man längere Skalen betrachtet als etwa 10 Jahre. Die Pressemitteilung dazu gibt es hier (auch auf Englisch verfügbar). Das deutet sehr wahrscheinlich auf eine viel höhere interne Variabilität des Klimas hin als bisher angenommen.

Erinnern Sie sich noch an den flachen Schaft des „Hockey- Sticks“, der die nur minimalen Schwankungen der letzten 1000 Jahre zeigte?

Abb. 4: Der „Hockey-Stick“ in einer Version aus 2010, Quelle.

 

Solche Bilder sollten den riesigen Einfluss des Menschen mit zunehmender Industrialisierung (das „Blatt“ rechts)  auf das Geschehen zeigen und die geringe Variation durch natürliche Prozesse (der Schaft links). So rechneten auch Klimamodelle. Ein krasser Widerspruch zu den neuesten Erkenntnissen! So etwa die Arbeit von Lungquist:

Wechseln wir den Schauplatz zum antarktischen Meereis. Es hat in den Jahren seit 2007 viele Rekorde gebrochen. Im Diagramm sind die Anzahl der Tage gezeigt, an denen die Abweichung vom Mittelwert der Jahre 1979-2008 mehr als 1 Mio. km² betrug:

Abb. 5: Anzahl der Tage im Jahr mit Abweichungen des antarktischen Meereises von > +1 Mio km² vom Mittelwert, 2014 vorläufig bis einschl. 10.11.2014

 

Das Meereis um Antarktika wächst extrem, wir haben einen beobachteten Hockeystick vor uns! Spiegeln das Modelle wieder? Hierzu eine ganz aktuelle Arbeit von einem Team um Will Hobbs von der australischen University of Tasmania Institute of Marine and Antarctic Science:

„…we formally show that the simulated sea-ice response to external forcing is different from both the observed trends and simulated internal variability, and conclude that in general the CMIP5 models do not adequately represent the forced response of the Antarctic climate system.”

Im Klartext also die Antwort: NEIN, die Modelle geben die reale Entwicklung nicht wieder! Es gibt kaum noch Beobachtungen, die die Modellannahmen und Parametrierungen bestätigen und immer mehr wissenschaftliche Arbeiten, die die Widersprüche zur Realität in den Vordergrund stellen. Auf den „Computerwelten“ fußen jedoch die Forderungen nach sofortigen Maßnahmen zur Vorbeugung vor den Auswirkungen des Klimawandels.  Solange die auch nur im Computer simuliert werden kann es ja nicht schaden.

 

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