Die China Connection von Extinction Rebellion

Es ist schon auffallend, dass jedem, der in sozialen Medien das Thema der Internationalität von Reduzierungsbemühungen bei Treibhausgas-Emissionen anspricht, eine Art geflügeltes Wort entgegenschallt: Aber China! Gemeint ist damit, dass wir (in diesem Fall die Europäer) doch bitte bei uns selbst anfangen sollen und nicht auf die Problematik des großen Anteils China an den Treibhausgas-Emissionen verweisen sollen. Die Realität ist allerdings, dass eine 10% Minderung in der EU für China gerade mal 3% bedeutet. Oder anders gesagt, Europa kann sich einen Wolf sparen, es wird sofort von anderen Ländern wie China oder Indien locker aufgefangen.

Dieses, “wir sollten doch erst einmal bei uns anfangen” ignoriert, dass Europa seit Jahren einspart. Wenn wie zu erwarten, 2021 es wieder einen Anstieg geben wird, dann liegt das für Deutschland an seinen Entscheidungen, aus der CO2 armen Kernenergie auszusteigen und gleichzeitig auf wetterabhängige Umwelttechnik wie Windkraft zu setzen. Spielt das Wetter nicht mit, dann müssen fossile Brennstoff einspringen, wir haben nichts anderes.

Der englische Investigativ-Journalist Dave Rose hat in diesem Zusammenhang einen sehr aufschlussreichen Bericht verfasst bei Unherd. So waren wohl einige einflussreiche europäische und amerikanische Klimaaktivisten in Peking anwesend, als die Kommunistische Partei ihre Ziele bei der Reduzierung von Kohlenstoff-Emissionen verkündete. Nun sind Pläne das eine, die Wirklichkeit ist aber etwas anderes. China baut Kohle gerade massiv aus. Die anwesenden nicht-chinesischen Teilnehmer schienen sich dessen nicht bewusst zu sein und applaudierten den Plänen der chinesischen Führung.

Zu den Gästen, die laut klatschten, gehörten Nicholas Stern, Vorsitzender des Grantham Centre on Climate Change an der London School of Economics und ein langjähriger Regierungsberater von Tony Blair, Kate Hampton, Geschäftsführerin der Children’s Investment Fund Foundation (CIFF), die hauptsächlich vom Milliardär Sir Christopher Hohn finanziert wird, einem wichtigen Geldgeber von Extinction Rebellion. Ebenfalls anwesend waren Laurence Tubiana, Frankreichs ehemalige Klimabotschafterin und jetzt Geschäftsführerin der European Climate Foundation, außerdem Vertreter von ClientEarth, einer Anwaltskanzlei, die sich auf Umweltklagen spezialisiert hat, sowie Vertreter von WWF, Natural Resources Defense Council, das World Resources Institute und die Energy Foundation.

Rose nimmt Bezug auf das Buch “Hidden Hand: How the Communist Party is Reshpung the World”. Es handelt von Einfluss China auf westliche Demokratien. China würde gern zum 100. Jahrestag seiner kommunistischen Revolution 2049 die globale Vorherrschaft erreichen. Ob das nun griffig ist oder nicht, zahlreiche europäische Vertreter der Klimabewegung scheint das nicht zu stören. Sie machen fleißig mit bei der Diskurskontrolle durch China und merken es nicht einmal. Dieses spöttische “Aber China!” läuft ganz im Sinne Chinas. Es nimmt das Land aus dem Fokus bei den Bemühungen Emissionen zu reduzieren. Vollends schräg wird es bei dem Gedanken, dass die NGOs hier einem Land auf die Schulter klopfen, dass NGOs in ähnlicher Form im eigenen Land brutal unterdrückt.

China hat aus seiner Sicht alles richtig gemacht. Es darf weiter fleißig emittieren und bekommt dafür sogar die Anerkennung führender europäischen NGOs, es hat die Kontrolle über den Diskurs in Europa und kann gelassen beobachten, wie sich Europa gerade selber freiwillig herunterwirtschaftet. Wir empfehlen bei dem langen englischen Artikel die automatische Übersetzung, wie sie einige Browser bereits anbieten.

+++

Die Bundesnetzagentur hat auf ihrer Seite etliche Daten zur Stromerzeugung. Es ist eine gute Alternative zu Agora-Energiewende.

(Abbildung: Screenshot www.smard.de)

+++

Volkswagen sichert sich Lithium aus dem Oberrheingraben. Laut Golem will der Autokonzern das begehrte Alkalimetall mittels des Partners Vulcan gewinnen. Es schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe, weil Geothermiekraftwerke ebenfalls beteiligt sind.

+++

Bruno Burger vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) gibt laut RND der alten Bundesregierung die Schuld, dass der Wind in 2021 so wenig geweht hat. Natürlich ist das überspritzt gesagt, Berger meint, dass der Ertrag an Erneuerbaren Energien nur deshalb nicht mit dem steigenden Strombedarf mitgehalten hat, weil das Wirtschaftsministerium gebremst hat.

Ganz so einfach ist es aber doch nicht. Kumulierte Zahlen sind bei einem so kurzlebigen Gut wie Strom immer so eine Sache. Er muss halt immer dem Bedarf entsprechend verfügbar sein. Wenn kein Wind weht, dann helfen auch Multiplikationen nicht, Strom aus Wind zu erzeugen. Spätestens dann müssen andere Stromerzeuger übernehmen.

So wie am 16.12.2021 um 12:00 Uhr. Ein in weiten Teilen Deutschlands trüber Tag mit wenig Wind. Hätte Deutschland jetzt die dreifache Kapazität an Windkraft, dann würden hier nicht 5,4 GW Leistung stehen, sondern 16,2 GW. Aber selbst das wäre nicht ausreichend, um 24,5 GW Kohlestrom zu ersetzen. Solar lieferte etwa 4 GW. Mit Faktor 3 wären es 12 GW. Beide zusammen könnten Kohle ersetzen, aber nur so lange der Wind nicht abnimmt und bis die Sonne untergeht. Danach müsste der Wind noch mehr leisten.

Warum fragt man sich, wird in Deutschland eigentlich ein Kreuzzug gegen Erdgas geführt? Man muss kein Fan von Russland sein und trotzdem erkennen, dass das nach dem Kernenergie- und Kohleausstieg die einzig verbleibende nennenswerte Stromquelle sein wird in Deutschland.

(Abbildung: Screenshot Electricitymap.org)

Immerhin scheint Berger fest an Wunderspeicher zu glauben.

“Für Burger bedeuten diese Zahlen, dass es nun eines „ambitionierten Einstiegsplan in die Erneuerbaren Energien“ bedarf. „Dafür müssen die Zubauraten bei Wind und Solar mindestens um den Faktor drei erhöht werden. Zusätzlich brauchen wir Batteriespeicher“, so der ISE-Forscher. Notwendig sei ferner eine „netzdienlich gesteuerte Ladung von Elektroautos“. Es geht darum, die über den Tag schwankende Erzeugung der Erneuerbaren und den ebenfalls schwankenden Stromverbrauch aneinander anzupassen.”

Derweil nimmt Australien in Victoria seine Big Battery in Betrieb, wie Energy-pedia.com berichtet. Das 300 Megawatt-Tesla-System soll Victoria helfen, wenn im australischen Sommer viel Strom benötigt wird. Es macht aber auch klar, wie weit der Weg in Sachen Speicher für Europa, speziell Deutschland noch ist. Wir bräuchten zigmal mehr.

+++

Das Image von Kernkraft ist in Deutschland besser als gedacht. Das berichtet Energie und Management.

“Der Atomausstieg in Deutschland bis Ende kommenden Jahres ist beschlossene Sache. Jedoch scheinen die Deutschen mit dieser Art der Energieerzeugung noch nicht so ganz abgeschlossen zu haben. So attestiert jeder Fünfte (22 %) der Kernenergie eine große Rolle bei den Bemühungen, die Stromerzeugung in Deutschland kohlenstoffarm zu gestalten. Dies ist eines der Ergebnisse einer Online-Umfrage, die das britische Markt- und Meinungsforschungsinstitut Yougov in sieben europäischen Ländern durchgeführt hat. Eigener Aussage nach wurden die Ergebnisse gewichtet und gelten als repräsentativ.”

+++

Stellen wir uns für einen kurzen Augenblick vor, die deutsche Ostsee und die Nordsee wären übersät mit Anlagen zur Förderung von Gas und Öl und jede dieser Anlagen würde pro Jahr 80 kg Schwermetalle in die See entlassen. Das wären dann multipliziert mit 1.500 (so viel Anlagen stehen bei diesem Gedankenspiel in den Gewässern) 120 Tonnen Schwermetalle im Jahr. Vermutlich wäre der Aufschrei groß, denn diese Schwermetalle reichern sich in Nahrungsketten an. Wir Menschen haben gute Chancen sie eines Tages auf dem Teller vorzufinden, wenn wir Fische oder Muscheln essen. Die Schwermetalle können sehr schädlich für die Gesundheit sein.

Passiert das aber bei Windkraftanlagen, und das ist leider die Realität, kümmert das herzlich wenig. Dabei ist es eigentlich egal, durch was die Schwermetalle in die Meere gelangen. Auch hier gilt, es gibt gute Umweltzerstörung und es gibt schlechte. Wenn es dem eigenen Weltbild dient, kann man auch gern mal beide Augen zudrücken. Die Wissenschaft, auf die ja sonst immer so gern verwiesen wird, zählt hier nicht. Auf der Seite eskp.de (Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ) gibt es weitere Hintergründe zu dem Thema Schwermetalle im Korrosionsschutz.

“Viele Aspekte der Wirkung von Offshore-Windanlagen auf die Meeresumwelt sind noch weitgehend unbekannt. So steht auch die Erforschung von chemischen Freisetzungen und ihren Wirkungen auf die Ökosysteme im direkten und entfernteren Umfeld von Windparks noch am Anfang. Aus sogenannten Opferanoden, die zum Schutz der Anlagen vor Korrosion, das heißt vor dem Verrosten, dienen, werden ständig nicht unerhebliche Mengen an Schwermetallen in die Umgebung freigesetzt (mehr als 80 kg Legierung pro Anlage und Jahr).

In einer aktuellen Studie (Reese et al., 2020) wurde erstmals eine umfassende Untersuchung der anorganischen Zusammensetzung von verschiedenen Opferanoden durchgeführt und dabei 40 verschiedene Elemente untersucht. Die Ergebnisse sind die Grundlage, um Stofffreisetzungen aus Windkraftanlagen in die Meeresumwelt nachverfolgen zu können. Aber allein die große Anzahl der gefundenen Stoffe deutet bereits darauf hin, dass die Untersuchung aufwendig und die Bewertung kompliziert ist. Dazu kommen noch die verschiedensten organischen Stoffe, die in den Beschichtungssystemen enthalten sind und über die es ebenfalls aktuell keine Informationen gibt.

Vor diesem Hintergrund werden Probenahmen, Analysemethoden, Aus- und Bewertungsansätze im laufenden Projekt OffChEm stetig weiterentwickelt. So wird es möglich, den chemischen Eingriff, den der Ausbau der Offshore-Windenenergie auch bedeutet, zukünftig besser verstehen und bewerten zu können.”

Man könnte auch sagen, wir machen gerade etwas, von dem wir nicht ansatzweise wissen, welche Auswirkungen es haben wird. Außer, dass diese nicht positiv sein werden.

+++

Starker Anstieg des Strompreises auf dem iberischen Markt. Nach Angaben des Betreibers des iberischen Tages- und Intraday-Marktes ist der Strompreis vor kurzem auf 287,78 € pro MWh gestiegen und hat damit einen neuen Rekord aufgestellt. Dieser Anstieg um 7 % über Nacht ist auf drei Faktoren zurückzuführen: das Ausbleiben von Windkraft, der Preisanstieg bei Erdgas und die Erhöhung der Kohlendioxid-Emissionsrechte.

Wer mehr dazu wissen will, liest bei O Templario weiter. Entweder muss man Portugiesisch können oder mit DeepL zur automatischen Übersetzung umgehen können.

+++

Alex Reichmuth informiert im Nebelspalter ausgewogen und ausführlich über neue Entwicklungen im Bereich Klimawandel und Energiewende. Hier einige neue Artikel:

3.12.2021:

Zement schädigt das Klima weniger als behauptet

Beton nimmt während seiner Lebensdauer einen grossen Teil des CO₂, das bei der Herstellung von Zement entsteht, wieder auf. Der Vorgang ist seit vielen Jahren bekannt. Trotzdem sind die Behörden bis heute nicht bereit, den Effekt bei der Berechnung der Klimawirkung von Zement zu berücksichtigen.

14.12.2021:

Kälte tötet viel häufiger als Hitze

Achtung Hitzetod! So warnen Politiker und Medien vor dem Klimawandel. Zwei neue Studien kommen aber zu einem ganz anderen Schluss: Der wahre Killer ist die Kälte.

30.11.2021:

Klimawandel: Das Märchen vom schwächelnden Jetstream

Ob Hitzewellen, Extremregen oder Dürren: Regelmässig führen die Medien Wetterextreme auf den Jetstream zurück, der wegen des Klimawandels ins Schlingern gekommen sein soll. Doch nun haben amerikanische Forscher die These des beeinträchtigten Höhenwindes widerlegt.

8.12.2021:

Küstenstädte: Das Absinken ist die grössere Bedrohung als der Klimawandel

Viele Küstenregionen seien durch den steigenden Wasserspiegel gefährdet, warnen Klimaforscher. Tatsächlich könnten viele Städte am Meer bald untergehen – aber die Gefahr droht nicht wegen der Erderwärmung, sondern wegen der Bodenabsenkung. Schuld daran ist die übermässige Entnahme von Grundwasser.

Ein Monatsabo des Nebelspalters kostet umgerechnet nur 15 Euro. Vielleicht zu Weihnachten schenken lassen?

+++

Kurzer Hinweis zur Klimaschau: Es trafen die ersten Anfragen ein, ob es dem Moderator gut gehe. Weshalb die längere Pause? Gute Nachrichten für alle Fans: Es geht in Kürze weiter. Die Beiträge der neuen Staffel sind größtenteils bereits geschrieben und werden in Kürze aufgenommen. Noch vor Weihnachten soll es wieder losgehen. Wie immer wird es einen bunten Themenmix geben. Diesmal auch wieder mit einigen Außenreportagen. Lassen Sie sich überraschen. Danke für Ihre Geduld!

Teilen: