Der Umweltausschuss des Landtages Niedersachsen hielt am 16. Juni 2014 in Hannover eine Expertenanhörung zum Klimawandel ab. Es ist schön, dass sich die Politik für das Thema interessiert, liegt hier doch einiges im Argen. Eingeladen war auch Stefan Rahmstorf, der seine Vortragsfolien dankenswerterweise im Internet für alle Interessierten kommentiert hinterlegt hat (pdf hier). Nun wird man sich wundern, weshalb Rahmstorf überhaupt eingeladen wurde, ist doch seit längerem bekannt, dass selbiger mit seinen alarmistischen Thesen den extremen Außenflügel der Klimadiskussion abdeckt. Redegwandt und taktisch gewieft ist der Potsdamer, das kann man ihm nicht absprechen. In der Sache jedoch können ihm immer weniger Kollegen folgen (siehe Blogbeitrag „Rätsel Rahmstorf„). Dabei kam es in der Vergangenheit durchaus vor, dass Rahmstorf in seinem klimareligiösen Eifer die Grenzen des Erlaubten überschritt. So wurde der Forscher Ende 2011 wegen einer Blog-Attacke gegen eine Journalistin verurteilt, da er nach Meinung des Gerichts Unwahres behauptete (siehe Spiegel Online Artikel „Verurteilter Forscher: Eklat um Klimaberater der Bundesregierung“ vom 1.12.2011).
In einem Blogartikel zu seinem Auftritt in Hannover schreibt Rahmstorf sehr schön:
Ich verschwende ja nur ungern meine Zeit mit “Klimaskeptiker”-Unsinn – aber manchmal wird man als Klimaforscher nolens volens damit konfrontiert.
Im folgenden wollen wir nun einige unserer wertvollen Minuten damit verschwenden, die Folien von Stefan Rahmstorf auf wissenschaftliche Plausibilität zu überprüfen. Man darf nicht vergessen, dass Vorträge in der Regel nicht durch offizielle Begutachtungsprozesse begleitet werden, ein Peer Review also fehlt. Da kann ein unabhängiger Blick von außen nur hilfreich sein.
Die Titelfolie hat Rahmstorf mit einer sahelähnlichen Dürresezene aus Frankreich aus dem Sommer 2003 verziert. Natürlich hätte er auch Schnee und Eis aus einem der unerwarteten Kältewinter der letzten 5 Jahre nehmen können. Passte aber offenbar nicht zu seinem Thema „Globale Erwärmung: Zum aktuellen Stand der Forschung“. Ein schöner Titel, der suggeriert, dass der Referent die Vielzahl der publizierten Studien in einer 360°-Rundschau diskutieren würde. Dem ist natürlich nicht so. Alles was nicht in sein alarmistisches Konzept passt, wird ignoriert. So sucht man vergebens nach Arbeiten, die so gar nicht in das CO2-dominierte Weltbild des IPCC passen wollen:
- Neue Studie der Universität Potsdam und des Senckenberginstituts: Sonne verursachte in Kenia während der letzten 15.000 Jahre starke Schwankungen in den Niederschlägen
- Neue Studie der Universität Kiel zur Jungsteinzeit in Irland: Klimazyklen durch Schwankungen der Sonnenaktivität ausgelöst
- Meereisbedeckung der Ostsee war während der letzten 500 Jahre an die Sonnenaktivität gekoppelt
Auf Folie 6 geht Rahmstorf auf den Eiszeit-Warmzeit-Zyklus ein, der im 100.000 Jahresrhythmus abläuft und durch Änderungen der Erdbahnparameter gesteuert wird. Dabei wird eine PIK-Arbeit von Ganopolski, Rahmstorf et al. 1998 mit Simulationen zur Thematik zitiert. Vermutlich sollte den Hannoveraner Politikern hiermit gezeigt werden, dass die PIK-Modelle die Vergangenheit gut abbilden und daher auch für die Zukunft tauglich wären. Dem ist allerdings leider nicht so. In einer anderen PIK-Modellierung von 2012 rollen die PIK-Forscher wahre Schreckensszenarien zum Grönlandeis aus, die bei näherem Hinsehen nicht haltbar sind (siehe unseren Blogartikel „Kipp-Element auf wackeliger fachlicher Grundlage: Grönlands Eismassen lassen sich vom Potsdam-Institut keine Angst einjagen„). Und auch 2014 hat sich dies nicht gebessert. Neuer Pol, altes Spiel: „Der antarktische Geist aus der Flasche: PIK-Artikel zur Eisschmelze in der Ostantarktis enttäuscht mit schwacher Meeresspiegelanstiegsrate„.
Auf Folie 8 wird kurz die Ozeanversauerung als Gefahr dargestellt. Ein beliebtes Thema unter Klimaalarmisten in einer Zeit, wo sich die Temperaturen seit mittlerweile 16 Jahren hartnäckig weigern, weiter anzusteigen. Vermutlich wird Rahmstorf den Politikern verschwiegen haben, dass die Blütezeit der Korallenriffe in der Trias-, Jura- und Kreidezeit vor 150 Millionen Jahren stattfand, als die CO2-Konzentration der Atmossphäre ein Vielfaches des heutigen Wertes betragen hat (siehe unseren Blogartikel „Welche Rolle spielt die Ozeanversauerung? Eine Wissenschaftssparte mit noch vielen Fragezeichen„).