Deutschland: Waldbrände und Klimawandel 2019

„Die bisher größte Brandkatastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik beginnt an einem schönen Sommertag. Anfang August (…) ist es in Niedersachsen ungewöhnlich heiß und trocken. Etwa zwei Monate hat es vielerorts nicht mehr geregnet, die Temperaturen liegen konstant über 30 Grad. Statt der gewöhnlichen 80 beträgt die Luftfeuchtigkeit lediglich 20 Prozent.“

Diese Zeilen sind kein Szenario über die Folgen des Klimawandels, sie stammen aus einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks über eine Brandkatastrophe in der Lüneburger Heide mit dramatischen Auswirkungen im Jahr 1975. Fünf Feuerwehrmänner kamen auf tragische Weise bei den Bränden ums Leben. Über 8.000 Hektar Wald-, Heide- und Moorfläche wurden Opfer der Flammen. Die Ursachen für die Feuer in Niedersachsen wurden im Nachhinein nie richtig geklärt. Ob Brandstiftung, Fahrlässigkeit oder Funkenflug durch Stromtrassen der Bahn, niemand weiß es genau.

Nur eines fehlte in der damalige Ursachenerklärung: Der Klimawandel. Das bedeutet nicht, dass sich nicht auch das Klima im Jahr 1975 geändert hat, das macht es permanent und daher ist das Jahr auch eher nebensächlich. Wir wissen nur gesichert, dass es Phasen mit hohen Temperaturen über einen langen Zeitraum auch in den 1970er Jahren gab, ebenfalls Phasen mit wenig Niederschlag. Die Daten des DWD zeigen die trockene Phase in der Mitte der 1970er Jahre für Niedersachsen sehr deutlich.

1975 erlebten die Menschen – neben dem schrecklichen Brand – vermutlich einen schönen Sommer, im trockenen und warmen Sommer 2019 waren die Schlagzeilen voll von Klimaschreckensbotschaften – so ändern sich die Zeiten.

2019 – Die Situation in Deutschland

Zwei bzw. drei große Waldbrände ragen in 2019 heraus. Da ist zum einen die Gegend um die brandenburgische Stadt Jüterbog, bei denen im Juni und Juli 744 Hektar und 130 Hektar Wald in Flammen standen. Der größte Brand ereignete sich Ende Juni in Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern über eine Fläche von 944 Hektar. Das ist zusammen fast die Größenausdehnung der gesamtem Waldbrände in Deutschland im Jahr 2018 – es ist aber dennoch nur ¼ der Fläche, die 1975 in Niedersachsen gebrannt hat. Beide Flächen befinden sich auf ehemaligen Truppenübungsplätzen und genau das machte die Löscharbeiten so schwer. Solche Gebiete gelten als munitionsbelastet und Löscharbeiten können lebensgefährlich sein. Die Feuerwehren mussten teilweise einen Abstand von 100 Meter zum Feuer halten, was die Bekämpfung fast aussichtslos macht. Gleiches galt für Löschhubschrauber, die nicht mehr zielgenau das Wasser abwerfen konnten.

Erst verzweifelt aufgetriebene Munitionskarten und Bergepanzer der Bundeswehr sorgten dafür, dass die Brände in Lübtheen gelöscht werden konnten. Die Gebiete haben noch eine Gemeinsamkeit. Es sind sehr sandige, schlecht Wasser speichernde Böden und auf denen wachsen in erster Linie Nadelbäume. Diese sind besonders gut geeignet, um Feuer schnell zu verbreiten, wegen der ätherischen Öle der Bäume, die wie Brandbeschleuniger wirken können.

Waldbrand – Das muss das Klima sein!

Die Rauchsäulen aus Lübtheen wehten teilweise bis Berlin und waren dort sogar zu riechen. Was im Jahr 2019 im Gegensatz zu 1975 folgte, war die monokausale Ursachenerklärung in den Augen einiger Experten. Ganz besonders für Klimaaktivisten war einzig und allein der menschengemachte Klimawandel der Grund für die Brände. Und klar, es werden immer mehr Brände, weil der Klimawandel ja voranschreitet. So jedenfalls die Logik.

Schaut man sich dagegen die Waldbrandstatistik des Umweltbundesamtes einmal an, so sieht man, dass es bis 2018 einen rückläufigen Trend der Brände von 1991 – 2018 gab. Erst 2018 gab es einen Anstieg. Die Argumentationslinie, dass es immer schlimmer wird, bricht hier zusammen.

Das Umweltbundesamt gibt aber noch weitere Auskünfte über Brandursachen.
Etwa die Hälfte der Brände kann aufgeklärt werden und dort wo man es weiß, ist der Mensch tatsächlich der größte Auslöser. Aber nicht, weil er den Klimawandel forciert sondern weil er den Wald anzündet. Egal, ob Brandstiftung oder Fahrlässigkeit, es sind Menschen, die den Wald in Brand stecken.

Titel schützen vor Torheit nicht

Im Sommer 2019 entspann sich darüber ganz besonders auf Twitter eine teils absurde Debatte über die Waldbrände.

Mitten drin auch der streitbare Jörg Kachelmann, der nicht müde wurde, zu betonen, dass der ausschlaggebende Faktor bei Bränden die Abwesenheit von Niederschlag ist. Dürre nennt sich das, sie begünstigt die Brände denn Wälder fangen nicht von alleine an zu brennen. Es braucht laut Kachelmann einen „Deppen“, der den Wald anzündet. Das Umweltbundesamt bestätigt diese Aussage bei der Ursachenauflistung 2018:

„Die lange Trockenheit der Sommermonate und Fahrlässigkeit sind die Hauptursachen für das außergewöhnliche Waldbrandjahr.“

Dennoch zeigte sich die Karawane der – wegen der aktuellen Waldbrände – Paniker uneinsichtig. Auch der Hinweis, dass in einem Regenwald hohe Temperaturen herrschen, dieser aber dennoch nicht automatisch brennt (es sei denn, es zünden wieder Deppen den Wald an) fruchtete nicht. Wenn es heiß ist, dann muss es brennen, so die Parole und Kachelmann wurde ordentlich auf Twitter gescholten. Besonders witzig wurde es als Professor Stefan Rahmstorf vom PIK allen Ernstes die Glasscherbe als Brandauslöser in Spiel brachte. Diese Urban Legend ist eigentlich schon lange widerlegt, der Klimafolgenforscher nutzte sie trotzdem. Eine Steilvorlage für Jörg Kachelmann, der diese Unwahrscheinlichkeit seitdem den „Rahmstorf Effekt“ nennt.

Es bleibt die Frage, was denn nun ausschlaggebend ist. Aus diesem Grund ein Rückblick auf den August 2019. Zwei Karten sind nebeneinandergelegt. Die Niederschläge der letzten 24 Stunden am 08.08.2019 laut Kachelmannwetter (links) und der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes (DWD) (rechts) am gleichen Tag. Man sieht sehr gut, dass völlig unabhängig von den Temperaturen die Waldbrandgefahr (orange und rot) dort am größten war, wo Niederschlag fehlte. Die Karten sind nahezu deckungsgleich.

Der Südwesten Deutschlands war im Sommer 2019 durch hohe Temperaturen gekennzeichnet. Dennoch gab es im Schwarzwald kaum Waldbrände. Der Grund sind auch hier die Niederschläge, die in Form von Gewittern heruntergingen. Gleiches gilt auch für die Alpen. Wieder die Situation am 08.08.2019 mit kumulierten Niederschlagsmengen:

It’s Dürre, Stupid!

Wären doch nur einige der Alarmisten so schlau und würden mit der Dürre argumentieren. Natürlich können Dürren durch ein sich wandelndes Klima ausgelöst sein und Dürren begünstigen Waldbrände, trockenes Unterholz brennt sehr schnell, ein Depp hat leichtes Spiel. Dürren können allerdings zu jeder Jahreszeit auftreten, selbst im Winter bei niedrigen Temperaturen.

Aber auch hier lohnt ein Blick auf die Daten. Statistisch auf Deutschland gesehen sind die Sommer in den letzten 135 Jahren nämlich nicht trockener geworden, was die gesamte Niederschlagsmenge angeht. Diese Zahlen müssen natürlich auf die jeweilige Region betrachtet werden. Die obige Abbildung von Kachelmann Wetter mit den aufgelaufenen Regenmengen am 08.08.2019 zeigt ja schon erhebliche Unterschiede mit Schwankungen bis zum Faktor 5 innerhalb von Deutschland.

Es ist daher auch kaum ein Wunder, dass die beiden o. g. großen Brände in Gebieten mit roter und gelber Farbe stattgefunden haben. In den grünen Bereichen hatte es geregnet. Wenn dann noch erschwerte Löschbedingungen auf ehemaligen Truppenübungsplätzen dazu kommen, wird das Bild noch dichter. So ein differenziertes Bild ist aber wichtig, wenn man sich mit dem Thema auch nur etwas mehr beschäftigen möchte. Die Zeit dazu hat einigen der Protagonisten offenbar gefehlt. Nur so können sich die teilweisen irren Tweets aus dem Sommer erklären.

Fazit

Trockene Wälder brennen gut, wenn ein Depp sie anzündet, egal ob mit Absicht oder ohne. Hitze allein bringt keinen Wald zum Brennen, erst die Kombination aus Dürre und Depp sind gefährlich für den Wald. Die Deppendichte im Sommer in den Wäldern ist höher als zu anderen Jahreszeiten, was zur Folge hat, dass es gern mal im Sommer öfter brennt. Es bedeutet aber nicht, dass nicht auch zu anderen Jahreszeiten brennen kann. Besonders gefährlich ist daher das Frühjahr wenn Trockenheit auf noch unbegrünte Bäume und Unterholz sowie einen Deppen trifft. Brände außerhalb des Sommers widersprechen dem Wärmeargument. Brände in Nadelwäldern auf Truppenübungsplätzen sind schwer zu löschen. Es wäre an der Zeit sich über geräumte Schneisen zu unterhalten, damit nicht wieder 2.000 Hektar in Flammen stehen wie in 2019.

Die beiden o. g. Ereignisse im Sommer 2019 haben eine Ausnahmestellung. In normalen Wäldern und unter normalen Umständen hätten die Feuerwehren die Brände deutlich schneller und besser in den Griff bekommen. Ähnlich große Brände außerhalb von Truppenübungsplätzen hat es in 2019 nämlich nicht gegeben. Die Schadensfläche wäre daher kleiner, das Argument Klimawandel bzw. die Wärme bereits zerbröselt bevor es aufgekommen ist. Glasscherben bringen keinen Wald zu brennen, sie haben aber aus vielen Gründen nichts im Wald zu suchen. Wir wären aber wieder bei den oft genannten Deppen, die Glas im Wald zurücklassen.

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