Das Ende von Landschaften, wie wir sie kannten

Er gilt als der deutsche Märchenwald, der Reinhardswald in Hessen. Nun sollen dort 18 Windräder gebaut werden. Gegen den Bau gab es schon im Vorwege Widerstand, auch nach der Genehmigung wollen mehrere Initiativen gegen den Bau klagen. Der zukünftige Betreiber frohlockt, es müssten nur 250 Buchen gefällt werden. Auch hier gibt es gute Bäume, das sind die, die man gegen den Bau einer Autobahn schützen muss und schlechte Bäume, nämlich denjenigen, die einer Windkraftanlage im Wege stehen. Um letztere kümmern sich Umweltaktivisten allerdings wenig. Die Welt berichtete.

Die Zerrissenheit von Umweltverbänden demonstriert ein Artikel aus den Lübecker Nachrichten (Bezahlschranke). Obwohl Schleswig-Holstein schon über der Zahl von 2% der Landesfläche für Windkraft liegt, fordern die Betreiber solcher Anlagen immer mehr Flächen, genug ist nie genug. 3% plus X lautet das Ziel für das nördlichste Bundesland. Es wäre mehr Platz als für alle Straßen in dem Land zusammen. Maßlos nennt Carl-Heinz Christiansen vom BUND die Forderungen der Windkraftindustrie. NABU Landesvize Fritz Heydemann bezeichnet sie als geradezu ungehörig.
Er verweist auf die besondere Lage des Landes als Teil der Vogelzuglinie nach Skandinavien.
Besonders viele Tiere würden hier zweimal im Jahr durchziehen und auf immer mehr Windkraftanlagen treffen.

Eine ganz eigene Sicht auf die Problematik hat die Grüne Umweltministerin Lemke. Es sei alles nur eine Sache der Planung verrät sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im Umkehrschluss bedeutet das, die bisher aufgetretenen Tötungen von Vögeln und Fledermäusen sind demnach Fehlplanungen?

+++

Schweden kommt ein Stück weiter bei der Planung eines Endlagers für seine Atomabfälle wie devdiscourse.com vermeldet. Skandinavier scheinen ohnehin eine andere Einstellung zu dem Thema zu haben. Die finnischen Grünen setzen auf Kernenergie und schütteln über den deutschen Weg den Kopf, wie die Tagesschau berichtete.

“In Finnland ist man der Meinung, dass es wichtig ist, CO2-neutralen Strom zu produzieren, damit die Industrie ihre Emissionen verringern kann. Wenn man sich auf saubere Energie konzentriert, verursacht die Nutzung weniger Emissionen. In Deutschland wiederum wollte man diesen Weg nicht gehen, sondern hat eher auf Gas und Kohle gesetzt. Die Deutschen sind wohl der Meinung, dass die Verringerung von fossilen Brennstoffen nicht so eine hohe Priorität hat.”

+++

Es kann kaum unterschiedlicher sein. In Deutschland kleben sich Aktivisten an Straßen fest und nehmen billigend in Kauf, dass Rettungswagen wertvolle Zeit auf den Rettungseinsätzen verlieren mit möglicherweise dramatischen Folgen (wir berichteten), dagegen geht Afrika einen ganz anderen Weg in Sachen Energie und somit Klima. Der Tagesspiegel fasst die Entwicklung in Sachen Stromversorgung auf dem schwarzen Kontinent und auch die Pläne von einzelnen afrikanischen Staaten zusammen.

“Fängt der Kohleboom in Afrika gerade erst an”, fragt der Tagesspiegel.

Der Artikel ist eine Leseempfehlung.

“In den kommenden Jahren könnten in Afrika mehr als 20 neue Kohlekraftwerke mit einer Leistung von mehr als 47 Gigawatt in den Betrieb gehen, wie Daten der US-amerikanischen Umweltorganisation Global Energy Monitor zeigen. Zum Vergleich: Deutschland verzeichnete Stand März 2021 rund 38 Gigawatt installierte Leistung aus Braun- und Steinkohlekraftwerken.

Einzelne afrikanische Länder stechen bei den geplanten Kapazitäten an Kohlekraft hervor, vor allem Südafrika (4,1 Gigawatt) sowie Simbabwe (4,2 Gigawatt) oder Botswana (1,7 Gigawatt). Darüber hinaus sind mehrere Gigawatt Kohleenergie in Afrika aufgeschoben oder verzögert, aber weiterhin geplant – wie beispielsweise in Ägypten mit bis zu 12,6 Gigawatt.”

Was mögen diese Planungen wohl in den Köpfen der deutschen Aktivisten auslösen, die schon bei der deutschen Kohleausstiegsituation tränenreiche Interviews geben, erklären dass wir in Kürze alle sterben werden und sich an Straßen kleben?

+++

Kalifornien geht den deutschen Weg. Es wird sein letztes Kernkraftwerk im Jahr 2025 abschalten. Gleichzeitig will der US-Bundesstaat bis 2045 CO2 neutral werden. Die Washington Post kommentiert diese Entscheidung und findet, dass es ein Fehler ist. Das Blatt beruft sich auf Experten des MIT und die berechnen interessante Zahlen.

“The experts project that keeping Diablo Canyon open just one more decade would cut California’s power-sector emissions by more than 10 percent, because it would burn far less gas, and save the state $2.6 billion in power system costs. Extending the life to 2045 would save up to $21 billion and drastically cut the amount of land the state would need to produce electricity.”

Das Land hat einen Erdgasanteil bei der Stromerzeugung von fast 50%. Auch hier gibt es Ähnlichkeiten zu Deutschland, denn Gas wird hier eine noch größere Rolle einnehmen.

+++

Was haben Tesla mit seinem Model S und die Automarke Dacia gemeinsam? Einiges, sie schneiden laut Golem bei der Statistik der Hauptuntersuchungen etwa ähnlich schlecht ab. Ein Problem bei den Stromern scheinen die Bremsen zu sein.

“Ein auffälliger Fund der Prüfer in Bezug auf die Elektroautos: Probleme mit den Bremskomponenten seien typisch für E-Fahrzeuge, erklärt der TÜV. Der Grund: Sie werden im Vergleich zu Verbrennern deutlich seltener benutzt und korrodieren deshalb häufiger. Auch wenn viele Stromer schon beim Loslassen des Beschleunigungspedals bremsen (One-Pedal-Driving), rät der TÜV deshalb dazu, die Bremsen möglichst bei jeder Fahrt zu benutzen und sie regelmäßig warten zu lassen.”

+++

Und noch einmal Thema Gletscher. Dänische Forscher schlagen Alarm wegen der Gletscherschmelze grönländischer Gletscher. 1,2 Zentimeter hätten nach einem Bericht in der Tagesschau die grönländischen Gletscher oder besser ihr Schmelzwasser zum Anstieg Meeresspiegels beigetragen. Man muss aber zweimal hinsehen, um zu verstehen, dass es sich um einen Zeitraum von 20 Jahren handelt oder anders gesagt, die jährliche Rate beträgt 0,06 Zentimeter Anstieg. Ansonsten wird mit gewaltigen Anstiegen in dem Artikel gerechnet.

“Diese neuen Zahlen zeigten, dass das Eis schneller schmelze als bisher angenommen, so der Klimaforscher Martin Visbeck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Meeresforschung im Gespräch mit tagesschau24. Der Trend, der sich abzeichne, sei beunruhigend. Denn die 1,2 Zentimeter Meeresspiegelanstieg bezögen sich nur auf das Eis des Grönländischen Eisschildes. Das zeige, dass dort Prozesse ablaufen, die die Wissenschaft vielleicht unterschätzt habe.

Wenn sich das alles addieren würde und der Anstieg des Meeresspiegels über die nächsten 30 oder 40 Jahre nicht bei 80 Zentimetern liegen sollte, sondern vielleicht bei 1,50 Meter – dann sei das auch für Städte wie Hamburg, viele andere Hafenstädte und die Inselstaaten ein großes Problem, so der Wissenschaftler.”

Die Tagesschau verschweigt hier, dass die Anstiege je nach Szenario sehr unterschiedlich ausfallen können. Wer auf das am wenigsten plausibelste Szenario RCP 8.5 setzt, wird zu hohen Zahlen kommen. Bei anderen Szenarien sind die Anstiege dementsprechend geringer. Wie gut, dass das Zitat das Wort vielleicht beinhaltet, auch wenn das mit Sicherheit viele überlesen werden. 1,50 Meter wird hängenbleiben.

Teilen: