Lange Zeit hatten uns die Klimawissenschaftler vorgegaukelt, es gäbe nur noch i-Punkte in den Klimagleichungen zu setzen. Heute wissen wir, dass dies ein schwerer Fehler war. Noch immer gibt es viele große Unbekannte in den Klimamodellen. Im Februar 2015 räumte das Deutsche Klimakonsortium (DKK) ein:
Wolken – die großen Unbekannten im Klimasystem
[…] Wolken sind für systematische Messungen nicht nur schwer zugänglich, sie unterliegen auch ständiger und schneller Veränderung, sind in Form, Entstehung, Zusammensetzung und Höhenvorkommen unterschiedlich und haben deshalb verschiedene Auswirkung auf die Energiebilanz in der Atmosphäre. So wirken Wolken in tieferen Atmosphärenschichten kühlend, weil sie Sonnenstrahlen reflektieren und weniger Energie die Erdoberfläche erreicht. Hohe Eiswolken, Zirren genannt, wirken hingegen eher wärmend, da sie die Wärmeabstrahlung der Erde nicht in die Atmosphäre entlassen, sondern wieder Richtung Erdoberfläche reflektieren. […] Frank Stratmann untersucht im weltweit einzigartigen Leipziger Wolkensimulator (Leipzig Aerosol Cloud Interaction Simulator, LACIS) die Wechselwirkungen zwischen Aerosolpartikeln und Wolkentropfen: Im Kleinen wird die Wolkenbildung simuliert, die sich normalerweise bis zu einer Höhe von 15 km über der Erdoberfläche abspielt. […]
In Stratmanns Vortrag heißt es:
Was ist der Stand:
Wolken in Klimamodellen werden in der Regel nicht im Detail modelliert weil:
a) es teilweise an grundlegendem physikalischem Verständnis mangelt
b) eine Prozessmodellierung numerisch zu aufwändig ist
c) es ein grundsätzliches Skalenproblem gibt
(Wolken – Kilometerskala, Modellauflösung – Hundertkilometerskala)
d) Wolken werden in parametrisierter Form behandeltKlimamodelle müssen anhand von Messwerten validiert werden
Im März 2015 wiesen auch Sandrine Bony und Kollegen in Nature Geoscience auf die großen Fragezeichen bei der klimatischen Rolle der Wolken hin:
Clouds, circulation and climate sensitivity
Fundamental puzzles of climate science remain unsolved because of our limited understanding of how clouds, circulation and climate interact. One example is our inability to provide robust assessments of future global and regional climate changes. However, ongoing advances in our capacity to observe, simulate and conceptualize the climate system now make it possible to fill gaps in our knowledge. We argue that progress can be accelerated by focusing research on a handful of important scientific questions that have become tractable as a result of recent advances. We propose four such questions below; they involve understanding the role of cloud feedbacks and convective organization in climate, and the factors that control the position, the strength and the variability of the tropical rain belts and the extratropical storm tracks.
Im Mai 2015 brachte auch proplanta.de Klimarealimus:
Forscher nehmen Wolken ins Visier
Wie beeinflussen die Wolken den weltweiten Klimawandel? Forscher haben darauf noch keine umfassenden Antworten.
Klar sei nur eines, sagt Professor Thomas Leisner, Klimaforscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT): «Wenn sich das Klima ändert, ändern sich auch die Wolken – und umgekehrt». Doch in welchem Maße? Und in welche Richtung? In der deutschlandweit einzigartigen Wolkenkammer «Aida» versuchen Leisner und seine Mitarbeiter, Antworten zu finden. Zwei zentrale Fragen stellen sich: Werden die Wolken im Klimawandel mehr kühlend oder mehr erwärmend wirken?
Weiterlesen auf proplanta.de
In der ZDF-Fernsehdoku „Abenteuer Wolkenforschung“ kann man sich über das Thema etwas genauer informieren:
Im Oktober 2015 legte das Institute of Physical Chemistry of the Polish Academy of Sciences per Pressemiteilung nach:
Evaporation for review — and with it global warming
The process of evaporation, one of the most widespread on our planet, takes place differently than we once thought – this has been shown by new computer simulations carried out at the Institute of Physical Chemistry of the Polish Academy of Sciences in Warsaw. The discovery has far-reaching consequences for, among others, current global climate models, where a key role is played by evaporation of the oceans.