Dialogverweigerung: Der ehemalige deutsche UNO-Beamte Franz Baumann hält es für Zeitverschwendung, „Klimawandel-Leugnern“ zu antworten

Über den möglichen Umbau des Kohlekraftwerks in Wilhelmshaven haben wir in diesem Blog bereits berichtet. Der Weserkurier griff die Geschichte auf und zitiert dabei auch Frau Professor Claudia Kemfert.

„Biomasse statt Kohle zu nutzen, ist ein guter Ansatz“, sagt Claudia Kemfert, die am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung die Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt leitet. Ihr geht das Vorhaben aber gar nicht schnell genug. Die Kraftwerke in Wilhelmshaven sollten der Ökonomin zufolge so schnell wie möglich vom Netz, ersetzt oder ganz runtergefahren werden. „Der Kohleausstieg in Wilhelmshaven ist überfällig“, findet Kemfert.

Findet jetzt auch in Deutschland ein Umdeuten der Verbrennung von Bäumen als „Biomasse nutzen“ statt? Die USA bezahlen für ihren Holzschnitzelweg mit der Zerstörung von Wäldern. Mehrfach schon haben wir auf den US Dokumentarfilm Burned hingewiesen, der das sehr eindrucksvoll aufzeigt. Wir müssen aber gar nicht über den großen Teich blicken, in Europa spielen sich gerade ebenfalls Tragödien diesbezüglich ab. Die Karparten werden für den Holzeinschlag regelrecht geplündert. Dabei sind es die letzten richtigen Urwälder Europas und als Kohlenstoff-Senken unerlässlich. Das Abholzen erinnert an einen Bauern, der seine letzte Kuh als Anzahlung für eine Melkmaschine hergibt.

Eigentlich sollte Frau Professor Kemfert wissen, dass sogar der Sachverständigenrat für Umweltfragen, der „grünen Kohle“ keine Absolution erteilt hat. Er warnt im Gegenteil davor:

„die großskalige energetische Nutzung von eigens geerntetem Stammholz ist gänzlich zu vermeiden“.

Nur der Vollständigkeit wegen: Frau Professor Kemfert gehört dem Rat an. Möglicherweise sind ihr Umweltschäden aber auch einfach egal, solange die eigene Mission erfüllt ist. Aber, vielleicht sollte man mit einer „Nobelpreisträgerin“ auch einfach nachsichtig sein. Ja, richtig gelesen. In Ihrem 2008 veröffentlichten Buch „Innovation statt Depression“ empfindet sie sich offenbar so. Dirk Assendorpf von der ZEIT fand das Werk seinerzeit eher mittelmäßig und im Rückblick lag Frau Kemfert oft falsch und selten richtig. Auch Assendorpf stellte schon vor 12 Jahren fest, dass die Wirtschaftsexpertin Probleme beim Auseinanderhalten von Millionen, Milliarden und Billionen hat. Daran hat sich auch 12 Jahre offenbar nicht sehr viel geändert, wie ihr andere Ökonomen erklärten.

„Doch gründliche Recherche bietet das eilig verfasste Buch nicht. Dafür erfährt der Leser, dass die Autorin regelmäßig mit den Chefs der großen Energiekonzerne am Tisch sitzt, vom EU-Präsidenten, dem Bundeswirtschaftsminister und der Weltbank um Rat gefragt wird, Steve Jobs auf dem Hollandrad und der Queen „nicht in Grün, sondern im blauen Kostüm“ begegnet ist und praktisch auch schon den Friedensnobelpreis bekommen hat – als „offizielle Gutachterin“ des Weltklimarats IPCC.

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Thea Dorn am 3.6.2020 in der ZEIT:

Nicht predigen sollt ihr, sondern forschen!

Wissenschaftler haben durchs Zweifeln zu glänzen, nicht durch Rechthaberei. Doch schon in der Klimadebatte wandelten sich einige von ihnen zu Ideologen des einzig richtigen Weges. Dieses Unheil droht jetzt auch der Epidemiologie. Ein Warnruf.

Eine der wertvollsten Errungenschaften säkularer Gesellschaften ist die Trennung von Kirche und Staat. Eine der verstörendsten Entwicklungen hochtechnologisierter Gesellschaften ist der Wunsch, Wissenschaft und Staat sollten möglichst eng zusammenrücken. Die Herausforderungen, vor die uns der Klimawandel stellt, ließen bereits in den vergangenen Jahren Stimmen lauter werden, die verlangten, „die Politik“ möge doch einfach auf „die Wissenschaft“ hören und deren Empfehlungen ohne Weiteres umsetzen. Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich dieser Trend noch einmal verschärft: Die Sehnsucht nach einer Technokratie mit einem Wissenschaftsklerus, der klare, harte Ansagen macht, scheint in Teilen der Gesellschaft, der Wissenschaft und auch der Politik zu wachsen.

„Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit.“ Dieser Satz stammt von keinem Verschwörungsfanatiker, sondern von Carl Friedrich von Weizsäcker.

Weiterlesen in der ZEIT

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Fehldarstellungen wissenschaftlicher Ergebnisse stellen ein großes Problem in der Klimaberichterstattung dar. WUWT schildert ein schönes Beispiel. Während Kench et al. 2020 in Nature Geoscience die starke natürliche Variabilität des vorindustriellen Meeresspiegels hervorheben, liest sich die offizielle Pressemitteilung der Universität überaus klimaalarmistisch. Da wurde den Autoren von der Uni-Verwaltung böse mitgespielt. Leider ist diese Vorgehensweise auch in Deutschland nicht unüblich, wie ein anderes Beispiel des Bremerhavener AWI zeigt.

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Was läuft schief in der Klimadebatte? Während die deutsche Kanzlerin Merkel die streitenden Lager endlich zu mehr Dialog aufruft, mauern die Vertreter der Klimaalarmseite und verweigern beharrlich das Gespräch. nrwz.de im Februar 2020:

„Ich halte es für Zeitverschwendung, Klimawandel-Leugnern zu antworten“

Am […] 28. Februar [2020] ist im Kapuziner-Refektorium in Rottweil ein Gast aus den USA zu hören. Prof. Dr. Franz Baumann referiert über „Erderhitzung und Demokratie – Ein globales (Politik-) Problem“. Der gebürtige Schramberger hat vorab Interview geführt. Die Fragen stellten Dr. Jutta Steffens und Raymund Holzer von der Lokalen Agenda 21 Rottweil. Wir bringen das Interview im Wortlaut.

NRWZ: Herr Prof. Baumann, Sie sind Gastprofessor an der New York Universität und forschen und lehren zur Erderhitzung. Davor waren Sie bei den Vereinten Nationen tätig, zuletzt im Range eines Beigeordneten Generalsekretärs. […] Was halten Sie den Skeptikern und Leugnern entgegen, die den menschengemachten Klimawandel bestreiten?

BAUMANN: Das ist eine Frage der Taktik, ähnlich dem Umgang mit Leuten, die behaupten, dass die Erde eine Scheibe ist, die Gaskammern in Auschwitz Duschen waren und Krebs durch Handauflegen geheilt werden kann.  Gegen Vorurteile kann man nicht argumentieren, weshalb ich es für Zeitverschwendung halte, solchen Leuten zu antworten.  Sie wissen ohnehin alles und sind immun für Fakten, Logik und Argumente. […] Da befasse ich mich lieber mit ernsthaften Fragen und berechtigten Zweifeln: Stimmen die Modelle der Klimawissenschaftler?  Gibt es Unwägbarkeiten?  Was sind mögliche Lösungen?  Was kann oder soll ein einzelner Mensch tun?  Es gibt ja nicht die richtige Antwort, sondern legitime konservative, liberale, grüne und linke Perspektiven: Sind ordnungsrechtliche Schritte – Verbote und Gebote – zielführender, oder Steuern, Subventionen oder staatliche Investitionen?  Die respektvolle argumentative Auseinandersetzung mit diesen Lösungsansätzen scheint mir sinnvoller als auf ignorante, in ihrem hermetischen Fanatismus gefangene Besserwisser einzugehen. 

Die Sichtweise von Prof. Baumann ist erschreckend. In den Klimawissenschaften gibt es viele Ungereimtheiten, die es wert sind, diskutiert zu werden. Baumann packt die Nazi-Keule aus, verortet alle Kritiker seiner Alarmlinie umgehen in der rechtsextremen Ecke. Baumanns Taktik offenbart, wie verzweifelt er ist, wie er Diskussionen um jeden Preis ausweichen möchte. nrwz.de hätte nachhaken müssen, was aber nicht geschah. Baumann stellt selber die Frage, ob die Klimamodelle stimmen. Die Antwort wurde in vielen Publikationen zur Genüge geklärt: Nein, die Modelle haben noch große Defizite, sie unterschätzen die vorindustrielle Erwärmung und überschätzen die moderne Erwärmung. Wäre das nicht Grund zum Diskutieren genug?

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